DAS KLEINE Aktien-EINMALEINS

So findest du besonders wertvolle Aktien

von Nils Matthiesen

Aktien bieten im aktuellen Zinsumfeld gute Renditechancen. Aber wie findest du solide Papiere? Zwei Kennzahlen helfen.

Wieder einmal hat die Europäische Zentralbank die Negativzinsen für Banken weiter angehoben. Heißt: Statt 0,4 Prozent müssen Banken künftig 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie überschüssiges Geld bei der Notenbank parken. Ein weiterer harter Schlag für Sparer, denn Sparbuch, Tages- und Festgeld werden wohl weiter äußerst unattraktiv bleiben.

Es gibt nur noch wenige Möglichkeiten, sein Geld effektiv anzulegen. Bleibt nicht mehr viel übrig: Immobilien, Gold und vor allem Aktien. Doch das ist vielen Deutschen zu riskant. Dabei gibt es erfolgversprechende Strategien, die das Risiko deutlich senken.

Zum Beispiel, wenn du auf Dividendentitel setzt. In diesem Fall profitierst du nicht nur von Kursgewinnen, sondern erhältst zusätzlich einen Anteil am Unternehmensgewinn in Form von Ausschüttungen. Dividenden gehören zu den am meisten vernachlässigten Aspekten des Aktienmarktes. Dabei bieten sie dir eine gute Möglichkeit, zusätzliches Einkommen zu generieren, ohne dabei ständig auf Kurse schielen zu müssen. Aber wie solche Perlen finden? Zwei Kennzahlen helfen dir dabei.

Dividenrendite: Regelmäßige Zahlungen

Die Dividendenrendite ist eine Finanzkennzahl in Prozent, die angibt, wie viel ein Unternehmen jedes Jahr im Verhältnis zum Aktienkurs an Dividenden ausschüttet. Sie wird berechnet, indem man den Wert der in einem bestimmten Jahr gezahlten Dividenden pro Aktie durch den Kurswert der Aktie teilt.

Einfaches Beispiel: Ein Unternehmen schüttet pro Aktie einen Euro pro Jahr aus und die Aktie steht bei zehn Euro, beträgt die Dividendenrendite zehn Prozent. Mit dieser Kennzahl kannst du berechnen, wie viel dir der Kauf einer Aktie pro Jahr an Rendite bringt – vollkommen unabhängig vom Kursverlauf.

KGV: Das Preisschild der Aktie

Auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist eine nützliche Kennzahl zur Beurteilung der relativen Attraktivität des Aktienkurses eines Unternehmens im Vergleich zu den aktuellen Gewinnen. Schon Benjamin Graham, der als „Vater des Value Investing“ und Warren Buffetts Mentor gilt, predigte die Vorzüge dieser Kennzahl als eine der besten Möglichkeiten schnell festzustellen, ob eine Aktie als solide Anlage taugt.

Was steckt also dahinter: Simpel ausgedrückt, ist das KGV der Preis, den ein Investor für einen Euro des Gewinns oder Gewinns eines Unternehmens zahlt. Andersherum: Wenn ein Gewinn pro Aktie von einem Euro meldet und der Kurs bei zehn Euro steht, beträgt das KGV zehn (zehn Euro pro Aktie dividiert durch ein Euro Gewinn pro Aktie = zehn KGV).

Je niedriger das KGV, desto besser – beziehungsweise desto wahrscheinlicher, dass das Unternehmen derzeit günstig gehandelt wird. Ein KGV von 15 ist der langfristige Durchschnitt im DAX.

Hast du also beide Kennzahlen parat, kannst du

  • die jährliche Rendite, die durch den Kauf der Aktie ungefähr erwarten kannst, ungefähr abschätzen.
  • günstig bewertete Unternehmen finden, die möglicherweise in Ungnade gefallen sind und für einen Bruchteil dessen verkauft werden, was sie wirklich wert sind.

KGV & Dividendenrendite: die Fallen

Also einfach Aktien mit einem niedrigen KGV und hoher Dividendenrendite herauspicken und alles ist gut? Leider ist es nicht so einfach.

  • Gewinnschätzungen, auf die Dividendenrenditen und KGV basieren, sind nicht in Stein gemeißelt. Unternehmen können weniger Gewinne einfahren, Dividenden kürzen oder beides gleichzeitig.
  • Ein niedriges KGV können auch absolute Verliereraktien aufweisen. Zum Beispiel, wenn der Kurs in Erwartung fallender Gewinne bereits ins Bodenlose gefallen ist.
  • Auch müssen Aktien mit hohem KGV nicht zwangsläufig teuer sein, wenn die Gewinne immer weiter steigen.

KGV & Dividendenrendite: Genau hinschauen

Wenn du demnach eine Aktie mit attraktiven Kennzahlen gefunden hast, recherchiere und decke die Gründe dafür auf. Ist das Unternehmen auf dem absteigenden Ast? Schwächelt der Aktienkurs schon länger? Oder steht die gesamte Branche unter Druck? Erst wenn du diese und weitere Fragen beantworten kannst, solltest du zuschlagen.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.