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10 MINUTEN. 3 FRAGEN. 1 THEMA.

Warum Frauen lernen sollten, besser zu verhandeln und sich trauen sollten, in Aktien zu investieren!

von Alicia Peters

Sind Frauen oder Männer die besseren Anleger? Auf diese Frage hat Finanzexpertin Carola Ferst eine eindeutige Antwort. Außerdem hat sie mit unserer ZASTER-Autorin besprochen, warum (junge) Frauen selbstbewusster in Gehaltsgespräche gehen sollten und wie aus mehr Gehalt in Verbindung mit einer durchdachten Anlagestrategie ein ertragreicher Kreislauf entstehen kann.

1. In unserem ersten Telefonat haben wir das Thema Gender Pay Gap angerissen. Heute würde ich gerne darauf zurückkommen. Kannst du den Begriff kurz skizzieren und einen Lösungsansatz hinsichtlich dieser Problemstellung formulieren?

Mit Gender Pay Gap ist gemeint, dass Frauen auch heute noch, obwohl sie den gleichen Job ausüben wie ein Mann, weniger Geld dafür bekommen. Das hat verschiedene Gründe. Ein Grund ist, dass Frauen leider schlechter für sich verhandeln. Sie können ihren Preis nicht so gut bestimmen, was sich schlechter auf ihr Gehalt auswirkt. Ein möglicher Lösungsansatz an der Stelle ist ganz einfach, dass Frauen lernen, Gehaltsgespräche zu führen – so unangenehm es im ersten Moment auch klingen mag. Hierfür gibt es beispielsweise tolle Kurse und Coachings, aber auch online kann man kostenfrei lernen, wie man sich besser verkauft und seinen eigenen Wert in den Vordergrund stellt. Frauen müssen trainieren, auch mal auf den Tisch zu hauen und zu sagen: „Ich erfülle für dieses Unternehmen folgende Funktionen und dafür verdiene ich so und so viel Geld mehr.“ Frauen werden schnell weich beim Verhandeln oder tun es gar nicht erst. Das muss sich ändern. Ich glaube, Frauen sind sich viele ihrer Stärken bewusst – sie müssen sie aber noch besser verkaufen.

2. Denkst du, dass Frauen und Männer ein unterschiedliches Anlageverhalten an den Tag legen? Wenn ja, wie genau sieht das aus und ist das gegebenenfalls auch gut so?

Frauen haben eindeutig ein anderes Anlageverhalten als Männer und das ist tatsächlich auch gut so. Frauen sind in den meisten Statistiken, die du dir ansehen kannst, die besseren Anlegerinnen. Wenn Frauen sich wirklich an Aktien herantrauen, was ja auch immer wieder meine Empfehlung ist, dann sind sie erfolgreich dabei. Ganz interessant ist, dass die Einschätzung, die Frauen häufig haben – „Ich kann das nicht. Das Risiko ist mir zu hoch. Ich möchte mehr Informationen sammeln und mir sicher sein, was ich kaufe.“ – Voraussetzungen darstellen, die sie zu den besseren Anlegern machen. Im Umkehrschluss ist das, was Männer zu schlechteren Anlegern macht, ihre Eigenschaft, dass sie häufig zu schnell agieren, zu überzeugt von sich sind. Das kommt ihnen im Verhandeln zugute – da ist es wichtig selbstbewusst zu sein. Beim Anlegen kann diese Eigenschaft dazu führen, dass sie Fehler machen oder zu risikoreich investieren. Im Durchschnitt, würde ich sagen, wollen sich Frauen nicht jeden Tag mit dem Thema Anlage beschäftigen, sondern möchten das einmal vernünftig geklärt haben und sich dann erstmal zurücklegen und das ist eigentlich genau die richtige Strategie, um an der Börse erfolgreich zu sein. Da gibt es so einen schönen alten Spruch: „Hin und her macht Taschen leer.“ Der sagt eigentlich viel aus. Die rasanteren Männer traden vielleicht mehr, sind im Wesentlichen bei den ganzen Neobrokern unterwegs, aber haben gar nicht die bessere Performance damit. Die Herangehensweise der Frauen ist genau richtig, sie müssen sich nur noch mehr trauen – wie im Berufsleben bei der Gehaltsverhandlung.

3. Was würdest du (jungen) Frauen für den Umgang mit Geld raten: bei der Geldanlage, im Berufsleben und im Alltag?

Im Berufsleben ist erstmal ganz wichtig – das haben wir gerade ja schon kurz geklärt – dass jede Frau sich ihren Stärken bewusst wird und sich beispielsweise auch schlau macht, was sie in der Position, die sie ausübt, verdienen kann und dann auch wirklich mit diesem Wissen in die Gehaltsverhandlung geht. Sich gut vorbereiten, Zahlen und Fakten in Verhandlungen mitbringen und wirklich hinter den eigenen Qualitäten stehen – das ist im Berufsleben wichtig.

Im Privatleben ist es wichtig, einen Überblick über seine eigenen Finanzen zu haben. Eine Frau sollte sich nie, auch wenn sie noch so verliebt ist, auf einen Mann verlassen!

Bei der Geldanlage ist es gerade für junge Frauen empfehlenswert, dass sie bereits früh loslegen – dann kann etwas Großes dabei rauskommen. Auch für Frauen ab 50, die sich fragen „Lohnt es sich noch, mit dem Geldinvestieren anzufangen?“ lohnt es sich, aber sie müssen im Grunde genommen größere Beträge ansparen. Mit 25 Euro im Monat kommst du als junge Frau auf Dauer auf tolle Erträge, wenn du mit dem gleichen Betrag erst mit 55 anfängst, ist das zu wenig. Ich verstehe auch, dass man als junger Mensch sagt „Jetzt habe ich endlich mal 800 Euro, die will ich auch auf den Kopf hauen.“ Aber ich bin der Meinung, dass man da auch mit Hinblick auf die persönliche Altersvorsorge sagen sollte „Die 25 Euro im Monat bin ich mir jetzt schon für später wert.“ Ideal wäre es doch, sich zu trauen, ein höheres Gehalt auszuhandeln und das Geld, was man durch eine gute Verhandlungsstrategie mehr hat, nachhaltig zu investieren. Wenn man geübt hat, zu verhandeln, dann kann man sich im ersten Monat nach einer erfolgreichen Gehaltserhöhung gerne einmal belohnen, sich etwas Schönes leisten und im zweiten Monat dann anfangen, es zu sparen.

ein Artikel von
Alicia Peters
Alicia Peters

Alicia hat sich im Rahmen ihres Studiengangs „Kultur der Metropole“ mit stadtkulturellen Veränderungen beschäftigt und sich nebenbei das nötige Wissen zum Leben im Großstadtdschungel Berlin angeeignet. In ihrer Kolumne "Young, broke (?) and happy" nimmt sie die Leser*innen mit auf ihren Weg zu finanzieller Selbstbestimmtheit und berichtet dabei von eigenen Erfolgen und Rückschlägen.