© Ibrahim Boran / Unsplash
Notgroschen

Warum der Notgroschen das A und O ist

von Pauline Brinkmann

Heute wurden die Zahlen der Privatinsolvenzen aus dem Jahre 2021 veröffentlicht und das Ergebnis ist schockierend: Erstmals seit zehn Jahren ist die Zahl der Privatpleiten wieder gestiegen und hat sich in diesem Zuge sogar nahe zu verdoppelt. Grund dafür sind, so Crif-Geschäftsführer Schlein, abseits der Gesetzesänderung, also einer Kürzung von fünf auf drei Jahren, die wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie.

Denn in den vergangen zwei Jahren mussten viele Menschen schmerzlich beobachten, wie wichtig es sein kann, früh genug ausreichende finanzielle Rücklagen zu bilden. Selbstverständlich können auch diese im Fall der Fälle nur temporär schützen und ferner muss man es sich überhaupt leisten können, monatlich etwas anzusparen, aber immerhin gelang es dadurch einigen wenigen in Coronazeiten eine Privatinsolvenz knapp abzuwenden.

Doch was genau meint man mit Rücklagen, sprich dem sogenannten Notgroschen?

Dies ist ein Geldbetrag, den du nicht anlegst, sondern vielmehr auf deinem Tages- oder Festgeldkonto verwahrst, um höhere ungeplante Ausgaben zu decken.Hierbei kann es sich abseits von Situationen wie der Coronapandemie um Reperaturen an deinem Haus oder deiner Wohnung, medizinische Notfälle oder umfassendere Autoreparaturen handeln.

Dieser Notgroschen schützt dich davor in finanziellen Notlagen überteuerte Kredite aufnehmen zu müssen. Denn nicht selten kann dich ein solcher Dispokredit bis zu 12 Prozent (!) im Jahr kosten. Grund ist, dass du ohne Rücklagen bei der Bank schlechtere Konditionen erhältst und dir Ratenkredite eher nicht offeriert werden. Doch wie hoch sollten deine Rücklagen sein? Selbstverständlich sind ausreichende Rücklagen immer gut und im Ernstfall hilft dir jeder Euro. Feststeht jedoch auch: Es besteht, vor allem dieser Tage ein gewisses Risiko für dein Geld und das nennt sich Inflation.

Auf Grund dessen wird allgemein ein Rücklagenrichtwert von drei bis sechs Netto-Monatsgehältern empfohlen. Die genaue Höhe hängt im Endeffekt von deiner persönlichen Lebenssituation und deinem Beschäftigungsverhältnis ab. Sprich, bist du selbstständig solltest du mehr Rücklagen haben, bist du Beamter so reichen eher weniger, hast du Kinder zu versorgen so solltest du ebenfalls mehr Geld auf der hohen Kante haben. Im Idealfall sollten deine Rücklagen ausreichen, um deine monatlichen Lebenshaltungskosten für sechs Monate zu decken. Zur Berechnung dessen solltest du deine Ausgaben für Miete/Kredite, Strom, Auto, Internet, Telefon, Versicherungen und Lebensmittel zusammenrechnen und mal sechs multiplizieren.

In der Regel empfehlen Finanzexperten den Notgroschen nicht anzulegen, beziehungsweise zumindest einen Teil dessen auf einem sicheren Konto zu verwahren. Angesichts zunehmender Inflationsraten macht es jedoch Sinn, eine teilweise Anlage in Betracht zu ziehen.

Doch wie und wo?

Feststeht zum Daytrading solltest du deinen Notgroschen auf keinen Fall verwenden. Vielmehr solltest du darauf achten, ihn risikoarm anzulegen, sprich nicht in Aktien oder ETFs mit einer hohen Volatilität. Weiterhin ist es wichtig, dass du im Fall der Fälle schnell auf dein Geld zugreifen kannst. Den Rest solltest du sicher auf einem Tagesgeldkonto verwahren. Vorteilhaft ist hierbei, dass du zumindest im Normalfall einen gewissen Zinsbetrag auf dein Vermögen erhältst und deine Ersparnisse zudem bei deutschen Banken im Insolvenzfall deiner Bank per Einlagensicherung bis zu 100.000 Euro geschützt sind.

Wann solltest du beginnen?

Wie heißt es so schön: Was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf morgen. Also: Fange am besten heute damit an, denn jeder Tag, den du zusätzlich sparst, kann dir im Ernstfall zugutekommen.

image_print
ein Artikel von
Pauline Brinkmann
Pauline studiert in Potsdam und Lausanne Rechtswissenschaften. Ihr besonderes Interesse gilt jedoch nicht Mietverträgen, sondern politischen und gesellschaftlichen Prozessen.