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„Wehe wehe wehe, wenn ich auf das Ende sehe“, schon Wilhelm Busch wusste, dass man bei bösen Buben vom Ende her denken muss. Denn diese Buben sind unberechenbar. „Die, anstatt durch weise Lehren, sich zum Guten zu bekehren, oftmals noch darüber lachten und sich heimlich lustig machten. Ja, zur Übeltätigkeit, Ja, dazu ist man bereit!“ Und so war die alles dominierende Entscheidung diese Woche, die Lieferung des Kampfpanzers Leopard 2 an die Ukraine. Ich selbst kenne den Kampfpanzer sehr gut, da ich während meines Wehrdienstes als Richtschütze auf diesem Panzer gefahren bin. Ich weiß um seine Durchschlagskraft, aber auch um seine Munitionierungsmöglichkeiten. Und jeder, der sich darüber Sorgen macht, dass diese Aufmunitionierung weitere Eskalationen bedeuten kann, muss genauso gehört und ernst genommen werden, wie das andauernde Leid der Ukrainer, die sich dadurch mehr Schutz erhoffen. Was ich aber bei der gesamten Debatte der europäischen Führungsrolle sehr vermisse, ist die massive und bedingungslose Lieferung von Diplomatie. Ich erwarte mehr Anstrengungen bei den Bemühungen von Verhandlungslösungen, konstruktiven Gesprächsformaten, Angeboten, Hintergrundgesprächen, Einbindung von russischen Verbündeten, Lösungsvorschlägen, Diskussionsgrundlagen, Friedensordnungen, Nachkriegslösungen und Deeskalations-angeboten. Und zwar ohne Rücksicht auf die Wehwehchen der Kriegslogiker.
Wein
„Volker, hol den Wein es geht um dich!“ So der Titel eines Podcasts des Private Banking Magazins, bei dem ich diese Woche zu Gast sein durfte. Wenn Sie also ein bisschen mehr zu Ihrem Kolumnisten hier erfahren möchten, dann klicken Sie doch einfach auf den Titel. Und wenn Sie Lust haben, dann machen Sie zum Hören doch auch gleich eine Flasche Wein auf, denn auch an den Börsen gibt es diese Woche etwas zu feiern. Der S&P500 Index verlässt seinen einjährigen Abwärtstrendkanal nach oben und durchstößt damit auch gleichzeitig die 200 Tage Linie. Da jubelt das Herz des Lineal-Artisten und der Weg ist frei für eine kräftige Börsenerholung. Und auch die Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum sieht 2023 viel positiver aus als erwartet. Statt Rezession steht plötzlich ein kleines Plus vor dem Komma. Wer hätte das Ende letzten Jahres vermutet, als die Stimmung der Auguren mal wieder auf einem Tiefstand war. Seit Oktober letzten Jahres ist die Schere zwischen dem US-Markt und Deutschlands Börse weit auseinandergegangen. Der Dax bei über 25% Plus. Während der S&P500 auf Euro Basis flat ist. Schau an schau an, wenn das kein Grund ist, eine gute Flasche deutschen Weißburgunder zu öffnen. Cheers.
Weinen
Vielleicht ist Ihnen diese Woche aber eher zum Weinen zumute, weil Donald Trump seinen Instagram- und Facebook-Account wieder benutzen darf? Oder weil Banken künftig 2% ihres Kapitals auch in Kryptowährungen halten dürfen? Oder weil der GfK-Konsumentenindex trotz verbesserter Inflationszahlen weiter gefallen ist? Oder Netflix-Gründer und -Chef Reed Hastings zurücktritt? Oder die BRICS-Staaten eine eigene Währung planen? Oder vielleicht finden Sie all das sogar gut, weil jede Meldung auch immer eine zweite, vielleicht auch positive, Sichtweise zulässt? In jedem Falle wünsche ich Ihnen die Fähigkeit, andere Perspektiven einnehmen zu können. So wie es uns das chinesische Schriftzeichen für Krise deutlich macht, welches gleichzeitig auch Chance bedeutet. Und damit herzlich willkommen im chinesischen Neujahr, dem Jahr des Hasen.
Ihr Volker Schilling