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WIRTSCHAFTSKRISE

Rezession: Warum wir uns warm anziehen sollten 

von Theresa v. Rehlingen-Prinz

Lange war die Rede von Inflation und ihren Auslösern. Seit Covid-19 Beginn, brachte die Federal Reserve mehr Geld als in den vergangenen 200 Jahren in den Umlauf. Geopolitische Ereignisse machten Logistik und Produktion schwer. Unsicherheit breitete sich daraufhin bei Verbrauchern aus. Zwischen Corona und Krieg liegt eine katastrophale Geldpolitik. 

Kürzlich wurde auf die vielfache Frage einiger Journalisten, ob sich die Vereinigten Staaten von Amerika in einer Rezession befinden, öffentlich und von Staatsrepräsentanten mit einer veränderten Rezession-Definition beantwortet. Vermutlich, damit die eigentliche Definition nicht mehr auf die gegenwärtige Lage anzuwenden ist. Der Grund, um Panik bei den Bürgern zu verzögern. Dass aber eigentlich Grund zur Panik oder zumindest Vorsicht besteht, wurde nicht thematisiert. Anstatt Bürger bestmöglich auf eine schwere Zeit vorzubereiten, wird die Lage heruntergespielt.  

Was ist eine Rezession?

Eine sogenannte technische Rezession liegt dann vor, wenn die Wirtschaft mindestens zwei Quartale in Folge im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresquartal schrumpft. Das ist in den Vereinigten Staaten bereits geschehen. In der Vergangenheit hing eine Rezession oft mit hoher Arbeitslosigkeit zusammen, diese ist im Moment nicht zu verzeichnen. Als Journalisten mit der Definition einer Rezession argumentierten und auf die gegenwärtige amerikanische Wirtschaft hinwiesen, antwortete unter anderem die Finanzministerin Janet Yellen, dass die schrumpfenden Quartale, keiner Rezession entsprachen und das auch nicht die Definition einer Rezession entsprechen würde. 
 
Die Vereinigten Staaten und der US-Dollar, der weltweit die meist integrierte Reservewährung ist, lässt sich gut als Leitfaden für den Rest der Welt nutzen. Kommen wir nun aber zu der deutschen Wirtschaft. Experten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft sagten für kommendes Jahr eine Rekordinflation und Rezession in Deutschland voraus. Privaten Haushalten droht also ein spürbarer Verlust an Wohlstand. 
 
Laut der Herbstprognose des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) lassen die hohen Energiepreise Deutschland nach 2023 in eine Rezession abgleiten. Im kommenden Jahr werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) voraussichtlich um 0,7 Prozent sinken. Damit korrigierte das Institut seine bisherige Prognose drastisch um 4 Prozentpunkte nach unten. Im Juni 2022 wurde noch ein wünschenswertes und kräftiges Plus von 3,3 Prozent erwartet. Die Inflationsrate dürfte der Prognose des Kieler lfW zufolge im nächsten Jahr auf ein Rekordhoch von 8,7 Prozent (!) steigen, im laufenden Jahr (2022) erwartet es eine Teuerung von 8,0 Prozent. 
 
Grund dafür seien die Marktpreise für Strom und Gas, die erst verzögert bei Verbrauchern ankommen würden. Konjunkturexperten zufolge wird sich die Inflation vorrausichtlich erst 2024 beruhigen und auf 3,1 Prozent sinken, wenn die Energiepreise wieder nachgeben. 
 
„Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Abwärtssog“, so die Kieler Ökonomen. Die jüngsten Preissprünge bei Strom und Gas dürften zu einem erheblichen Verlust von Kaufkraft in den privaten Haushalte führen. Die Kaufkraft soll im kommenden Jahr um 4,1 Prozent einbrechen – und somit so stark wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland. Die Folge dessen ist, dass der private Konsum bis weit ins kommende Jahr hinein schrumpfen wird. 

Die Konsequenzen für den Arbeitsmarkt werden als eher gering bewertet denn diese sollten aufgrund des Fachkräftemangels vergleichsweise gering ausfallen. Die Arbeitslosenquote wird demnach von 5,3 Prozent im laufenden Jahr auf 5,6 Prozent 2023 steigen. 
Die Prognosen der Kieler Forscher für die Weltkonjunktur haben sich derweil auch stark verdüstert. Die Weltwirtschaft dürfte in diesem Jahr (2022) auch nicht von Zuwachs geprägt sein. Grund sei auch, dass Chinas Wirtschaft wegen der strikten Null-Covid-Politik des Landes und Problemen im Immobiliensektor schwächelt. 

Die ersten Unternehmen in Deutschland geben bereits auf, der Konsum bricht ein: Beispielsweise Hakle. Der Toilettenpapierhersteller zählte zu einem der Profiteure der Krise. Jetzt hat die Traditionsfirma, die vor beinahe 100 Jahren gegründet wurde, Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt.  

Der mittelständische Hygienepapierhersteller ist einer der ersten Opfer der schleichenden Krise, die sich durch das ganze Land fressen wird. Holz in Toilettenpapier zu verwandeln ist energieintensiv. Hakle nutzt allein in seinem Düsseldorfer Werk jährlich 60.000 Megawattstunden Erdgas und 40.000 Megawattstunden Strom. Inzwischen ist das für das Unternehmen unbezahlbar geworden. Die explodierenden Energie- und Rohstoffpreise sind der Grund für Hakles Notlage.

In einem Interview mit dem Spiegel, warnte die DGB-Chefin Yasmin Fahimi, dass ein Dominoeffekt drohe, wenn die Regierung nicht schnell gegensteure. Dieser könnte zu einer Deindustrialisierung in Deutschland führen.

Die Unsicherheiten auf den Energiemärkten und die angespannte Versorgungslage mit Erdgas wegen des Russland-Ukraine Kriegs haben zu hohen Energiepreissteigerungen beigetragen. Die Energiepreise stiegen im Februar 2022 im Vergleich zum Februar 2021 auf allen Wirtschaftsstufen stark an. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, war importierte Energie 129,5 % teurer als im Vorjahresmonat. Die im Inland erzeugte Energie kostete 68,0 % mehr und Verbraucherinnen und Verbraucher mussten für Haushaltsenergie und Kraftstoffe 22,5 % mehr zahlen als im Februar 2021.

Hauptgrund für den hohen Anstieg der Energiepreise auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen war jeweils die Erdgaspreisentwicklung. Importiertes Erdgas war im Februar 2022 dreieinhalb Mal so teuer wie ein Jahr zuvor (+256,5 %) und Erdgas kostete über alle Abnehmergruppen betrachtet mehr als doppelt so viel (+125,4 %) im Vergleich zum Jahr (2021) davor. Der Anstieg der Energiepreise für den privaten Verbrauch war im Vorjahresvergleich vor allem durch die um 30,2 % gestiegenen Heizöl- und Kraftstoffpreise verursacht.

Die hohen Preissteigerungen für Erdgas führten auch zu höheren Strompreisen. Die Erzeugerpreise für Strom lagen im Februar 2022 über alle Abnehmergruppen hinweg ca. 66,5 % über dem Niveau vom Februar 2021. Privathaushalte kostete Strom im Vorjahresvergleich 13,0 % mehr.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Schlimmste uns noch bevorsteht. Es gibt gegenwärtig keine (schnell) umsetzbaren Lösungen, die dem Trend entgegenwirken könnten. Im Winter wird sich die wirtschaftliche Lage noch weiter zuspitzen und die Kaufkraft unseres Geldes nimmt parallel ab. Optionen, um finanziell sicher aus der Krise zu kommen gibt es trotzdem. Was für Möglichkeiten das sind, erläutere ich hier.


 

ein Artikel von
Theresa v. Rehlingen-Prinz
Theresa ist Kommunikationstrategin und Texterin. Davor arbeitete sie national und international im Venture Capital Bereich. Nebenbei beschäftigt sie sich auch viel mit weniger prominenten Alternativanlagen wie z.B. Kryptowährungen.