© Shutterstock
Inflation

Inflation: Was tun, wenn alles nach Verlusten aussieht?

von Theresa v. Rehlingen-Prinz

Wenn man das erste Halbjahr 2022 Revue passieren lässt, verzeichnete das Depot der meisten Anleger ein Minus. Die Aktienmärkte gingen Richtung Boden und steigende Zinsen führten zu einem Crash bei Anleihen. Die Inflation ist weltweit zu spüren. In den USA stieg die Inflationsrate im Juli auf 8,5 Prozent. In Deutschland notierte sie im Juli 2022 durch den temporären Tankrabatt und dem Neun-Euro-Ticket „nur“  7,5 Prozent. 

Gleichzeitig stiegen die Erzeugerpreise mit zweistelligen Raten wegen der aufbrausenden Gaspreise und Lieferkettenprobleme. Die Erzeugerpreise von heute werden sich teilweise auf die Marktpreise und die Inflation von morgen niederschlagen.  

Bei negativen Renditen nach Inflation verliert man auf dem Konto und auch mit den meisten Anleihen auf Dauer Geld. Aus der Vergangenheit abgeleitet, wird durch die konjunkturelle Abschwächung deshalb in Europa die Zentralbank reagieren und die Zinsen weiter anheben. Eins ist aber klar, es wird noch einige Zeit brauchen bis sich die Konjunktur wieder erholt. 

Wie also soll man in diesem abschreckenden Kontext investieren?  

Eine Lösung könnten Sachwerte statt Geldwerte sein. Konkret heißt das, Aktien, Immobilien oder auch Gold. 

Auch Christopher Bruns, Portfoliomanager bei der Vermögensverwaltung Loys nach zu urteilen, seien Aktien gegenwärtig die interessanteste Anlageklasse. Hochqualitative Unternehmen stehen unter ihrem eigentlichen Wert und sind somit zu Ausverkaufspreisen zu haben. Das bietet eine gute Einstiegsgelegenheit für Investoren. Unterbewertungen sind auch bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen zu verzeichnen. Deutsche Beispiele hierfür sind Sixt, Fuchs Petrolub oder Amadeus FiRe: „Auch Henkel und Adidas oder Energiegesellschaften wie Shell, BP, TotalEnergies oder Eni sehen attraktiv aus“, meint Bruns.  

Auf Wachstumsaktien zu setzten, die (noch) unprofitabel sind, ist im Umfeld steigender Zinsen in der Regel nicht empfehlenswert. Hier ist es lohnenswert, sich zu überlegen, welche Unternehmen und Produkte momentan und auch längerfristig den heutigen Bedarf decken. Tanker-Reedereien, die sich auf den Transport von Rohöl oder LNG spezialisiert haben, sollten profitieren“, sagt Adrian Roestel, Leiter Portfoliomanagement beim Münchner Vermögensverwalter Huber, Reuss & Kollegen.  

Sich große und profitable Technologieunternehmen anzuschauen, ergibt momentan auch in vielerlei Hinsicht Sinn. Diese Unternehmen haben meistens geringe Input- und Energiekosten, einen geringen Kapitalbedarf, aber dafür eine starke Machtstellung. Viele Werte haben sich im ersten Halbjahr halbiert, ohne an Perspektive zu verlieren. Wenn man also von der Zukunft eines Unternehmens überzeugt ist und deshalb auch geduldig sein kann, macht es Sinn in diese zu investieren.   

Bei Gold spaltet sich die Meinung: Einige Vermögensverwalter sind skeptisch und sehen das Edelmetall strukturell gar als Verlierer der vergangenen Jahre. Gold konnte von den jahrelangen Nullzinsen kaum profitieren und selbst die steigende Inflation half dem Goldpreis nicht.  Andere Experten sehen Gold nach wie vor als Stabilisator, der sehr gut in ein Portfolio passt. Seit tausenden von Jahren hat Gold einen hohen Wert für Menschen und das wird sich so schnell auch nicht ändern. 

Alternativ gibt es noch das digitale Gold, wie die Kryptowährung Bitcoin genannt wird. Die Kryptowährung ist in den letzten Monaten vom Kurs her stark gesunken und hat sich von ihrem letzten Hoch beinahe gedrittelt. Ähnlich wie bei Aktien, muss man auch hier in sich gehen und überlegen, ob man von der Zukunft des Netzwerks und der damit verbundenen Währung überzeugt ist. Falls man es ist, dann sollte der Kursfall einen nicht beunruhigen, sondern stattdessen zum Investieren anstoßen.  

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich trotz der weltweit beunruhigenden Wirtschaftslage Chancen finden lassen. Ob das Aktien, Immobilien oder (digitales) Gold sind, bleibt dem Einzelnen überlassen. Auch bei tiefer Recherche und Zuversicht sind die meisten Investitionen spekulativ. Geld bei Inflation auf dem Sparkonto zu lassen, ist trotzdem nicht empfehlenswert. Man muss sich also darüber bewusst sein, dass das Geld, dass man investiert, Geld ist, dass schlimmstenfalls verloren gehen kann. Bestenfalls geht man aber mit Gewinnen aus der Krise.   

ein Artikel von
Theresa v. Rehlingen-Prinz
Theresa ist Kommunikationstrategin und Texterin. Davor arbeitete sie national und international im Venture Capital Bereich. Nebenbei beschäftigt sie sich auch viel mit weniger prominenten Alternativanlagen wie z.B. Kryptowährungen.