Modellversuch in Japan

Microsoft hat die Vier-Tage-Woche getestet — und für gut befunden

von Moritz Weinstock

Weniger Arbeitstage, mehr Wochenende. Dieses Zeitmodell hat der Software-Hersteller einen ganzen Monat in Japan getestet. Was herausgekommen ist, erklärt dir ZASTER.

Arbeitgeber wollen heute vor allem eins sein: attraktiv und modern genug, um die Besten der Besten magisch anzuziehen. Denn der Arbeitsmarkt ist in Zeiten von Fachkräftemangel und Digitalisierung umkämpft wie selten. Genau deshalb werben sie um die Gunst der jungen Kreativen mit flexiblen Arbeitszeiten, Homeoffice, ansprechenden Büroräumen, die zum Verweilen einladen und flachen Hierarchien.

Vom kostenlosen Kaffee hab ich nich viel

Solche, für viele Millennials fast schon selbstverständliche Dinge, ziehen allerdings nicht mehr ganz so stark, wie noch vor einigen Jahren. Der kostenlose Kaffee gehört einfach dazu, das Mineralwasser sowieso. Schließlich leistet man viel und wenn eines der Firma wichtig sein sollte, dann das Wohl ihrer Mitarbeiter. Gerade in Japan kommt genau das aber oft so kurz, dass die Menschen bis zur Erschöpfung Überstunden sammeln und sich mitunter sogar daran zugrunde richten.

Freizeit statt eiserne Disziplin

Um Negativschlagzeilen, wie „Tod durch Überstunden“ oder dergleichen zu entgehen, hat Microsoft am Standort Japan nun einen Modellversuch gewagt und seinen Mitarbeitern Zwangsurlaub verordnet. Natürlich waren Schreckensnachrichten nicht der ausschlaggebende Grund für die Vier-Tage-Woche. Vielmehr wollte der Software-Hersteller in Erfahrung bringen, inwiefern eine verkürzte Arbeitswoche die Produktivität der Mitarbeiter beeinflusst. Wie genau das gemessen wurde, ist unklar. Einiges spannende Dinge konnten dennoch festgestellt werden.

Weniger Meetings, weniger Kosten

Einen ganzen Monat lang hatten alle Mitarbeitet bereits am Freitag Wochenende. Hat es ihnen gefallen? Klar! Mehr als 90 Prozent gaben bei einer internen Umfrage an, dass sie die Vier-Tage-Woche gerne beibehalten würden. Konnte der gleiche Berg Arbeit in kürzerer Zeit erledigt werden? Sogar noch besser, denn die Mitarbeiter haben effizienter gearbeitet und waren erholter im Unternehmen. Weitere Vorteile ergaben sich schlicht durch ihre Abwesenheit am fünften Arbeitstag. Denn ein Tag weniger pro Woche, bedeutete weniger gedrucktes Papier (60 Prozent weniger), weniger Energiekosten (um fast ein Viertel gesunken) und weniger zeitverschlingende Meetings.

Hat das Modell Zukunft?

Für Microsoft lief der Testmonat so gut, dass man bereits überlegt, einen zweiten Testmonat durchzuführen. Andere Unternehmen sind da bereits weiter und haben ähnliche Modelle fest etabliert. Laut Spiegel Online können Mitarbeiter des neuseeländischen Fondsunternehmen „Perpetual Guardian“ beispielsweise frei entscheiden, welchen Tag der Woche sie zum Urlaubstag erklären. Nicht schlecht oder?

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.