Geld im Song

Melodien und Millionen: „Bills, Bills, Bills“ (Destiny’s Child)

von Marcus Schwarze

ZASTER erklärt in „Melodien und Millionen“ regelmäßig ein Lied über die zweitschönste Sache der Welt. Heute: „Bills, Bills, Bills“ von Destiny’s Child.

Das singen sie:

Can you pay my bills
Can you pay my telephone bills
Can you pay my automo-bills
If you did then maybe we could chill
I don’t think you do
So, you and me are through
Can you pay my bills
Can you pay my telephone bills
Can you pay my automo-bills
If you did then maybe we could chill
I don’t think you do
So, you and me are through

Das meinen sie:

Der Song der US-amerikanischen R&B-Girlgroup handelt, man möchte es kaum glauben, von der Bequemlichkeit der Männer. Wenn die Ladies im Refrain singen:

Kannst du meine Rechnungen zahlen?
Kannst du meine Telefonrechnungen zahlen?
Kannst du meine Rechnungen für das Auto zahlen?
Wenn du das tun würdest, könnten wir entspannen.
Ich denke aber nicht, dass du das machst
also ist das Ding zwischen mir und dir gegessen

– dann wollen sie keinesfalls die oberflächliche Einstellung einer behäbigen Ehefrau an den Tag legen. Im Gegenteil: Vor dem Refrain bemängeln „Destiny’s Child“ die Einstellung des besungenen Herrn. Dieser, so ist dem Text zu entnehmen, war früher eifrig, fleißig, noch bemüht um die Dame an seiner Seite. „Nahmst mich an Orte mit, die ich nie gesehen habe, aber jetzt, wirst du bequem“, heißt es da etwa.

Oder weiter: „Du machst nicht mehr das, was du früher für mich gemacht hast. So langsam lässt du mich alle Rechnungen bezahlen, was eigentlich deine Sache wäre.“ Wie viele Ehemänner, Lebensgefährten oder Verlobte scheint sich auch der im Song besungene Herr in Sicherheit zu wiegen und anzunehmen, dass er sich seiner Herzdame sicher sein kann. Ohne sich zu bemühen, wird er zum Schnorrer, nutzt auch ständig das Auto, ohne es wieder zu betanken. Bestimmt ist es nicht Ansinnen der Sängerinnen, es sich auf dem Geld-Polster eines gutsituierten Mannes bequem zu machen.

Aber dieser im Song geäußerte Wunsch vieler Frauen ist sicher nicht verwerflich: einen Mann an der Seite zu haben, der einen im Ernstfall versorgen und über Wasser halten kann. Etwa in Zeiten des Mutterschutzes, wenn die Zeiten zweier Vollverdiener vorbei sind.

Fun Fact:

„Bills, Bills, Bills“ (1999) war der zweite Hit von „Destiny’s Child“, der aus einer Wiederholung dreier Wörter bestand. Der erste Hit dieser Art war „No, No, No“ aus dem Jahr 1997. „Bills, Bills, Bills“ erschien auf dem Album „Writings on the Wall“.

Lucky Numbers

„Bills, Bills, Bills“ führte ununterbrochen für neun Wochen die US-„Hot R&B/Hip-Hop Singles“-Charts an und war damit einer der wenigen Nummer-Eins-Hits dieser Charts, die sich für ganze neun Wochen dort hielten. Außerdem war der Song die neuntbeste verkaufte Single des Jahres 1999 in den USA.

Perfekter Soundtrack für …

… das Grübeln, ob du vielleicht mit deinem Freund Schluss machen solltest, wenn du dir wegen der oben genannten Problematik unsicher bist. Natürlich soll der Song – und auch dieser Text – kein Plädoyer dafür sein, mit einem Mann nur wegen finanzieller Vorteile zusammen zu sein. Aber dennoch ist der Wunsch nach finanziellem Zusammenhalt durchaus verständlich und legitim. Für einen Mann, der Frauen finanziell ausnutzt, ist emotionales Ausnutzen oft der nächste Schritt.

Foto: Pete Sekesan, CC-by-2.0 https://www.flickr.com/people/…

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Marcus Schwarze