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Klug Investiert

Mathematische Fondskonzepte: Stildiversifikation für das Portfolio nach klaren Regeln

von Zaster Redaktion

In der Welt der Geldanlage bieten Mischfonds eine attraktive Möglichkeit, breit gestreut und dennoch flexibel zu investieren, ohne sich mit dem aktuellen Marktgeschehen beschäftigen zu müssen.

Spezialisten kümmern sich – im Rahmen des Konzepts – aktiv um die Zusammensetzung des Fonds und passen die einzelnen Positionen regelmäßig an die Marktlage an, um Chancen zu nutzen und Risiken zu begrenzen.

Viele Anbieter greifen dabei allerdings auf einen nahezu identischen Werkzeugkasten zurück, der im Laufe der Jahre mehr oder weniger unverändert geblieben ist: Filter, Scoring-Systeme oder ähnliche Ansätze sorgen dafür, dass sich viele Fonds nur marginal voneinander unterscheiden und letztlich austauschbar werden. Immer mit dem Blick auf starre Investmentquoten, die Aktien und Anleihen in vorgegebenen Verhältnissen kombinieren, teilweise auch mit weiteren Anlageklassen wie Rohstoffe oder Immobilien. 

Moderne Mischfonds: Vorteile mathematischer Investmentstrategien 

Innovative Mischfondskonzepte nutzen gegenüber den herkömmlichen Ansätzen quantitative oder mathematische Modelle, um ihre Anlageentscheidungen zu treffen. Diese Strategien basieren auf Datenanalysen, Wahrscheinlichkeiten und systematischen Regeln – und bringen folgende Vorteile:

Disziplinierte Entscheidungen: Emotionen bleiben außen vor – das Modell folgt einem festgelegten Regelwerk.

Konsistenz: Das Vorgehen ist nachvollziehbar und objektiv – unabhängig von menschlicher Stimmung oder Marktpanik.

Schnelle Reaktion: Modelle erkennen Trends und Risiken oft schneller als Menschen – und passen das Portfolio automatisch an. Besonders in volatilen Marktphasen können solche Modelle helfen, Verluste zu begrenzen oder Chancen frühzeitig zu nutzen.

Viele Strategien haben zudem ihre eigenen USP und sind kaum kopierbar. Damit eigenen Sie sich auch nicht nur als Einzelinvestment, sondern können mit ihrem einzigartigen Stil in jeder Portfoliokonstellation zur Diversifikation beitragen.

Beispiel: Anlagestrategie nach dem Margrabe-Ansatz 

Wie eine moderne Mischfondsstrategie aussehen kann, zeigt das Beispiel der Margrabe-Rendite. Dieser mathematische Ansatz basiert auf einer 1978 von William Margrabe entwickelten komplizierten Formel,   die neben der Performance der Basismärkte auch die Volatilitäten und Korrelationen berücksichtigt. Die Formel diente ursprünglich der Bewertung von speziellen Optionen und fußt auf den Kenntnissen von Fischer Black und Myron Scholes – die Entwickler der nobelpreisgekrönten modernen Optionspreistheorie. Aus der Margrabe-Formel hat dann die Literatur eine Handelsstrategie entwickelt – die Margrabe-Strategie. Das Besondere dabei: Die Basis dieser Strategie steht auf einem felsenfesten finanzmathematischen Fundament.

Nach der Margrabe-Strategie ist der flexible Austausch zwischen zwei Anlageklassen nach beiden Seiten und somit eine dynamische Allokationsstrategie möglich. Das Ziel ist es, jeweils die aussichtsreichere Anlageklasse zu priorisieren und so das Risiko-Rendite-Profil des Fonds zu optimieren. Zum Jahresanfang startet der Manager beispielsweise mit einem festen Anteil von 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Anleihen. Über die Austauschoptionen kann er während eines Kalenderjahrs regelmäßig rückwirkend in die jeweils bessere Klasse investieren. Auf der einen Seite ist das Anlagekonzept so in guten Börsenzeiten durch die Aktienkomponente dabei, in schwächeren Marktphasen bringen schwankungsärmere Anleihen sichere Zinszahlungen und Stabilität. 

Ein Fondskonzept mittels des mathematischen Margrabe-Ansatzes ist für Anleger sehr planbar, denn die Strategie ist „backtestbar“ und somit in hohem Maß transparent. Zu jedem Zeitpunkt in der Vergangenheit kann die exakte Allokation berechnet werden, ohne eine systematische Fehleinschätzung in den Ergebnissen zu erhalten. Auf die Zukunft projiziert, kann so ein Ansatz diese natürlich nicht voraussagen, aber auf Basis von Erwartungen jedes Szenario und damit die zu erwartende Entwicklung des Fonds errechnen. 

Ansätze wie die Margrabe-Formel können auch „nur“ die Basis für eine Fondsstrategie sein und werden dann von den verantwortlichem Fondsberater bzw. Fondsmanager weiterentwickelt und damit zusätzlich individualisiert bzw. optimiert, was den USP nochmal erhöht. Der Bernhardt Capital Global Fund kombiniert auf Basis einer Neutralgewichtung beispielswiese globale Aktienmärkte mit US-Treasuries, um durch eine flexible Gewichtung stets die renditestärkere Anlageklasse zu bevorzugen und so dem Markttrend zu folgen. Das Ziel ist es, aktienmarktähnliche Renditen zu erreichen und das Risiko bei großen Marktrückgängen abzufedern. 

Fazit

Wissenschaftlich fundierten Mischfonds sind – gerade in einer Zeit unsicherer Märkte – eine vielseitige Lösung für Anleger, die breit gestreut investieren möchten. Eine Wunderformel, die jedes Jahr Rendite produziert, ist der Magrabe-Ansatz natürlich nicht. Verluste kann der Anleger auch hier einfahren. Mit ihren einzigartigen Strategien sind mathematische Ansätze im Kontext der Portfolio-Diversifikation eine durchdachte, systematische Ergänzung und bieten die Chance mit unterschiedlichen Mischfondsstrategien, also verschiedenen Anlagestilen, das Gesamtportfolio zusätzlich zu differenzieren und so die Abhängigkeiten von klassischen Anlageklassen und damit auch das Gesamtrisiko weiter zu verringern.

Ein Gastbeitrag von Dr. Matthias Bernhardt. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter der Bernhardt Capital GmbH und Initiator des Bernhardt Capital Global Fund. Bereits während seiner vorherigen Tätigkeiten als Fondsmanager beschäftigte er sich schon seit mehreren Jahren mit dem mathematischen Ansatz der Margrabe-Strategie und hat diesen für institutionelle Anleger entwickelt, erprobt und kontinuierlich verbessert. Zudem ist er als Dozent an der Universität in Salzburg tätig. 

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Zaster Redaktion
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