Drei Fragen – drei Antworten von Malte Dreher

Gutes tun und Rendite erzielen müssen kein Gegensatz sein

von Carola Tunk

Was gehört eigentlich zu einem klugen nachhaltigen Investment dazu? Wie nutzen Fondsmanager Big Data? Und wie smart können Indexfonds sein? Drei Fragen an den ZASTER-Finanzexperten Malte Dreher.

Beflügelt nachhaltiges Investieren die Performance?

Diese Frage ist so alt wie die ältesten Nachhaltigkeitsfonds, und die sind immerhin schon seit Anfang der 90er Jahre auf dem Markt. Eine klare Antwort fällt auch deshalb so schwer, weil es häufig schon an der Definition hapert, was zu einem korrekten nachhaltigen Investment dazugehört. Immerhin dort hat sich in den vergangenen Jahren ein kurz ESG genannter Mindeststandard etabliert. Die drei Buchstaben stehen für „Environment Social Governance“, auf Deutsch Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Demzufolge gilt ein Unternehmen als nachhaltig, wenn es in allen drei Bereichen ein besseres Bild abgibt als das Gros vergleichbarer Wettbewerber – wenn es also die Umwelt weniger schädigt, Mitarbeiter und Zulieferer besser behandelt und sich der Öffentlichkeit gegenüber transparent und fair verhält.

Doch wird solch lobenswertes Verhalten an der Börse auch belohnt? Auf der Basis von insgesamt 2.200 bis in die 70er Jahre zurückreichenden Studien hat dazu jüngst die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors (AGI) Zahlen veröffentlicht, die auf den ersten Blick ernüchternd erscheinen. Demzufolge kommen nämlich die meisten Studienautoren zu neutralen oder gemischten Ergebnissen. Lediglich 16 Prozent von ihnen bescheinigen einen eindeutig positiven Effekt auf die Performance.

Letztlich kommt es jedoch wie fast überall auf die Betrachtung an. Denn das Ergebnis lässt sich auch so interpretieren: Gutes tun und Rendite erzielen müssen kein Gegensatz sein. So sehen es offenbar auch mehr und mehr Anleger: Mittlerweile sind AGI zufolge weltweit schon rund 68 Billionen US-Dollar nach ESG-Kriterien investiert.

Wie nutzen Fondsmanager Big Data?

Wieder so ein Begriff, der sich als Schlagwort aus dem Englischen eingebürgert hat. Er bezeichnet Datenmengen, die zu groß, zu komplex und zu schnelllebig sind, um sie mit herkömmlichen Methoden der Datenverarbeitung auszuwerten. Dazu zählen unter anderem jegliche von Unternehmen über ihre Kunden gesammelte Daten, aber auch die Ergebnisse von Suchmaschinen im Internet und die Kommunikation in sozialen Netzwerken.

Auch wenn bei der Verarbeitung strenge Anforderungen in punkto Datenschutz gelten: Cleveren Fondsmanagern bietet Big Data mittlerweile vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, Geld zu verdienen. Ein aktuelles Beispiel dazu hat jüngst die US-Gesellschaft Blackrock veröffentlicht. Demzufolge überarbeitete eine globale Fast-Food-Kette mit mehr als 14.000 Lokalen in den USA das Design ihrer Restaurants und ihrer Menüs. Dass diese Maßnahme bei Kunden und Bankanalysten gleichermaßen gut ankam, konnten die Blackrock-Manager anhand ihrer systematischen Big-Data-Analysen frühzeitig einschätzen. Sie deckten sich mit der Aktie ein, die einige Monate später nach Veröffentlichung eines über den allgemeinen Erwartungen liegenden Quartalsberichts tatsächlich kräftig in die Höhe schoss.

Darüber hinaus hat Big Data Blackrock zufolge noch einen weiteren positiven Effekt: Der technische Fortschritt – Stichwort Künstliche Intelligenz – macht es für aktive Fondsmanager immer billiger, die relevanten Informationen zu erheben und weiterzuverarbeiten. Da die Branche sich seit Jahren massiver Konkurrenz durch kostengünstige Indexfonds ausgesetzt sieht, dürften diese Kostenvorteile zügig an die Anleger weitergegeben werden.

Wie smart können Indexfonds sein?

Indexfonds, kurz ETFs für Exchange Traded Funds genannt, bilden Börsenbarometer wie Dax, Euro Stoxx 50 oder S&P 500 nach? Ja, im Wesentlichen tun sie das – aber nicht ausschließlich. Seit einigen Jahren drängt eine neue Indexfonds-Spielart auf den Markt, die sich Smart-Beta- oder auch Faktor-ETF nennt. Ihre Erfinder versprechen Abhilfe gegen die größte Schwäche, die ein traditioneller Indexfonds aufweist, nämlich die Gewichtung der enthaltenen Aktien nach ihrer Marktkapitalisierung. Als Folge dieser Regel sind zuvor stark im Kurs gestiegene und dadurch teuer gewordene Aktien besonders prominent vertreten.

Ein Smart-Beta-ETF ignoriert dagegen die Größe eines Unternehmens und konzentriert sich auf Gesetzmäßigkeiten, die sich in der Vergangenheit langfristig fast immer bewahrheitet haben. Dazu gehört zum Beispiel, dass unterbewertete oder im Kurs deutlich weniger schwankende Aktien den Markt auf sehr lange Sicht fast immer schlagen. Ähnliches gilt für Unternehmen, deren Aktie sich kurzfristig in einem Aufwärtstrend befindet oder die ihr zur Verfügung stehendes Kapital besonders effizient nutzen. Aus diesen Unternehmen werden dann neue Indizes gebildet, die der Smart-Beta-ETF abbildet.

Dafür, das Smart-Beta-ETFs dauerhaft besser abschneiden als aktive Fonds oder klassische ETFs, gibt es natürlich keine Garantie. Zwar sind sie in der jährlichen Verwaltung deutlich günstiger als traditionelle Investmentfonds, aber immer noch etwas teurer als ein reiner Index-Folger. Zudem kommt es immer wieder vor, dass manche der Faktoren, auf die Smart-Beta-ETFs setzen, an der Börse vorübergehend aus der Mode geraten. Langfristig sollten Anleger mit ihnen jedoch gute Ergebnisse erwirtschaften können – vorausgesetzt, sie halten auch in Schwächephasen daran fest.

ein Artikel von
Carola Tunk
Carola Tunk wuchs in einem Haus mit einer Bibliothek auf, findet das Internet aber auch ganz ok. Bis sie sich eine Karriere als Romanautorin leisten kann, schreibt sie für ZASTER. Carola über ihr Verhältnis zu Geld: „Ich liebe Luxus, aber im Herzen bin ich Sozialist.“