Kein Gender-Pay-Gap mehr

Frauen im Vorstand verdienen mehr als Männer

von Moritz Weinstock

In einer neuen Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young kam heraus: Frauen im Vorstand von DAX 30 Unternehmen verdienen mehr als Männer.

An der Spitze musst du sein, dann kommt die Kohle von ganz allein. Oder so ähnlich. Die Beratungsgesellschaft Ernst & Young hat sich die Gehälter der Vorstandsmitglieder deutscher Unternehmen angeguckt und festgestellt: Während Männer 2018 im Durchschnitt 0,5 Prozent weniger verdienten als noch 2017, stieg die Bezahlung bei Frauen um stolze 6,5 Prozent.

Dennoch geht es den Männern nicht schlecht, denn der Mittelwert der Jahresgehälter von Führungspersonen lag im vergangenen Jahr bei mehr als 2 Millionen Euro. Trotzdem ist ein Abwärtstrend erkennbar. Den letzten Höchststand konnten die Herren der Schöpfung 2013 verbuchen, seitdem ging es kontinuierlich bergab. Rund 30.000 Euro fehlen ihnen heute in der Portokasse.

Frauen verdienen einen Porsche mehr …

Ganz anders sieht es bei den Frauen aus, vor allem in den DAX 30 Unternehmen. Denn wer als Dame im Vorstand sitzt, darf sich im Durchschnitt über eine Jahresvergütung von mehr als 3 Millionen Euro freuen. Männer verdienten 2018 im Schnitt 120.000 Euro weniger, so viel wie ein neuer Porsche 911 derzeit kostet.

Noch spannender als der Vergleich zwischen 2017 und 2018 ist jedoch der Blick auf die zurückliegenden sechs Jahre. Denn entgegen jeder Vermutung, hat sich das sogenannte Gender-Pay-Gap, also die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen in gleicher Position, zumindest im Bereich der Vorstandsvorsitzenden geschlossen. Laut der Studie sind die Gehälter der Frauen „zwischen 2013 und 2018 um etwa 16 Prozent angestiegen“. Bei den Männern „erhöhte sich im selben Zeitraum die Vergütung (…) lediglich um ein Prozent.

… aber nicht überall!

Anders sieht es bei den Vorständen der MDAX- und SDAX-Unternehmen aus. Während die Frauen 2017 auch im MDAX an den Männern vorbeigezogen sind, fielen ihre Gehälter 2018 auf den Tiefstand von 2014 zurück. Männliche Vorstände verdienten im Schnitt 120.000 Euro mehr als Frauen und führen nun wieder im Verdienstvergleich. Nahezu unverändert sieht es im SDAX aus, obwohl die Bezahlung sowohl für Männer (+ 8 Prozent) als auch für Frauen (+ 15 Prozent) zulegte. Denn auch im Rückblick auf die vergangen sechs Jahre, ist die Lücke zwischen den Gehältern noch nicht geschlossen, und Männer verdienten mit durchschnittlich 926.000 Euro Jahresgehalt um etwa 15 Prozent mehr als ihr weiblichen Gegenspieler.

Fazit

Die schwächelnde deutsche Konjunktur, neue Herausforderungen, bedingt durch die Globalisierung und den Klimawandel, bedeuten harte Zeiten und teure Veränderungsprozesse für deutsche Unternehmen. Auch deshalb rechnen die Experten von Ernst & Young „mit weiteren Rückgängen bei der Gesamtvergütung.“ Dazu Dr. Jens Massmann, Partner und Spezialist für Vorstandsvergütung bei EY:

Viele führende deutsche Konzerne befinden sich in einer Umbruchphase und leiden zudem unter den internationalen handelspolitischen Spannungen sowie der Konjunkturflaute. Die Gewinne sinken, die Aktienkurse sind unter Druck. Daher müssen sich die Vorstände und vor allem die Vorstandsvorsitzenden wohl auf weitere Gehaltseinbußen einstellen.

Dr. Jens Massmann, Partner und Spezialist für Vorstandsvergütung bei EY
ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.