Die große Kryptoserie – Teil 4

Ethereum bietet Netzwerk mit unglaublichen Möglichkeiten

von Jonas Rüffer

Kryptowas?
Von Bitcoin bis Ethereum, von Blockchain bis Mining. Unsere große Kryptoserie macht Sie zum Experten von digitalen Währungen. Heute in Teil 4: Ethereum, die bis dato stärkste Konkurrenz zu Bitcoin.

Ethereum (ETH, 2015)

Ethereum ist nach Börsenwert die Nummer zwei unter den Kryptowährungen. Damit können Menschen den sogenannten Ether (ETH) hin und her verschicken. Bei Ethereum ist die Währung kein Coin, sondern ein Token, was anzeigt, dass er noch mehr Funktionen als die eines reinen Zahlungsmittels erfüllt.

Ethereum kann man sich als riesigen Weltcomputer vorstellen. Die Währung basiert auf einer Blockchain, und das Ethereum-Netzwerk bietet zudem die Möglichkeit, Apps auszuführen.

Ein Beispiel: Jedes Smartphone läuft über eines der verschiedenen Betriebssysteme – sei es Android oder das Apple-System iOS. Neue Apps werden so programmiert, dass sie auf mindestens einem der beiden Systeme laufen. So kann ein Handy mehrere Apps von ganz unterschiedlichen Entwicklern ausführen.

Das Ethereum-Netzwerk basiert auf dem gleichen Prinzip. Jede App kann darin ausgeführt werden und das vor allem dezentral, weswegen sie auch DAPPS genannt werden, ein Kürzel für Dezentrale Apps. Diese werden direkt im Netzwerk statt auf dem Handy, Laptop oder Tablet ausgeführt, und Nutzer können auf alle bereits vorhandenen Apps zugreifen, ohne sie selbst zu besitzen.

Eine weitere Besonderheit des Ethereumnetzwerk sind die sogenannten Smart Contracts, sprich schlaue Verträge. In der Regel basieren Verträge in der Blockchain auf dem „Wenn-Dann-Prinzip“: Das heißt, wenn eine Sache gegeben ist, dann passiert eine andere – etwa, wenn Person A ihre Zustimmung zu einem Transfer gibt, erhält Person B den Betrag. Ethereum erlaubt es den Entwicklern, autonome Verträge darüber hinaus beispielsweise als Konten anzulegen, bei denen Gelder erst dann ausgezahlt werden, wenn ein bestimmter Prozentsatz an Mitgliedern zustimmt.

Noch ein Beispiel: Stellen Sie sich eine App vor, die ähnlich wie Airbnb funktioniert. Der Unterschied besteht darin, dass Sie die Wohnung, die Sie gemietet haben, mit einem QR-Code öffnen können. Diese App funktioniert vollkommen autonom im Ethereum-Netzwerk. Möchten Sie also eine Wohnung mieten, führen Sie die App aus, suchen sich Ihr Wunschobjekt raus und bezahlen im Netzwerk mit dem Token, dem Ether. Dadurch ist ein Smart Contract entstanden, und Sie bekommen im Gegenzug automatisch vom Netzwerk den Code für die Wohnungstür, da das „Wenn-Dann-Prinzip“ erfüllt wurde. Das Beispiel verdeutlicht, dass es keine Kommunikation mehr zwischen Personen geben muss, sondern alles automatisch verläuft.

Worin besteht der Vorteil? Genauso wie beim Bitcoin ist die Blockchain gegen Manipulationen abgesichert. Das heißt, ist eine App erstmal im Netzwerk integriert, kann sie schlecht geändert oder etwa verboten werden. Befürworter sagen zum Beispiel, dass dann auch Menschen aus Ländern auf die Apps zugreifen können, die dort zensiert sind – beispielsweise Facebook und WhatsApp in China. Bestandteile des Ethereum-Netzwerks lassen sich nicht einfach verbieten, da es dezentral ist und nirgends große Datenzentren stehen, auf die Regierungen zugreifen könnten. Stattdessen sind alle Daten in der Blockchain gespeichert. Es gibt keine Firmenadresse, die Apps laufen autonom und alle Nutzer haben Zugriff auf das Netzwerk. Um das Netzwerk abzuschalten, müsste man also alle Computer abschalten, die mit dem Netzwerk verbunden sind – schwer vorstellbar. Die autonomen Apps im System sparen zudem durch die Smart Contracts viele Kosten und Arbeitsaufwand.

Allerdings birgt auch Ethereum die im zweiten Teil dieser Serie genannten Gefahren. Eine App, die im Netzwerk autonom funktioniert, ist kaum zu kontrollieren.

Auch in diesem Teil haben wir ein Erklärvideo für Sie hinzugefügt:

Eine Anekdote: Der Gründer von Ethereum, Vitalik Buterin war erst 18, als er Ethereum gegründet hat. Einer der Gründe war das Spiel „World of Warcraft“. Der junge Buterin spielte es leidenschaftlich gerne. Jedoch brauchte er eine Kreditkarte, um im Spiel Gegenstände zu kaufen – er besaß aber keine und ärgerte sich über dieses komplizierte Bezahlsystem zwischen Mensch und Maschine. Smart Contracts sind in der Konsequenz eine Lösung dieses Problems.

Wenn Sie noch nicht genug haben von unseren Kryptowährungen, dann geht es nächste Woche weiter mit Teil 5. Dann erklären wir Ihnen das Zahlungsnetzwerk für klassische Währungen und Kryptowährungen: Ripple.

ein Artikel von
Jonas Rüffer
Jonas Rüffer (Jahrgang 1991), ist seit Februar Teammitglied der Zasterredaktion. Vorher hat er seinen Master in Politik abgeschlossen. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit Servicethemen wie Kryptowährungen oder Geld- und Finanzpolitik.