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FINANZWISSEN

Charlie Munger’s Investitionsgrundsätze

von Zoe Brunner

Der Autor Charlie Munger verwendet immer seine Checklisten-Methode, wenn er Entscheidungen in Bezug auf Investitionen oder das Leben trifft. Seine Checkliste ist fast schon von philosophischer Natur und enthält einige Weisheiten. Wer nach wie vor seine ideale Investitionsstrategie sucht, könnte hiervon lehrreiche Gesichtspunkte gewinnen.  

Charlie Mungers nennt in seinem Buch „Poor Charlie’s Almanack“ die Kernprinzipien seiner Anlagestrategie.

Die Checkliste basiert auf seinem Gitterwerk mentaler Modelle, die ihm helfen, kognitive Verzerrungen zu erkennen und zu vermeiden, die zu schlechten Investitionsentscheidungen führen. Munger legt den Schwerpunkt auf unabhängiges Denken, gründliche Analysen, die Abschätzung von Risiken und eine kluge Vermögensallokation. So ironisch das klingen mag, geht Munger bei einer Investition nicht jeden Punkt in geordneter Weise durch, wie der Name der Checkliste vermuten lassen könnte. Vielmehr sieht er die einzelnen Punkte als Teil des komplexen Ganzen und sucht sich je nach Situation sowie Lust und Laune einige Punkte raus. Dieser Leitfaden  kann genutzt werden, um eine Investitionsmöglichkeit besser zu bewerten.  

1
Risiko

Wie jede Investition soll logischerweise das Risiko bewertet werden. Für Munger ist es wichtig das Risiko nicht als Volatilität zu definieren, das heißt als Schwankungsbreite eines Aktienkurses, sondern qualitative und quantitative Aspekte zu berücksichtigen.

Qualitativ gesehen sollten Anleger die Zusammenarbeit mit Menschen von zweifelhaftem Charakter vermeiden und keine Investition tätigen, die sie in einem Reputationsrisiko aussetzen.

Außerdem ist es essenziell zu beobachten, wie sich die Inflation und Zinssätze auf ihre Investition auswirken könnten.  

Vor allem aber, so Munger, sollte man immer eine Sicherheitsmarge in den Kaufpreis einrechnen, um das Unbekannte zu kompensieren, und eine angemessene Entschädigung für das eingegangene Risiko zu haben.  

2
Unabhängigkeit

Ein Grundprinzip für Munger lautet: Laufe nicht mir der Herde mit, weil diese zu einer durchschnittlichen Performance führt. Man muss anders sein, um außergewöhnliche Renditen zu erzielen. Besonders Acht soll man auf Analystenberichte und -prognosen geben, da die Quellen oft alles andere als unabhängig sind. Deshalb vertraue auf dein eigenes Urteilsvermögen.  

3
Vorbereitung

Munger rät uns unersättlich zu lesen und niemals aufzuhören zu lernen. „Wichtiger als der Wille zum Sieg ist der Wille zur Vorbereitung“. Bildung regt uns dazu an, Information zu hinterfragen und Dinge genauer zu recherchieren. Außerdem kann man durch das Lesen, kostspielige Fehler vermeiden, die man sonst ohne das Wissen machen würde.

4
Intellektuelle Bescheidenheit

Beim Investieren ist es wichtig, dass man innerhalb des eigenen Kompetenzbereichs bleibt und die persönlichen Wissensgrenzen akzeptiert. Man sollte den Drang nach „falscher Präzision“ widerstehen und einen selbst nicht täuschen. Vermeide Dummheiten aber suche nicht nach Brillanz.  

5
Analytische Gründlichkeit

Während Munger vor allem qualitative Aspekte des Investierens predigt, bedeutet eine kluge Investition, dass der Anleger analytische Fähigkeiten besitzt. Dies erfordert, dass man Aktien als Unternehmen und nicht als Papier betrachtet. Anleger sollten versuchen, in erster Linie, ein Unternehmensanalytiker und in zweiter Linie ein Wertepapieranalyst zu sein. Bei der Untersuchung von Unternehmen sollte man immer die werbestimmenden Faktoren und nicht den Preis ermitteln und nicht Reichtum mit Größe oder Aktivität mit Fortschritt verwechseln.  

6
Kapitalallokation

Die richtige Kapitalallokation ist die wichtigste Aufgabe eines Anlegers. Die vielleicht einzigartige Erkenntnis, die Munger hier vermittelt, ist, dass die beste Verwendung von Kapital immer an der nächstbesten Verwendung gemessen werden solle, d.h. an den Opportunitätskosten.

Es scheint offensichtlich zu sein, aber es ist sehr einfach, ständig nach neuen Ideen zu suchen, während die beste Verwendung von Bargeld darin bestehen könnte, eine Investition, die man bereits besitzt, einfach zu erweitern.  

Auch in Bezug auf die Allokation erinnert Munger daran, dass gute Ideen selten sind, und wenn die Chancen gutstehen, sollte man stark allokieren. In der Realität ist das auch umsetzbar: Wenn man zehn oder weniger Positionen halte, sind wir gezwungen, uns nur auf unsere besten Ideen zu konzentrieren und die mittelmäßigen Ideen zu verwerfen.  

7
Geduld

Da gute Ideen selten sind, kann es schwierig sein, dem Drang zu widerstehen, jede Woche oder jeden Monat zu handeln, insbesondere für professionelle Anleger. Wenn man sich auf Geduld konzentriert, werden Transaktionskosten, Reibungsverluste und Steuern minimiert, während man auf neue Gelegenheiten wartet. Außerdem hilft es  Anlegern, das achte Weltwunder (zumindest laut Einstein), den Zinseszins, nicht zu unterbrechen. Das heißt man sollte die Anteile nicht vorschnell verkaufen, nur weil z.B eine gewisse Return-Schwelle erreicht wird.  

8
Entscheidungsfreude

Wenn eine neue Gelegenheit auf dich zukommt, ist es an der Zeit, entschlossen zu handeln. Das kann bedeuten, bei seltenen Investment-Opportunitäten schnell zu handeln, wenn andere an der Börse ängstlich sind, oder opportunistisch einen Karrieresprung zu wagen. So oder so führen alle oben genannten Prinzipien von Munger zu schnellem Handeln, wenn die Bedingungen stimmen.  

9
Veränderung

So wie Munger uns rät, die Grenzen unseres Wissens zu akzeptieren, sollten Anleger auch die Welt so akzeptieren wie sie ist, und nicht so, wie wir sie uns wünschen, auch wenn sie uns nicht gefällt. Verlieben sollte man sich nie in eine Investition und Lieblingsideen sollten wir immer wieder in Frage stellen, wenn sich die Welt und die Volkswirtschaft verändern.  

Viele Unternehmen sind mit einem immer schneller werdenden Wandel konfrontiert und wollen sich oft über Marktbereiche informieren, in denen es weniger wahrscheinlich ist, dass sie gestört werden. Jeff Bezos hat genau das gemacht: Er hat sich lange Zeit auf Dinge konzentriert, die sich nicht ändern werden – wie der Wunsch der Verbraucher nach niedrigeren Preisen und schnellerem Versand, anstatt zu versuchen, vorherzusagen, was sich ändern wird.  

10
Fokus

Munger sagt, dass „die meisten Fehler im Leben darauf zurückzuführen sind, dass man vergisst, was man eigentlich tun will“. Als Anleger sollte man nie vergessen, was man sich vorgenommen hat. Für uns bedeutet das, dass wir uns darauf konzentrieren, Investitionen zu finden, die über sehr lange Zeiträume hinweg bei minimalem Risiko eines dauerhaften Verlusts eine annehmbare Wertsteigerung ermöglichen.

Andere Anleger haben vielleicht andere Ziele oder Zeitrahmen, und das Wichtigste ist, das Spiel zu spielen, das man sich vorgenommen hat.  

Fazit

Diese „Checkliste“ allein wird einem nicht unbedingt helfen, großartige Investitionen zu entdecken. In der Regel kann sie aber helfen, einen besseren Investitionsprozess zu entwickeln, Spaß am Lernen zu haben und ein Selbstvertrauen am Aktienmarkt zu bekommen. Die meisten Ideen von Munger sind in der Regel auf alle wichtigen Entscheidungen im Leben anzuwenden und nicht nur auf die Finanzmärkte.  

ein Artikel von
Zoë ist in London aufgewachsen und besuchte dort die deutsche Schule. Aktuell arbeitet sie bei StoryMachine, studiert Journalismus und ist nebenbei als freie Journalistin tätig.