© Jp Valery / Unsplash
NEGATIVZINSEN: NEIN DANKE!

3 Ideen, um negativen Zinsen zu entgehen

von Nils Matthiesen

Immer mehr Banken reichen die Negativzinsen, die sie selbst auf Einlagen bei der Europäischen Zentralbank zahlen, an ihre Privatkunden weiter. Laut Recherchen des Vergleichsportals Verivox haben inzwischen 389 von 1.300 untersuchten Banken Negativzinsen für Privatkunden auf ihrer Internetseite oder in ihrem online zugänglichen Preisverzeichnis veröffentlicht. Das sind 171 mehr als noch zum Jahresende 2020. Dabei sei die Dunkelziffer weit höher, da einige Banken und Sparkassen zwar Negativzinsen erheben, das aber nicht offen kommunizieren. Und: Selbst aufs Tagesgeld – was vor einige Jahren noch ein Prozentpunkte Rendite abwarf, verlangen inzwischen 21 Banken Gebühren, wodurch faktisch ein Negativzins entstehe.

Negativzinsen nur mit Ansage 

Immerhin: Es sind vor allem Kunden mit Vermögen ab 50.000 Euro von Negativzinsen betroffen, getarnt als sogenannte Verwahrentgelt. Aber einige Banken, zum Beispiel die Leipziger Volksbank oder diverse Raiffeisenbanken, erheben 0,5 Prozent Strafzinsen auf das Guthaben von Tagesgeldkonten – ab dem ersten Cent! Und wenn es mit der Zinspolitik so weitergeht, ist es nicht unwahrscheinlich, dass weitere Banken ebenfalls auf den Negativzinszug aufspringen.

Ein Rechenbeispiel: Bei einer runden Summe von 100.000 Euro auf dem Tagesgeldkonto, würdest Du 500 Euro Strafzinsen auf dein Erspartes zahlen – pro Jahr.

Aber: Banken und Sparkassen dürfen Negativzinsen oder Verwahrentgelte nicht einfach über den Kopf ihrer Kunden hinweg einführen. Will eine Bank von ihren Bestandskunden einen Negativzins erheben, muss sie dies mit den betroffenen Kunden individuell vereinbaren. Eine Bank kann also nicht einfach den Preisaushang ändern und anschließend Negativzinsen verlangen. Vielmehr muss sie ihre Kunden mindestens zwei Monate im Voraus darüber informieren. Du musst also nicht befürchten, plötzlich und unvermittelt Strafzinsen berappen zu müssen. Wenn dir aber so ein Brief ins Haus flattert, gilt es schnell und konsequent zu handeln. Das gilt übrigens auch für den Fall, wenn die Bank auf einmal die Gebühren erhöht. Denn das ist im Prinzip das Gleiche in grün. 

1
Bank wechseln

Das Kalkül der Banken: Ein Bankkonto wechseln die Kunden nicht so schnell, wie den Stromanbieter oder die Autoversicherung. In der Tat schrecken viele Leute vor einem Kontowechsel zurück, weil sie viel Aufwand und Chaos befürchten. Einzugsermächtigungen umstellen, Daueraufträge ändern, dem Arbeitgeber Bescheid geben usw. – das hört sich nach viel nervigem Papierkram an. Doch inzwischen ist das (fast) alles kein Thema mehr. Denn seit 2016 müssen alle Banken in der Europäischen Union einen Girokontowechsel-Service anbieten, so schreibt es die Zahlungskontenrichtlinie (ZKRL) vor. Besonders einfach funktioniert’s, wenn Banken einen Kontowechsel-Service anbieten. In diesem läuft alles digital ab und ist in wenigen Minuten erledigt. Nur die Daueraufträge musst du neu einrichten.

2
Tagesgeld meiden

Als Geldanlage taugt ein Tagesgeldkonto schon lange nicht mehr – selbst wenn die Bank keine Strafzinsen verlangt. Dazu sind sie zu gering verzinst. Im Idealfall bekommst du aktuell 0,25 Prozent per Anno, die Regel sind eher um die 0,1 Prozent. Angesichts der Inflationsrate von derzeit ca. 4 Prozent wird dein Geld also von Jahr zu Jahr weniger, anstatt sich zu vermehren.  Als Alternative bieten sich solide Fonds wie der „Der Zukunftsfonds“ an. Der legt dein Geld – je nach Marktlage – weltweit in verschiedenen Anlageklassen, wie Aktien oder Rentenpapiere an. Dabei kannst du bereits mit monatlichen Sparraten von 25 Euro loslegen.

3
Mehrere Konten

Da Strafzinsen in der Regel erst ab einem gewissen Freibetrag (meist 50.000 oder 100.000) fällig werden, kann es sinnvoll sein, das eigene Vermögen auf mehrere Konten zu verteilen. Auf diese Weise bleibst Du jeweils unter den gültigen Freibetrag.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.