Strafzölle von über 140 % auf chinesische Waren. Peking schlug fast im Gleichschritt zurück, während Europa, Japan und Südkorea schon Gegenfeuer vorbereiteten.
Aus dem gemütlichen „Soft‑Landing“-Narrativ wurde binnen Tagen ein handfester Handelskrieg. Die Folge: Kurse zappelten im Sechs‑Prozent‑Takt, Gold schoss auf Höchststände, der Dollar wackelte als Krisenschutz – und die Fed geriet in die Zwickmühle zwischen lahmendem Wachstum und hartnäckigem Preisauftrieb.
Europa: Kosmetik glänzt, Autos krachen
Trotz des globalen Donnerwetters büßte der Euro Stoxx 50 nur knapp zwei Prozent ein. Verantwortlich dafür war ein kleiner Kreis robuster Konsumtitel:
L’Oréal puderte sich mit fast 13 % Plus nach oben,
Wolters Kluwer, Danone und Versorger Iberdrola folgten im grünen Bereich.
Auf der anderen Seite rutschten Luxus und Autobauer aus der Kurve: Kering, LVMH und Stellantis verloren teils zweistellig, Airbus kam nicht in die Luft. Offensichtlich sparen Verbraucher zuerst an Handtaschen und Neuwagen, wenn die Zollrechnung dräut.
USA: KI‑Rausch versus Öl‑Kater
Der S&P 500 schloss nur leicht im Minus, doch unter der Oberfläche tobte der Kampf der Extreme.
Palantir, CrowdStrike, Netflix und ServiceNow sprangen dank KIFantastereien um 20 % und mehr nach oben. Big Tech zeigte, dass FestungBilanzen und Preismacht selbst Tarife wegstecken können.
Öl und Gasdienstleister – allen voran Enphase, Halliburton, Schlumberger – büßten bis zu 28 % ein: fallender Ölpreis plus Angst vor globaler Nachfrageflaute sind eine üble Mixtur.
Sektorenseitig lagen Tech, Basiskonsum und (knapp) Kommunikationsdienste im Plus; Energie rauschte fast 14 % ab, Healthcare und Materials schwächelte
Handelskrieg, Tweets und Zinszwickmühle
Die Wall Street erlebte eine Achterbahn der Sonderklasse: Ein einziger Tweet über mögliche Zollpausen hievte die Nasdaq an einem Nachmittag zwölf Prozent nach oben – am Folgetag nahm eine verschärfte Drohung fast alles wieder weg. Zeitgleich rutschte das USBIP erstmals seit drei Jahren ins Minus, während der KernPCE auf 3,5 % kletterte. FedChef Powell sprach von „Stagflationsrisiko“, doch mehr als verbale Beruhigungspillen konnte er nicht verteilen. Anleger preisten von fünf erwarteten Zinssenkungen auf drei zurück – und sind sich trotzdem unsicher, ob das reicht.
Lichtblicke trotz Chaos
Erstaunlich: Die MegaCaps lieferten weiter Rekordzahlen. Microsoft knackte 70 Mrd. $ Umsatz, Apple kündigte einen 100Mrd.-Rückkauf an, Alphabet streute wieder eine Dividende ein. Das verleitete viele Investoren zum Motto „Groß bleibt schön – alles andere bitte absichern“. Doch unterhalb der Giganten hagelte es Gewinnwarnungen: Industriewerte kappten Investitionen, Einzelhändler warnten vor Margendruck, UnitedHealth stürzte nach einer Gewinnwarnung um 22 % ab.
Ende des Monats: Waffenstillstand light
Gegen Monatsende tauchten zarte Entspannungsgerüchte auf: Washington gewährte Autobauern Aufschub, die Tonart gegenüber der Fed wurde milder, heimliche Gespräche mit Peking sickerten durch. Prompt legte der S&P 500 vier Wochen in Folge zu, CreditSpreads zogen sich etwas zusammen, und die Zinskurve hörte auf, täglich die Vorwärts und Rückwärtsrolle zu üben. Doch das Fundament bleibt brüchig: Jeder Aussetzer in den Zollverhandlungen oder ein neuer Inflationsschub könnte die Karten sofort neu mischen.
Fazit & Ausblick
Europa: Shampoo schlägt Sportwagen – defensive Konsumgüter sind der neue sichere Hafen.
USA: „AI yes, Oil mess“ – wer Daten verkauft, verdient; wer Bohrlöcher bedient, kassiert Prügel.
Makro: PolitHeadlines dominieren das Geschehen, Fundamentals schreiben nur noch die Fußnoten.
Für Mai gilt daher: Gürtel enger, Helm auf. Wer überleben will, setzt auf Bargeldstarke TechRiesen plus ein paar zuverlässige Dividendenzahler – und hält ein Auge auf jede ZollMeldung, die aus Washington oder Peking hereinpoltert. In diesem Handelskrieg gewinnt nicht der Mutigste, sondern der Beweglichste.
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