© Jana Haus / Lisa Osaka
KLUG ANGELEGT

„Ziel ist es, ein Gleichgewicht zwischen Investieren und Leben zu finden (…)“ – Im Gespräch mit Lisa Osada

von Michael André Ankermüller

Die perfekte Work-Life-Balance ist in aller Munde. Das Thema Finanzen und Vermögensbildung kommt aber oft viel zu kurz. Finanzexpertin Lisa Osada rät in ihrem Buch „Aktien-Life-Balance“ dringend dazu, die Scheu vor der Börse abzulegen und eine kluge und langfristige Aktien-Life-Balance zu schaffen. ZASTER-Chefrekdateur Michael André Ankermüller hat sie zum Interview getroffen.

Frauen sind in Sachen Finanzen oft vorsichtig, manchmal sogar ängstlich. Warum?
         
Verschiedene Faktoren wie traditionelle Geschlechterrollen, begrenzter Zugang zu Finanzwissen und historisch verankerte Stereotypen können dazu beitragen, dass manche Frauen in Finanzfragen vorsichtiger sind. Es ist allerdings wichtig zu unterstreichen, dass nicht alle Frauen davon in gleichem Maße betroffen sind und viele Frauen heute in Finanzfragen kompetent und engagiert sind. Tatsächlich gehen Frauen, die an der Börse aktiv sind, meist systematischer an die Geldanlage heran als Männer und erzielen dadurch bessere Renditen.

Welchen Geldanlage-Tipp hättest du dir zu Beginn deiner Karriere gewünscht?
 
Das Sparen habe ich schon früh gelernt, aber ich hätte mir in meiner Anfangszeit auf jeden Fall mehr Wissen darüber gewünscht, wie wichtig es ist, sein Geld auch anzulegen und sinnvoll zu verteilen, also zu diversifizieren. Das geht zum Beispiel ganz einfach mit ETFs, wenn man in Aktien investiert.

Ab wann lohnt sich das Investieren überhaupt? Und welchen Anlagezeitraum schlägst du vor? 
 
Der ideale Zeitpunkt für den Einstieg hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter individuelle finanzielle Ziele und Risikobereitschaft. Persönlich würde ich immer sagen: Am besten jetzt sofort. Je früher man mit dem Investieren beginnt, desto besser, denn Zeit ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg langfristiger Kapitalanlagen. Aber gleichzeitig ist es auch nie zu spät zu starten.

Ein ausgedehnter Anlagezeitraum bietet die Möglichkeit, Schwankungen an den Finanzmärkten auszugleichen und von der historischen Tendenz zu profitieren, dass die Aktienmärkte langfristig steigen

Welche drei Anlage-Tipps sind deiner Meinung nach unverzichtbar?
 
Diversifikation: Setze nicht alles auf eine Aktie, sondern streue deine Anlagen, zum Beispiel mit ETFs. Verschiedene Länder, Branchen und Regionen im Depot helfen, das Risiko zu minimieren.

Denke langfristig und an dich selbst: Betrachte die Geldanlage als Teil deines Lebens und nicht als lästige Nebensache. Die Finanzmärkte können kurzfristig volatil sein, aber über einen längeren Zeitraum gesehen wachsen sie. Ein langfristiger Ansatz ermöglicht es, von diesem Wachstum zu profitieren und kurzfristige Schwankungen auszugleichen.

Bezahle dich selbst zuerst: Entwickle eine Routine, bei der du zum Beispiel einen Teil deines Gehalts direkt am Monatsanfang investierst.

Wie sieht deine persönliche Anlagestrategie aus? 
 
Mein Depot besteht zum größten Teil aus Einzelaktien, rund 30 Prozent sind in ETFs investiert. Ich beschäftige mich gerne mit Unternehmen, Geschäftsmodellen und deren Geschichte. Der Fokus liegt vor allem auf Aktien und ETFs, die eine Dividende ausschütten. Daraus schöpfe ich bis heute die größte Motivation und ich bin der Meinung, dass ich ohne meine erste Dividende Ende 2011 nie ein solches Interesse am Thema Börse entwickelt hätte. Außerdem komme ich so nie in die Situation, Aktien verkaufen zu müssen, um an den Gewinnen zu partizipieren. Ich möchte so lange wie möglich investieren und mein Depot vielleicht eines Tages sogar vererben können.

Bei allem Ehrgeiz zum Sparen: Was sollte man deiner Meinung nach nicht vergessen?
 
Es gibt mehr im Leben als die eigenen Finanzen und man darf nicht vergessen, dass das Leben in erster Linie zum Erleben da ist. Ziel ist es, ein Gleichgewicht zwischen Investieren und Leben zu finden, denn beides gehört zusammen.

Wie würdest Du aktuell 100.000 Euro anlegen?

Ich würde meinen bestehenden Aktien Sparplänen eine Erhöhung spendieren und den Betrag in mein bestehendes Depot einfließen lassen. Wenn ich mit 100.000 Euro bei Null anfangen müsste, würde ich wahrscheinlich 70.000 bis 80.000 Euro in einen weltweit aufgestellten, ausschüttenden ETF investieren und den Rest auf einzelne Aktien aus verschiedenen Ländern und Branchen verteilen.

ein Artikel von
Michael André Ankermüller
Michael lebt in Berlin, beschäftigt sich gerne mit Wirtschafts- und Finanzthemen und arbeitet als Journalist, Blogger, Autor sowie Berater für Digitale Medien. 2014 gründete er das sehr erfolgreiche Blogazine Blog.Bohème.