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GELDFRAGEN

„Zeit im Markt schlägt Markt-Timing“ – Im Gespräch mit Finanzblogger Aleks Bleck

von Pauline Brinkmann

34.000 Abonnenten auf YouTube vertrauen Aleks Bleck, wenn es um das Thema Geldanlage geht. Mit Northern Finance, dem größten deutschen Blog für P2P-Kredite, berichtet Aleks seit fünf Jahren über diese Anlageklasse und die attraktivsten Möglichkeiten in ETF zu investieren. ZASTER-Autorin Pauline Brinkmann traf ihn zum Interview.

Was machst Du genau auf Northern Finance?

2017 habe ich Northern Finance als Hobby gestartet und drehe mittlerweile jede Woche zwei neue Videos zur Geldanlage mit P2P-Krediten und ETF und besuche die P2P-Plattformen, über die ich berichte, auch gerne vor Ort und führe Interviews mit diesen, aber auch bekannten Persönlichkeiten aus der Finanzwelt wie Christian Röhl oder Dr. Daniel Stelter, der unter anderem Autor für das Handelsblatt ist. 

Was Geld angeht, ist Deutschland oftmals sehr konservativ und es wird nicht gerne darüber gesprochen. Erhältst du viel Gegenwind für deine Arbeit und wie gehst du damit um?

Ach es geht! Vielleicht lebe ich auch in einer Bubble was das angeht, da nur die Leute, die sich dafür interessieren meine Videos schauen, Kommentare schreiben und die Webseite besuchen. Aber ich fühle mich in der Bubble ganz wohl. Viel Gegenwind erhalte ich bei Meinungsvideos und Reaktionen wie z.B. der Frage „Müssen Reiche mehr Steuern zahlen?“. Hier argumentiere ich gegen den Mainstream von immer mehr und mehr Steuern und Abgaben. Dafür gibt’s dann auch Gegenwind, aber das gehört zu einer gesunden Debatte für mich dazu und damit kann ich gut umgehen.

Welche Fragen werden dir besonders häufig gestellt von deinen Followern?

Ich bin Anfänger – was empfiehlst du? Was denkst du zu dieser Aktie / ETF? Wie viel Geld verdienst du mit deinem Kanal? Letzteres bleibt allerdings ein Geheimnis zwischen mir und dem Finanzamt.

Krisen bringen in gewisser Hinsicht immer auch Unsicherheiten an der Börse mit sich. Was empfiehlst du Anlegern in Zeiten wie diesen?

Ruhig bleiben und sich die Frage stellen, warum man eigentlich angefangen hat. Wahrscheinlich möchte man später einmal mehr haben als man eingezahlt hat und dafür muss man auch die niedrigen Einstiegskurse in Krisen nutzen und darf nicht in Panik verfallen und verkaufen oder nichts kaufen. Zeit im Markt schlägt Markt-Timing.

Gibt es Branchen, die sich als besonders krisensicher erweisen?

Theoretisch kann jede Branche leiden, so auch die vermeintlich sicheren Versorger, wie wir auch aktuell an Uniper erkennen können. Für mich gibt es nicht „die Branche“ die besonders krisensicher ist und daher stelle ich mich auch hier breit diversifiziert mit meinen zwei Developed World und Emerging Markets ETF auf.

Wie sieht Deine Anlagestrategie im Konkreten aus?

80% werden in ETFs investiert und das jeweils 50:50 in ein Vanguard FTSE Developed World und Vanguard FTSE Emerging Markets. 15% fließen in P2P-Kredite, an erster Stelle Estateguru und Bondora und danach sind die letzten 5% in das Eigenkapital von Start-ups aus der FinTech-Branche investiert, wie auch Kryptowährungen, die ich im Sparplan monatlich kaufe.

Warum schwörst du auf ETFs?

Es gibt nichts besseres, kostengünstigeres und einfacheres, mit dem Anleger die Marktrendite erhalten können ohne Stunden in die Analyse von Einzelaktien zu stecken, die vielleicht besser, aber vielleicht auch deutlich schlechter als der Markt abschneiden. Die Chance den Markt zu schlagen ist extrem klein und deswegen sind ETFs eine der besten Innovationen in der Geldanlage der letzten Jahrzehnte. 

Gibt es ETFs, die sich besonders gut für Börsenneulinge eigenen?

Sicherlich sind ein MSCI World und Emerging Markets ein guter, solider Start. Wer etwas riskanter starten möchte kann auch ein Nasdaq 100 ETF nutzen. 

Warum kann sich ein Investment in Start-ups lohnen?

Hierbei handelt es sich um nicht börsennotierte Unternehmen und hier sind Wertsteigerungen um den Faktor 10x und mehr im Erfolgsfall realistisch. Die meisten Start-ups werden scheitern und als Verlust abgeschrieben, aber wenn man sich in einer Branche gut auskennt, können Startup-Investments sehr lohnend sein.

Wo findest du die Start-ups in die du investierst?

Meist auf Crowdcube und Seedrs.

Was ist dir wichtig im Hinblick auf die Gründer?

Sie müssen den Markt extrem gut kennen, ein kompetentes Team um sich herum aufgebaut haben und transparent mit den Erfolgen und Misserfolgen ihres Unternehmens umgehen können.

Ist das von dir investierte Geld zu 100% weg, wenn ein Start-up nicht läuft? Oder kannst du dich da als Investor in gewissem Maße absichern?

Das Geld ist definitiv weg. Eigenkapital-Investoren werden als letztes im Fall einer Insolvenz ausbezahlt und dadurch ist fast nie noch etwas zu holen. Die einzige Absicherung hier ist die Diversifikation, also dem Investieren in zehn oder mehr aussichtsreiche Start-ups, um das Risiko bestmöglich zu streuen.

Gibt es Branchen, die besonders vielversprechend sind, was neue Unternehmensgründungen angeht?

Für mich sind das FinTechs, da ich in der Branche arbeite und mich besonders gut darin auskenne. Nur weil eine Branche eine gute Zukunft hat sollte man jedoch nicht investieren. Das wird besonders gut am Beispiel der deutschen Windkraft deutlich, denn obwohl wir immer mehr grüne Energie nutzen sind fast alle deutschen Windkraft-Unternehmen in die Insolvenz geschlittert.

Was sind P2P-Kredite genau und warum lohnt sich eine Geldanlage hier?

P2P-Kredite sind Kredite von anderen Menschen, in die du über eine Online-Plattform investieren kannst. Während das früher noch Kreditanträge waren sind es heute vor allem vorfinanzierte Kredite von sogenannten Kreditgebern, die diese dann auf einer Plattform veröffentlichen und sich so finanzieren. Dabei kann alles finanziert werden: vom Lohnvorschuss über den Fernseher und ein Auto bis hin zu einer Immobilie für ein Projektentwickler. Die Geldanlage hier kann sich lohnen, da man so noch ein hochverzinsten Cashflow erhält, bei dem die Rendite realistisch bei 10 bis 12% pro Jahr nach Abzug der ausgefallenen Kredite liegt. Es hat einen Grund, wieso das Geschäftsmodell der Banken über Jahrtausende funktioniert. Mit P2P-Krediten kannst auch du in die Rolle einer Bank schlüpfen.

Welche P2P-Kredite Plattformen sind derzeit besonders attraktiv?

Ich investiere aktuell am meisten auf Estateguru und Bondora. Estateguru ist eine Plattform zur Finanzierung von Baukrediten für Projektentwickler, bei der ich auch um die 11% Rendite pro Jahr erziele und dabei erstrangige Hypotheken habe, kurze Laufzeiten bis maximal zwei Jahre und einen sehr effizienten Rückholungsprozess, falls der Kredit ausfällt und die Immobilie zwangsverkauft werden muss. Dazu nutze ich noch Bondora Go & Grow und investiere hier in ein Portfolio aus mehr als 100.000 Konsumkrediten aus Estland, Finnland und Spanien und erziele dabei eine Rendite von 6,75% pro Jahr und kann täglich mein Geld ohne Abschlag abziehen.

Der Zinseszins wurde von Albert Einstein als das achte Weltwunder bezeichnet. Wer ihn versteht, verdient daran, alle anderen bezahlen ihn. Nutze den Zinseszins für dich und fang früh an! Investiere aber auch in deine eigene Bildung, denn die bringt dir noch immer die besten Zinsen.

ein Artikel von
Pauline Brinkmann
Pauline studiert in Potsdam und Lausanne Rechtswissenschaften. Ihr besonderes Interesse gilt jedoch nicht Mietverträgen, sondern politischen und gesellschaftlichen Prozessen.