Dein Geld, Deine Zukunft

So zahlen wir übermorgen

von Carola Tunk

Stell dir eine Welt ohne Zaster vor. Ohne Geldkoffer, ohne Safes, ohne Portmonees. Wenn das Internet Banken, Kredite und Konten überflüssig machen würde und jeder von uns seinen Zahlungsverkehr eigenverantwortlich vornähme. ZASTER schildert die denkbaren Szenarien – die auch parallel Wirklichkeit werden könnten.

No Blockchain, no future

Der Verfall der venezolanischen Währung hat Kryptowährungen einen enormen Boost in dem südamerikanischen Staat verschafft. Da Venezolaner derzeit einen großen Bogen um den Bolivár machen und der Dollar nur schwer zu bekommen ist, werden milliardenfach Bitcoins geschürft. Längst ist die digitale Währung zur parallelen Landeswährung aufgestiegen. Dies könnte auch in anderen Ländern passieren, zumal Kryptowährungen sich staatlicher Kontrolle entziehen.

Ein weiterer Grund, der für die rasante Verbreitung von Kryptowährungen spricht: Die Blockchain bedient unser gesteigertes Bedürfnis nach Nachhaltigkeit. Wir möchten wissen unter welchen Arbeitsbedingungen unsere Kleidung, unsere Lebensmittel, unsere Mobile Devices, produziert werden, welche Ressourcen sie verbrauchen und wie umweltverträglich sie sind. Das Problem: Unser verändertes, individualisiertes Konsumverhalten erfordert eine gigantische Datenmasse. Die Deckung der Bedürfnisse des Einzelnen speisen sich aus den Daten der Gemeinschaft. Was läge da näher als eine Währung zu etablieren, die eine Interessen-Gemeinschaft entwickelt hat – ein Blockchain-basiertes Tauschmittel?

Sicher ist, dass Kryptowährungen in den kommenden Jahrzehnten eine tragende Rolle spielen werden. Unklar ist, ob sie das dominierende Zahlungsmittel sein werden.
Die Entwicklung von Zahlungsmitteln, die von der Blockchain-Technologie abhängig sind – Kryptowährungen umfassen hier nur einen kleinen Teil – ist hochspannend. Dran bleiben!

Wolken statt Münzen

Peer-to-Peer-Payment via App erfährt zunehmende Akzeptanz. Dabei sind Paypal und Paydirekt nur zwei der zahlreichen Anbieter. Der Nachteil: Die Zahlungen sind oft auf einen bestimmten Zahlungsvorgang zugeschnitten. Um Lastschriften, Daueraufträge, Depots und andere Zahlungsvorgänge aufzurufen, muss eine zweite oder dritte Bank-App aufgerufen werden. Und: Da die sich mit Innovationen ständig überbietenden Fin-Techs und Kryptowährungen wie Pilze aus dem Boden schießen, musst Du ständig zwischen verschiedenen Zahlungsmethoden und Kontoapps hin und her wechseln. Ziemlich lästig, zumal Du mithilfe neuer Technologien, Deinem Finanzchaos endlich ein Ende bereiten möchtest.
Praktisch wäre ein ortsunabhängiger Zugang auf all‘ Deine Finanzen – in einer Cloud. Ein Digital Wallet böte die Möglichkeit Kryptowährungen, Mobile Payment und andere digitale Zahlungsmittel in der Cloud zu nutzen. In einem Digital Wallet könntest Du auf alle Zahlungsmethoden gleichzeitig zugreifen.

Die Gefahr einer Geld-Cloud als Digital Wallet:
Sollte ein Anbieter so mächtig werden, dass er den Markt für finanzielle Clouds beherrscht, hat er große Macht über die Finanzen seiner Kunden. Auch wenn er sie nicht missbrauchen würde: Die Tatsache, dass ein Unternehmen umfassenden Einblick in ihre Finanzen hat, sie aber aufgrund der Monopolstellung des Anbieters nicht wechseln können, ist mindestens bedenklich. Sinnvoller wäre es, die Beschränkungen seitens EU für Peer-To-Peer-Payment-Anbieter zu minimieren – so könnten mehrere Anbieter mehrere Finanz-Dienstleistungen anbieten.

Der lange Abschied vom schönen Schein

Der Satz „nur Bares ist Wahres“ ist sehr deutsch. Zwar zahlen immer mehr Menschen lieber mit Karte & Co., doch 88 Prozent der Deutschen möchten auch zukünftig nicht auf Scheine und Münzen verzichten. 74 Prozent aller Einkäufe wurden im letzten Jahr mit Bargeld beglichen, so die Deutsche Bundesbank.

Ganz anders in China, seines Zeichens Antreiber vieler zukunftsweisender Technologien: Im Reich der Mitte müssen immer mehr Kunden ihr Bargeld stecken lassen, da die Geschäfte nur noch Zahlungen via App akzeptieren. Bei KFC in Shanghai zahlt man per Gesichts-Scan. Lächeln und zahlen, lautet die Devise. Auch Indien trennt sich schrittweise von physischem Geld.

Ein Grund, der vielen deutschen Cash-Freunden unbekannt sein dürfte: Jeder Gang zum Geldautomaten, jeder Cash-Nachschub kostet Zeit und Zeit kostet Geld.
Die Steinbeis-Hochschule Berlin hat nachgerechnet: Bargeld kostet die Volkswirtschaft jährlich 12,5 Milliarden Euro. Ein Leben in einer bargeldlosen Gesellschaft hätte also vor allem gesamtökonomische Vorteile.

Ein Punkt, der für das Überleben von Bargeld spricht: Wer bar zahlt, bleibt anonym. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting glaubt nur ein Viertel der Verbraucher, dass bargeldlose Zahlungen sicher sind. Das könnte Bargeld auch in der Zukunft einen hohen Stellenwert einräumen, wenn ein Großteil der Zahlungen digital stattfindet.

Gibt es irgendwann den Gobal Dollar?


Der US-Dollar ist heute in mehr als 20 Ländern gesetzliches oder gängiges Zahlungsmittel. Viele Deals zwischen internationalen Konzernen werden ebenfalls in der amerikanischen Währung verhandelt. Auch Kryptowährungen sind ein internationales Zahlungsmittel. Wozu brauchen wir also überhaupt noch Dollar, Yen oder Euro?

Aus Sicht der meisten Ökonomen ist die Einführung einer weltweite Währung in den nächsten Jahrzehnten unrealistisch. Solange die einzelnen Regierungen Steuern erheben, möchten sie auch die Währung bestimmen, in der diese Steuern gezahlt werden. Das Problem wäre also die Schaffung einheitlicher Standards zwischen den Staaten.

Denkbär wäre allerdings, dass das Geldwesen gesundschrumpft – also nur noch in vier bis fünf Währungen gezahlt wird.

ein Artikel von
Carola Tunk
Carola Tunk wuchs in einem Haus mit einer Bibliothek auf, findet das Internet aber auch ganz ok. Bis sie sich eine Karriere als Romanautorin leisten kann, schreibt sie für ZASTER. Carola über ihr Verhältnis zu Geld: „Ich liebe Luxus, aber im Herzen bin ich Sozialist.“