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Wie glücklich macht Geld?

Working Dads: Die neuen Väter sind nicht nur im Job top

von Frank Behrendt

Ganze Generationen haben ein Modell gelebt, bei dem im klassischen Familienverbund die Mutter der gemeinsamen Kinder zu Hause blieb während der Vater Karriere machte. Ich weiß nicht, wie oft ich es in Wirtschaftsportraits erfolgreicher Top-Manager gelesen habe, dass „seine Frau ihm den Rücken freihält“. Wenn es gut lief, wurde auch noch „hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau“ in den Beitrag hineingedrechselt. Zum Glück lese ich von diesen antiquierten Rollenbildern inzwischen weniger.

Immer mehr starke Frauen stehen nicht mehr daheim hinter einem Mann, sondern selbst an der Spitze von Unternehmen oder Start-ups. Übrigens ist es auch eine Mär, dass Frauen erst jetzt als qualifizierte Macherinnen entdeckt werden. Wir brauchen in der deutschen Geschichte gar nicht weit zurückblicken, denn es waren auch zahlreiche bemerkenswerte Frauen, die nach dem 2. Weltkrieg die Wirtschaft wieder aufbauten und die Firmen ihrer gefallenen oder in Gefangenschaft befindlichen Ehemännern leiteten.

Wenn ich mir heute junge Leute anschaue, die sich für einen gemeinsamen Lebensweg entscheiden, dann stellt sich nicht mehr so oft die Frage, wer zu Hause bleibt, sondern wie Job und Family-Management so organisiert werden können, damit alle Beteiligten damit klarkommen und auch die berufliche Verwirklichung für beide Partner:innen möglich bleibt.

In diesem Zusammenhang fiel mir kürzlich ein LinkedIn-Post von Christoph Niewerth, COO GermanSpeakingCountries & Nordics beim Personaldienstleister Hays auf. Er berichtete davon, dass immer noch viele Väter Angst um ihre Karriere und ihren Ruf haben, wenn sie zum Beispiel als Führungskraft Teilzeit arbeiten oder in Elternzeit gehen. Denn das wird – so schräg es klingen mag – leider immer noch oft als „mangelndes Commitment“ ausgelegt.

Umso cooler finde ich, dass Mitarbeitende bei Hays das interne Netzwerk Dads@HAYS gegründet haben. Aus einer anfangs belächelten Gruppe ist inzwischen ein starkes Netzwerk von über 100 Vätern und Männern geworden, über die niemand mehr lacht. Die Dads@HAYS informieren darüber, welche Modelle es für mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie gibt und werben mit praktizierten guten Beispielen kontinuierlich für mehr Akzeptanz von Teilzeit & Co.

Zudem geben sie ständig Impulse, welche Maßnahmen das Unternehmen über die gesetztlichen Regelungen hinaus anbieten kann. Absolut vorbildlich, finde ich. Als ich jetzt das ganz frische Buch „Working Dad“ des von mir sehr geschätzten Top-Managers und begeisterten Familienvaters Roman Gaida vorab zugeschickt bekam, stieß ich auf der Rückseite auf die Worte einer starken Frau, bei der ich sofort intensiv nicken musste.

„Roman Gaida hat Recht, wenn er schreibt, dass aktivere Väterrollen auch zu mehr Frauen in Führungspositionen führen“, schrieb da Unternehmerin und Investorin Verena Pausder. „Denn ob Frauen bestimmte Positionen annehmen können, hängt nicht nur von ihren Vorgesetzten, sondern auch von ihrem Vereinbarkeitsmodell zu Hause ab.“ Volle Zustimmung meinerseits, denn genauso mache ich es bei uns daheim und bin zu 50-Prozent Family-Management-Partner meiner Frau, damit auch sie sich gleichberechtigt beruflich verwirklichen kann.

Roman Gaida beschreibt in seinem lesenswerten Buch ebenso ehrlich wie humorvoll, wie er auch als Vater von Zwillingen weiterhin eine erfolgreiche Führungskraft geblieben ist. Er plädiert dafür, die eigene Einstellung und die individuelle Situation gemeinsam mit der/dem Partner:in intensiv zu durchdenken und Antworten auf die in diesem Zusammenhang immer gleichen Fragen zu finden: Was sind jetzt die richtigen Karriereschritte? Was bedeutet Erfolg für mich? Was ist wichtig und was nice-to-have? Und vor allem: Wie finde ich den richtigen Arbeitgeber?

Roman hat gemeinsam mit seiner wunderbaren Frau Laura gute Antworten gefunden und lässt uns alle daran teilhaben. Die beiden haben erkannt, dass nur wenn sie beide glücklich sind und sowohl berufliche als auch private Bedürfnisse befriedigt werden, eine optimale Vereinbarkeit von Kindern und Karriere möglich ist.

Eines der Kapitel im Buch wird mit einem Zitat des amerikanischen Professors Jon Kabat-Zinn, der Achtsamkeitsmeditation lehrt, eingeleitet: „Du kannst die Wellen nicht stoppen, aber du kannst lernen zu surfen.“ Laura und Roman sind für mich hervorragende Surfer:innen, von denen man einiges lernen kann. Michael Trautmann, Co-Host und Co-Autor vom hervorragenden Podcast und dem Buch „On the Way to New Work“ schreibt über Gaidas Werk: „Working Dad gehört zu den Büchern, die ich gerne schon viel früher gelesen hätte. Es beleuchtet einen Themenkomplex, bei dem sich bisher viel zu viele Männer mit ihrer eigenen Mittelmäßigkeit zufriedengegeben haben.“

Die gute Nachricht ist: Es ist nie zu spät, das zu ändern und künftig nicht nur top im Job, sondern auch als aktiver Vater Spitzenklasse zu werden!

ein Artikel von
Frank Behrendt
Frank Behrendt

Frank Behrendt hat mit seinen „10 ernsthaften Ratschlägen, wie man locker durchs (Berufs)Leben kommt“ die Arbeitswelt aufgeschreckt. Sein Buch „Liebe dein Leben und NICHT deinen Job“ wurde direkt ein Bestseller. In seinem zweiten Buch „Die Winnetou-Strategie - Werde zum Häuptling deines Lebens“ erklärt er, wie ein moderner Leader agieren sollte. Frank lebt mit seiner Frau, drei Kindern und einer französischen Bulldogge mit Namen „Fee“ in Köln und hat eine wöchentliche Kolumne auf „Stern.de“. Er arbeitet als Senior Advisor für Deutschlands größte Inhabergeführte Agenturgruppe Serviceplan.