„Wenn ich einen Artikel im Internet oder in der Zeitung lese, der mit Geld zu tun hat, werde ich fast immer mit Statistiken konfrontiert. Getreu dem Motto ,Zahlen lügen nicht‘, gaukeln Sie mir immer vor, dass das Geschriebene nur wahr sein kann. Woran kann ich erkennen, ob die präsentierten Zahlen tatsächlich seriös und aussagekräftig sind?“
ZASTER-Experte Klaus Pötzsch vom Bundesamt für Statistik hat drei klare Tipps: Das Wichtigste bei solchen Angelegenheiten ist die Quelle. Wenn es keine Quellenangabe gibt, ist das extrem verdächtig. Vertrauenswürdig sind hingegen vor allem Informationen von statistischen und öffentlichen Ämtern und bekannten Marktforschungsinstituten. Bei allen anderen müssen Sie sich die Frage stellen, ob der Urheber der Zahlen eventuell von persönlichen Interessen geleitet ist. Wenn Ihnen zum Beispiel ein Tabakproduzent eine Studie über die Schädlichkeit von Zigaretten vorstellt, ist es angebracht, die Auswertung kritisch zu hinterfragen. In solchen Fällen ist es sinnvoll, eine unabhängigere Quelle zu Rate zu ziehen.
Zweitens ist es von großer Bedeutung, dass derjenige, der die Statistik vorstellt, seine Metadaten offenlegt. Damit sind die genauen Begriffsdefinitionen und die Methodik gemeint, mithilfe derer die Statistik erstellt wurde. Die Statistischen Ämter – deren Erhebungen auf klaren gesetzlichen Vorgaben basieren – veröffentlichen solche Metadaten immer. Das Statistische Bundesamt tut dies beispielsweise durch öffentlich zugängliche Qualitätsberichte, die nachvollziehbar erläutern, worauf die Untersuchung basiert. Dann weiß der Leser auch, wie die Daten zu verstehen sind. Das gilt übrigens auch für die Bundesagentur für Arbeit, der ja oft unterstellt wird, die Arbeitslosen-Statistik zu beschönigen. Sie ist nämlich bei der Herausgabe solcher Daten an das Sozialgesetzbuch gebunden.
Drittens können Sie prüfen, ob es einen Verweis auf den kompletten Datensatz gibt. Natürlich werden etwa in einer Pressemitteilung oder einem Medien-Artikel nur Auszüge oder Eckdaten präsentiert – seriös sind diese dann, wenn beispielsweise ein Link zur gesamten Studie beigefügt ist. So wird das bei uns gehandhabt. Ansonsten können Sie sich nicht sicher sein, ob der Urheber die Angaben nicht vielleicht aus dem Kontext gerissen hat, um einen anderen Eindruck zu erzeugen.
Wenn ich irgendwo eine Pauschalaussage lese, wie etwa, dass 30 Prozent der Deutschen fremdgehen, und danach geht der Text einfach weiter, werde ich sofort stutzig. Um diese Aussage einzuordnen, brauche ich mehr Informationen. Folgende Fragen drängen sich mir beispielsweise direkt auf: Für welche Altersgruppe und welches Geschlecht gilt das? Wie viele Leute wurden befragt? Wie wurde ,Fremdgehen‘ genau definiert? Ganz nebenbei ist bei so einer Umfrage Vorsicht geboten, weil niemand sicher sein kann, dass die Befragten wahrheitsgemäß geantwortet haben.
Die Mühe, sich mit den Hintergründen zu beschäftigen, müssen Sie sich also machen, um Zahlen kritisch zu hinterfragen
Der Umgang mit Statistiken ist auf alle Fälle nicht trivial. Er verlangt vom Leser, sich mit deren Hintergründen zu beschäftigen, um die Fakten besser einordnen zu können. Die Mühe müssen Sie sich also machen, um Zahlen kritisch zu hinterfragen. Ansonsten laufen Sie Gefahr, falsche Schlussfolgerungen zu ziehen und auf Manipulation hereinzufallen.
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