Die dunkle Seite des Geldes

So fälschte sich Beltracchi zu einem 50-Mio-Euro-Vermögen

von Carola Tunk

Er war der erfolgreichste Kunstfälscher aller Zeiten – Wolfgang Beltracchi. Immer an seiner Seite: Ehefrau Helene. Wie Bonnie und Clyde trickste das Pärchen jahrelang Experten und Auktionshäuser aus.

Sie betrogen einen ganzen Markt:

Das Fälscher-Pärchen erfand die Sammlungen von Werner Jäger und Wilhelm Knops. Werner Jäger sei Wolfgang Beltracchis Großvater gewesen. Über den Händler Alfred Flechtheim, den es wirklich gab, sollten die Bilder in den Besitz Werner Jägers und dann an seinen Erben Beltracchi gekommen sein. Beltracchi kopierte nicht bloß berühmte Gemälde, er kopierte die künstlerische Handschrift der Maler und malte in deren Stilen neue Gemälde. So kamen ihnen die Behörden ewig nicht auf die Schliche.

Die Beltracchis wandten sich an Auktionshäuser, denen sie die Meisterfälschungen anboten. Wie üblich wurden Gutachter beauftragt, die die Gemälde als echt oder falsch bewerten sollten. Zum Nachteil der Auktionshäuser fälschte Wolfgang Beltracchi besser, als die Gutachter bewerteten. Bei einer Handvoll Experten kamen Zweifel auf, die von den Auktionshäusern jedoch ignoriert wurden – zu groß war die Freude über ein verschollenes Gemälde eines berühmten Malers wie Max Ernst, Heinrich Campendonk, Max Pechstein oder Fernand Léger. Und so kassierten die Beltraccis teilweise Millionen für ein gefälschtes Gemälde.

Das Ausnahmetalent erbeutete nach Schätzungen der Staatsanwalt 16 Millionen Euro. Zeitweise besaß das Ehepaar Beltracchi mehrere Häuser in Deutschland und Frankreich.

Ermittler gehen jedoch davon aus, dass die beiden 20 und 50 Millionen Euro einnahmen, denn: Immer wieder tauchen Fälschungen auf dem Markt auf, die den Beltracchis zugeschrieben werden.

In einem Interview bei Markus Lanz prahlte er vor einigen Jahren, dass einige seiner Gemälde immer noch in Kunstmuseen weltweit hingen. Verraten wollte er jedoch nicht, welche.

Wolfgang Beltracchi im Interview mit der ZEIT:

Ich habe gezeigt, wie absurd der Kunstmarkt funktioniert, wie leicht dort Betrug möglich ist, Hauptsache, es fließt Geld. Und wir haben bewiesen, wie wenig selbst erklärte Experten von ihrem Fach verstehen. Scheiße für die. Gut für die Kunst.

Wolfgang Beltracchi
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Carola Tunk
Carola Tunk wuchs in einem Haus mit einer Bibliothek auf, findet das Internet aber auch ganz ok. Bis sie sich eine Karriere als Romanautorin leisten kann, schreibt sie für ZASTER. Carola über ihr Verhältnis zu Geld: „Ich liebe Luxus, aber im Herzen bin ich Sozialist.“