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WM-BOYKOTT

WM-Boykott: Auf die Spiele verzichten oder nie wieder Adidas?

von Isabella Müller-Reinhardt

In vier Tagen startet die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Normalerweise würde ich mich mit Freunden jetzt über die mögliche Aufstellung der Deutschen Mannschaft unterhalten. Oder über die Turnier-Favoriten. Wir würden uns freuen, Weltstars wie Messi und Ronaldo zu erleben. Wir würden diskutieren, wer das Zeug hat, Torschützenkönig zu werden. Und natürlich würde die Frage im Raum stehen, wie weit die Deutsche Mannschaft kommen kann.

Im Moment kursiert in meinem Umfeld allerdings eine ganz andere Frage: Guckst Du oder guckst Du nicht?

Boykottieren oder nicht boykottieren?

Ich habe sowohl für das eine, als auch für das andere vollstes Verständnis. Am Ende muss das jeder für sich selbst entscheiden. 

Aber damit ein Boykott auch Folgen hat, und sich in Zukunft vielleicht etwas verändert, sollten er die treffen, die mit der Weltmeisterschaft Geld verdienen. Und damit meine ich jetzt nicht die Nationalspieler, Busfahrer oder Mannschaftsärzte, sondern die Fifa und ihre Geldgeber und Sponsoren.

Etwa 95% der Einnahmen generiert die Fifa aus dem Verkauf der Fernseh-, Marketing-, Hospitality, und Lizenzrechte für die Fußball-Weltmeisterschaft. 

Die ARD und das ZDF übertragen insgesamt 48 Spiele der WM und haben dafür satte 214 Millionen Euro (!!!) der Fifa auf den Tisch gelegt. Im Pay-TV zeigt Magenta-TV alle 64 Partien. Dafür hat die Telekom wiederum, einen nicht öffentlich bekannten Geldbatzen, für die sogenannten Sublizenzen an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gezahlt. Wenn du also, die Spiele nicht „mitfinanzieren“ willst, solltest du dir die 10 Euro für Magenta im Monat sparen. Bei den Rundfunkgebühren hast du die Wahl leider nicht.

Sponsoren zu boykottieren ist da einfacher. Wenn du also in Zukunft auf Coca Cola, Budweiser, McDonalds, Adidas, Visa, Wanda, Vivo, Qatar Airways und Hyundai sowie Kia Motors verzichtest, triffst du die Richtigen. 

Die Fifa war schon so oft in Korruptions- und Geldwäscheskandale verwickelt, dass man gar nicht glauben mag, dass es sich hier um einen gemeinnützigen Verein handelt. Im vergangenen Jahr hat der Weltfußballverband einen Umsatz von 766 Millionen US-Dollar (!!) gemacht. In welche Taschen das ein oder andere Millönchen da so fließt, werden wir nie erfahren. Ich denke auch nicht, dass sich bei der Fifa und ihren teils korrupten Mitgliedsstaaten viel verändern oder verbessern wird. Daher macht es wahrscheinlich mehr Sinn auf Sponsoren Druck auszuüben. Und natürlich auf den ganzen offiziellen Fankram zu verzichten. Apropos… Bisher habe ich noch kein einziges Auto mit Deutschlandfähnchen gesehen. Wer weiß, vielleicht boykottieren doch mehr Menschen die WM als gedacht. Oder aber sie sind einfach null im WM-Fieber. So wie ich.

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Isabella Müller-Reinhardt
Isabella Müller-Reinhardt

Die in Madrid aufgewachsene Münchnerin arbeitet seit mittlerweile mehr als zwanzig Jahren als Sportmoderatorin für verschiedene deutsche und englische Fernsehsender. Zu den Stationen Müller-Reinhardts zählen unter anderem ARD, ITV, Sport1, Sky und Arena. Zudem plaudert sie in einem Podcast über „Weiberkram“, schreibt diverse Sportkolumnen und hat mit "Mensch Trainer" im Sommer 2020 ihr erstes Buch veröffentlicht.