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INNOVATIV

„Wir Deutschen müssen dringend die Angst vor Aktien ablegen“ – Im Gespräch mit Frank Thelen

von Michael André Ankermüller

Frank Thelen ist europäischer Seriengründer, Technologie-Investor und TV Persönlichkeit. Als Gründer und CEO von Freigeist Capital konzentriert er sich auf Frühphasen-Investitionen wie Lilium Aviation, Wunderlist, Kraftblock, Endurosat und RobCo. Er veröffentlichte die beiden Beststeller „Startup-DNA“ und „10xDNA“ und gründete 2021 die 10xDNA Disruptive Technologies Fonds. ZASTER-Chefredakteur Michael André Ankermüller hat ihn zum Interview getroffen.

Wofür steht 10xDNA?

10xDNA beschreibt die Einstellung, die es braucht, um große Innovationen hervorzubringen. In meinem gleichnamigen Buch stelle ich den “Baukasten der Zukunft” vor. Das sind Technologieplattformen, die in den nächsten Jahren unsere Welt verändern werden. Dazu zählen Künstliche Intelligenz und 3D-Druck, aber auch synthetische Biologie und Roboter. Unternehmen mit einer 10xDNA werden mithilfe dieser Technologieplattformen deutlich bessere Produkte erschaffen und damit ganze Märkte disruptieren. Genau diese Unternehmen identifiziert unser Research-Team aus Wissenschaftlern, Unternehmern und Kapitalmarktexperten für unsere 10xDNA-Fonds.

Wie unterscheiden sich die angebotenen Fonds?

Unser Flagship-Fonds, der 10xDNA – Disruptive Technologies-Fonds (WKN: DNA10X), eignet sich ideal als Technologie-Baustein fürs Portfolio. Er beinhaltet die aus unserer Sicht aussichtsreichsten Technologie-Unternehmen – global, sektorübergreifend und unabhängig von ihrer Größe, also auch ausgewählte bekannte Namen wie Tesla oder Palantir. Dennoch besteht eine sehr geringe Überschneidung zu den breiten Indizes wie Nasdaq-100 und S&P 500, von den “Magnificent 7” haben wir zum Beispiel nur Tesla im Portfolio.

Wer sein Portfolio mit einem noch progressiveren Tech-Baustein – näher am Venture Capital – ergänzen will, für den haben wir im Februar 2023 den 10xDNA – Small & Mid Cap Technologies-Fonds (WKN: DNA10M) aufgelegt. Dieser beinhaltet nur Technologie-Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung unter 10 Milliarden US-Dollar. Das heißt aber nicht, dass dieser Fonds nur in frühphasige Unternehmen investiert. Aktuell achten wir hier sehr genau auf ausreichend Cash-Runway bzw. erreichbare Profitabilität. Dieser Fonds hat noch weniger Überschneidungen zu den großen Indizes und kann so das Klumpenrisiko mancher breiter ETFs für Anleger minimieren.

Der 10xDNA – Disruptive Technologies ex Crypto-Fonds (WKN: DNA10R) bildet das gleiche Portfolio ab, wie unser Flagship-Fonds, nur ohne Kryptoanteil. Einige unserer Anleger verwalten ihre Kryptoinvestments lieber direkt oder wollen nicht in die Krypto-Ökonomie investieren.

Welchen Anlagehorizont sollten Anleger mitbringen?

Unsere Fonds bilden ein konzentriertes, chancenorientiertes Tech-Portfolio ab. Unser Anspruch ist es, die Technologie-Unternehmen von morgen frühzeitig zu identifizieren – bevor der Markt es tut. Dafür ist ein langfristiger Anlagehorizont von mindestens fünf, besser sieben Jahren erforderlich.

Gibt es eine langfristige Renditeerwartung?

Wir folgen keinem Index und keiner Benchmark. Ziel ist eine langfristig hohe Rendite, die dem Risikoprofil entspricht.

Kurz nach Auflage der Fonds kam es zu stärkeren Kurseinbrüchen im Tech-Bereich, vor denen auch euer long-only Fonds betroffen ist. Hast du mit einer solchen Volatilität gerechnet und ist das die Bandbreite an Schwankungen, die eure Investoren aushalten müssen?

Habe ich damit gerechnet, dass wir kurz nach Fonds-Start in den größten Tech-Sell-Off der letzten 20 Jahre laufen? Nein. Die historisch niedrigen Bewertungen, die wir aktuell insbesondere im Tech-Bereich sehen, sind für mich irrational. Aber sie bieten mutigen Investoren sehr attraktive Chancen. Jetzt ist eine gute Zeit für aktive Manager. Wir haben in unser eigenes Research-Team investiert, haben die Expertise aus über 25 Jahren Venture-Capital und sind überzeugt: Technologie liefert Lösungen für unsere Probleme. Unser Fonds richtet sich an Anleger, die mit erhöhter Volatilität leben können. Wir freuen, dass viele Anleger Sparpläne angelegt haben und somit ihren Einstandskurs vergünstigen konnten. Unsere Investoren verstehen unser Produkt, investieren in Zeiten mit attraktiven Bewertungen.

Hast du dir den Start möglicherweise „leichter“ vorgestellt?

Der Start lief ja erst mal sehr gut. Aber ich kenne es aus all meinen Startups: schwierige Phasen gehören dazu. Den Unterschied macht, wer durchhält, bereit ist zu kämpfen und jeden Tag ein Stück besser wird. Wenn die 10xDNA-Fonds in einigen Jahren zu den erfolgreichsten Tech-Fonds zählen, werden viele sagen: Das war ja klar. Dann erinnert sich keiner mehr an die harte Aufbauarbeit.

Wodurch unterscheidet sich die Investition in börsennotierten Titel von der klassischen Investition in Venture Capital?

Börsen sind transparenter – es gibt mehr Unternehmensinformationen und der Wert wird jede Sekunde festgelegt. Im Venture Capital Bereich wird die Unternehmensbewertung meist nur dann aktualisiert, wenn neue Investoren an Bord kommen. Dafür sind die Bewertungen im Aktienmarkt deutlich volatiler und noch mehr durch makroökonomische Faktoren getrieben – teilweise führt das sogar zu komplett irrationalen Bewertungen. Das muss ich als Anleger dann aussitzen können, wenn ich weiterhin vom Unternehmen überzeugt bin. Wir nutzen unsere Erfahrung aus dem Venture Capital für die Fonds vor allem in der Analyse von Unternehmen und Marktbewegungen. Unsere Investmentteams arbeiten eng zusammen und unser gesamter Freigeist Partnerkreis sitzt im Investment Komitee der 10xDNA-Fonds.

Wie unterscheidet sich eure Strategie und Vorgehensweise von der Strategie, die Cathie Wood in ihren ARK Invest Lösungen verfolgt?

Wir stimmen mit vielen Sichtweisen auf Technologie-Trends und Marktentwicklungen mit dem ARK Invest Team überein und tauschen uns aus. Bei der Auswahl der Titel und Investment-Strategie sind wir dann aber sehr unterschiedlich. Dies dokumentieren unsere Portfolios.

Ein Blick in die Zukunft: Was ist alles geplant, worüber du schon sprechen magst?

Ich möchte meine Stimme nutzen, um noch mehr Menschen an das Thema Geldanlage und Vermögensaufbau heranzuführen.

Deine drei persönlichen Tipps, um finanziell erfolgreich zu werden? Und was muss sich deiner Meinung nach in Deutschland in Hinblick auf finanzielle Bildung dringend ändern?

Das beste Investment ist ein Investment in dich selbst: in deine eigene Bildung und Erfahrungen. Je früher du anfängst, in Aktien zu investieren, desto besser. Stichwort Zinseszins-Effekt. Suche dir ein paar Produkte oder Unternehmen, die du wirklich verstehst, an die du wirklich glaubst, und dann investiere gemittelt über einen Sparplan, um Volatilität auszugleichen. Wir Deutschen müssen dringend die Angst vor Aktien ablegen und begreifen, dass wir uns in Sachen Altersvorsorge nicht blind aufs deutsche Rentensystem verlassen können.

ein Artikel von
Michael André Ankermüller
Michael lebt in Berlin, beschäftigt sich gerne mit Wirtschafts- und Finanzthemen und arbeitet als Journalist, Blogger, Autor sowie Berater für Digitale Medien. 2014 gründete er das sehr erfolgreiche Blogazine Blog.Bohème.