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NEW WORK

Wie sieht die Arbeit der Zukunft aus?

von Pauline Brinkmann

Die Coronapandemie hat hinsichtlich „New Work“ einige Steine ins Rollen gebracht. Doch laut Experten war das erst der Anfang. An dieser Stelle dürfte es allen Homeoffice-Feinden kalt über den Rücken laufen. Heißt das also künftig, dass wir noch mehr Zoom-Meetings am Küchentisch veranstalten und unsere Kollegen und Kolleginnen nur noch bei der Weihnachtsfeier sehen werden? Nicht ganz! ZASTER hat sich für euch schlau gemacht.

Viele Unternehmen versichern schon jetzt, dass sie nicht zur Anwesenheitspflicht zurückkehren werden, sondern ihren Mitarbeitern mehr Freiraum einräumen möchten. So haben bereits zahlreiche deutsche Unternehmen wie die Deutsche Bank, die Deutsche Telekom oder die BASF verkündet, dass sie nach der Pandemie zu sogenannten hybriden Arbeitsmodellen, sprich einer Mischung aus Homeoffice und Anwesenheit wechseln werden. Das Softwareunternehmen SAP traut sich sogar noch einen Schritt weiter und stellt den Mitarbeitern frei, ob, wie oft oder wie lange sie ins Büro kommen. 

So versprach der SAP-Vorstand den Arbeitnehmern in einer Rundmail einen 100 Prozent flexiblen und vertrauensbasierten Arbeitsplatz. Hybride Modelle sind für viele Arbeitnehmer die denkbar beste Option, denn sie bescheren ihnen mehr Freiheit, ohne dass die sozialen Kontakte unter den Kollegen, sowie der Austausch und die Kreativität im Unternehmen allzu sehr leiden.

Doch perspektivisch wird es dabei wahrscheinlich nicht bleiben, denn die Zahl der festen Arbeitsverhältnisse wird laut Experten in der Studie „2050: The Future of Work“, konstant abnehmen. Dies hat zu Folge, dass mehr Menschen als Freelancer oder Kleinunternehmer tätig sein werden. Gerade Wissensarbeiter würden in der Zukunft nicht für ein einziges Unternehmen arbeiten, sondern vielmehr in stetig neu zusammengesetzten Teams an gemeinsamen Projekten in virtuellen Räumen arbeiten. Somit wäre ein fester Arbeitsplatz Schnee von gestern.

Es gibt bereits einige junge Unternehmen wie Anyplace oder Galileo, die sich schon heute auf diese Form des Arbeitslebens einstellen. So vermietet beispielsweise Anyplace Wohnungen monatsweise und neuerdings im Besonderen solche, die über eine optimale Ausstattung für Remote Work verfügen.

Bei Eltern ist es häufig die Schule, die sie nur ortsgebunden arbeiten lässt, doch hierfür hat auch das Start-up Galileo schon eine Lösung gefunden und diese nennt sich: Onlineschule. Was die Kinder davon halten und inwiefern dies ihrer Sozialkompetenz dienlich ist, bleibt dahingestellt.

Feststeht: Sobald Menschen aus der ganzen Welt um bestimmte Jobs konkurrieren, wird sich auch der Druck erhöhen, die beste Ausbildung, die größte Expertise und das beste Netzwerk mitzubringen. Dieser Druck könnte einige Menschen verzweifeln lassen.

Doch droht uns eine gesamtgesellschaftliche Spaltung?

Diese Frage wird vor allem durch den Autor David Goodhart in seinem 2017 erschienenen Buch „The Road to Somewhere“ aufgeworfen. In jenem Werk sucht er eine Erklärung für den zunehmenden Populismus. Seine These lautet: Die Gesellschaft hat sich in „Anywheres“ und „Somewheres“ gespalten. Unter den Anywheres versteht man eine gut ausgebildete, gutverdienende und agile Elite, sprich Kosmopoliten die in Städten wohnen. Bei den Somewheres hingegen handelt es sich um kulturell Abgehängten, die in urbanen Betonklötzen oder verwaisten Kleinstädte wohnen. 

In Teilen könnte diese Art der Spaltung in zwei Gruppen durchaus zutreffen, denn schon jetzt erleben wir verschieden Blickwinkel auf das Arbeiten im Homeoffice: Ein Mensch mit großem Haus und Garten, der eventuell sogar Hilfe durch ein Kindermädchen hat, wird eine Schulschließung und das Arbeiten von zu Hause anders wahrgenommen haben, als eine Familie die in einer Plattenbausiedlung wohnt ohne Garten und schon am Kurzarbeitergeld verzweifelt ist.

ein Artikel von
Pauline Brinkmann
Pauline studiert in Potsdam und Lausanne Rechtswissenschaften. Ihr besonderes Interesse gilt jedoch nicht Mietverträgen, sondern politischen und gesellschaftlichen Prozessen.