© Obi Onyeador / Unsplash
REICH SEIN

Wie reich bist Du?

von Nils Matthiesen

Statistisch bist du reich, wenn dir monatlich das Doppelte des Durchschnittseinkommens (Medianeinkommens) zur Verfügung steht. Bedeutet aktuell:  Als vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer ohne Familie zählst du mit einem Nettoeinkommen von 3.734 Euro netto als reich und gehörst gleichzeitig zu oberen acht Prozent der Topverdiener hierzulande. Denn im Durchschnitt hat der Deutsche 1.867 Euro netto pro Monat zur Verfügung. Man könnte also sagen, dass es nicht vollkommen unrealistisch erscheint, in den erlauchten Kreis der Reichen aufzusteigen.

Vergleiche bedeutungslos 

Doch selbst, wenn du jetzt laut Statistik monetär gut dastehst: Mit dem Gehalt beziehungsweise Geld ist es eine vertrackte Sache. Selbst, wenn du als Single weit mehr als das Doppelte als der Durchschnitt verdienst, richtig „reich“ wirst du dich höchstwahrscheinlich nicht fühlen. Denn unsere Psyche steht uns im Weg. Bedeutet: Sobald du über ein gehobenes Einkommen verfügst, bewegst du dich meist in der sogenannten „Rich Zone“. Du verkehrst also vermehrt mit vermögenden Menschen, die noch viel mehr Geld haben als du. Und wenn du ständig Leute siehst, die reicher sind, wirst du dich nicht reich fühlen. Ein weiteres, typisches menschliches Problem: Uns fällt nur auf, wenn andere mehr als wir haben. Die weniger oder nichts haben, dringen kaum in unseren Kopf. 

Wir betrachten die Dinge durch ein Schlüsselloch

Beispiel: Du siehst jemanden mit einem Lamborghini und denkst sofort, dass er mehr Geld hat als du und supererfolgreich ist. Dabei stimmt das vielleicht nicht. Das Ganze beruht auf der so genannten Theorie des sozialen Vergleichs des Psychologen Leon Festinger. Demnach vergleichen wir uns mit anderen, um die eigene Situation besser einzuschätzen. Das Problem dabei: Wir sehen immer nur einen Ausschnitt der Gesamtsituation. Wir sehen nur das, was an der anderen Person besser, schöner, oder erfolgreicher zu sein scheint. Dabei kennen wir nie alle Lebensumstände, die für einen nüchternen Vergleich notwendig wären. Unser Eindruck ist aus diesem Grund vollkommen verzerrt.  Beispiel Lambo: Vielleicht ist das Luxusauto nur geliehen oder auf Pump gekauft. Du nimmst aber erst einmal an, dass es dem Fahrer gehört und er demnach sehr wohlhabend sein muss. 

Tatsächlich sind die meisten von uns international betrachtet äußerst wohlhabend. Statte doch einmal der Seite „How rich I am“ einen Besuch ab.  Gib dann „Germany“ als „Country“, dein jährliches Nettoeinkommen und wie viele Personen im Haushalt leben ein. Innerhalb weniger Sekunden zeigt die Seite dir dann an, wie wohlhabend du im Vergleich zu den Reichsten und den Ärmsten dieser Welt bist. Und siehe da: Selbst der Durchschnittsdeutsche mit einem Nettojahreseinkommen von 44.808 Euro zählt zu den reichsten Ein Prozent der Welt. 

Fazit

Am besten vergleichst du deine finanzielle Situation nicht mit anderen. Denn du siehst immer nur einen kleinen Ausschnitt der Realität, der oft zu falschen Rückschlüssen führt. Konzentriere dich vielmehr auf deinen Weg und wie du diesen verbessern kannst. 

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.