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AKTIENBOOM

Wie investieren Privatanleger in Krisenzeiten?

von Pauline Brinkmann

Wie und vor allem wo investiere ich eigentlich am besten in Krisenzeiten? Diese Frage stellen sich aktuell viele Anleger. „Alle Aktien“ recherchierte, wie es gerade um das Investmentverhalten deutscher Anleger steht. Dafür führten sie eine Umfrage unter 6.000 Privatanlegern in Deutschland durch. Das Ergebnis spiegelt nicht nur eine Momentaufnahme von den aktuellen Investmentvorlieben der Deutschen, sondern gibt vielmehr ein Eindruck davon, was sich Anleger in Zukunft erhoffen.

Die Top 10 Aktien aus dem ersten Quartal 2022 sind: Allianz, Unilever, Microsoft, BASF, BlackRock, Realty Income, 3M, Fresenius, Apple und Volkswagen. Feststeht: Wer alle diese Aktien ins persönlichen Portfolio integriert, der hat breit diversifiziert.

Warum Allianz und Unilever die beiden ersten Plätze ergattern konnten liegt in gewisser Weise auf der Hand. So lockt der Versicherungskonzern aktuell mit einer Dividendenrendite von stolzen 4,9 Prozent (!) während der britische Großkonzern Unilever seine Anlegern mit knapp 4 Prozent beglückt.

Die durchschnittliche Dividendenrendite der Top-10-Aktien liegt bei satten 3,5 Prozent. Beachtlich ist in diesem Zusammenhang allerdings die Streuung zwischen den verschiedenen Unternehmen. So zahlt Apple aktuell nur 0,5 Prozent an seine Anleger, während der deutsche Chemiekonzern BASF großzügige 6,5 Prozent (!!) verteilt.

Grund für diese Differenzen sind die unterschiedlichen Strategien der Investoren. So verfolgen gerade die Käufer von Apple und Microsoft Aktien eher eine Dividendenwachstumsstrategie, während der Rest und damit die Mehrheit der Anleger auf den Ertrag setzt und lediglich Aktien mit mindestens 4 Prozent Dividendenrendite in ihr Portfolio mit aufnimmt, was bei 5 der Top-10-Aktien der Fall ist. Grund für die letztere Strategie sind die aktuellen wirtschaftspolitischen Gegebenheiten in Europa. So scheint es für Anleger dieser Tage eher auf den aktuellen Erfolg einer Aktie anzukommen, abwarten und auf Wachstum hoffen möchte man nur noch selten, was zählt sind die aktuellen Werte.

Interessant ist auch der länderbezogene Vergleich, sprich: In welchen Ländern investieren die Deutschen am liebsten? Aufschluss gibt der Blick auf die Top-50-Aktien deutscher Privatanleger. Hier wird eine klare Präferenz für amerikanische, deutsche und britische Unternehmen ersichtlich. Diese Länder sehen sich stets mit jeweils mindestens fünf Aktien in den Top-50-Aktien platziert.

Verwundern dürfte dieses Ergebnis eher weniger. So hat die USA stets die größte Auswahl an Aktien mit bekannten Unternehmen, die quartalsweise ihre Dividenden auszahlen. Deutsche Aktien reizen Anleger hier zu Lande auf Grund uns vertrauter Unternehmen mit denen wir uns persönlich identifizieren können und über die wir in der Regel am besten Bescheid wissen. Ebenso entfällt hier die Sorge über zusätzliche Versteuerungen, da die Steuern für uns grundsätzlich automatisch mit einberechnet werden. Großbritannien lockt vor allem durch den Steuervorteil, so entfallen auf jene Aktien in der Regel keine Quellensteuern.

Frankreich, Dänemark und Niederlande sahen sich jeweils mit einer Aktie in dem Ranking vertreten. Spannend ist, dass sowohl China, als auch Russland komplett rausgefallen sind. Ersichtlich wird ebenso, dass in diesem Quartal besonders viele Anleger in deutsche Aktien investierten. Grund dafür ist, dass diese in Folge des Krieges überdurchschnittlich gefallen sind und somit eine vielversprechende Chance für Käufer darstellen, gerade im Vergleich zu amerikanischen Aktien.

Betrachtet man die Sektoren in die investiert wurde ein Stückchen genauer, so fällt auf, dass alle elf Sektoren in den Top-50-Aktien vertreten sind, wenn gleich kein Sektor über 20 Prozent einnahm. Grund für Verwunderung liefert die Tatsache, dass im ersten Quartal dieses Jahres 2022 der Informationstechnologiesektor mit 18 Prozent der Beliebteste war. In der Regel steht jener Sektor eher für geringe Dividendenrenditen und mehr Wachstum.

ein Artikel von
Pauline Brinkmann
Pauline studiert in Potsdam und Lausanne Rechtswissenschaften. Ihr besonderes Interesse gilt jedoch nicht Mietverträgen, sondern politischen und gesellschaftlichen Prozessen.