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BÖRSENWISSEN

Wie geht es mit den chinesischen Aktienmärkten weiter?

von Anton Voglmaier

Zu Beginn der vergangenen Woche fielen die Börsen in Hongkong und Shanghai stark – wie zuletzt 2015. Am Mittwoch (16.03.2022) gab es dann eine kräftige Kehrtwende, nachdem der chinesische Staat mit wohl erheblichen Stützungskäufen interveniert hatte.

Begründet wurde der Absturz mit der Befürchtung der Marktteilnehmer, dass China bei einer möglichen Unterstützung des Kremls in seinem völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Ukraine in den Sanktionsstrudel gezogen wird, den die freie Welt gegen das kriminelle russische Regime angeordnet hat. Darüber hinaus nehmen auch die Koronainfektionen in Hongkong und China deutlich zu. Das chinesische Festland hält – im Gegensatz zu Hongkong – weiterhin an seiner Zero-COVID-Strategie fest, die jedoch zu einem erheblichen Rückgang der Wirtschaftsleistung führen dürfte, da sie nur durch Abschottung aufrechterhalten werden kann. Sicherlich waren dies auch Gründe für den starken Einbruch an den chinesischen Börsen.

Allerdings könnte noch eine andere Belastung zum Preisverfall beigetragen haben, die wesentlich schlimmer ist: Seit dem Herbst 2020 hat das kommunistische Regime den Privatunternehmen den Krieg erklärt, weil sie ihm zu mächtig geworden sind. Und das könnte die kommunistische Führung in ein großes Dilemma bringen, denn gerade eine auf kapitalistischen Regeln basierende Wirtschaft ist wegen der zunehmenden Macht des Privatsektors auf Dauer mit der Diktatur als Staatsform unvereinbar.

Es wird interessant sein, in den nächsten Jahren zu sehen, ob die Regierung die privaten Unternehmen zerstört oder ob die kommunistische Regierung durch erfolgreiche und damit immer mächtigere Unternehmen ihren Einfluss verliert und sich China doch noch zu einem demokratischen und rechtsstaatlichen Gemeinwesen entwickelt.

Der Rückgang der Aktienkurse an den Börsen seit Herbst 2020 spricht eher für die Zerstörung erfolgreicher Unternehmen durch die Kommunisten und damit für die schlechte Option, die dann auch an den chinesischen Börsen zu weiter fallenden Kursen führen dürfte.

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Anton Voglmaier ist Geschäftsführer der Deutschen Fondsgesellschaft und Mitglied im Anlageausschuss "Der Zukunftsfonds". Er blickt auf jahrzehntelange Erfahrung an den Kapitalmärkten zurück.