Bandenkriminalität auf dem Vormarsch

Wie Clans, Rockerbanden und die Mafia ihr Geld waschen

von Anton Kleihues

Die Polizei wirkt an einigen Brennpunkten Deutschlands hilflos. Kriminelle Banden machen, was sie wollen und werden dabei auch noch reich. Aber wie funktioniert das überhaupt?

Geld aus illegalen Deals

Weniger Konkurrenz, keine Steuerabgaben und kein freier Markt führen dazu, dass in der Schattenwelt riesige Gewinnmargen möglich sind. Ob illegale Prostitution, Schutzgelderpressung oder Drogenhandel: Das Geschäft boomt. Aus diesen Deals beziehen die Großkriminellen allerdings fast ausschließlich Bargeld. Wenn dieses in die Bank eingezahlt werden würde, könnte sich die Frage nach der Herkunft des Geldes stellen und der Fiskus aufmerksam werden. Das ist für Kriminelle keine Option. Wie schaffen sie es also, ihr durch Gesetzesbruch gemachtes Geld in nutzbares Kapital umzuwandeln? Die Antwort ist: Geldwäsche. Das Bundesfinanzministerium in Deutschland schätzt, dass jedes Jahr bis zu 100 Milliarden Euro illegal gewaschen werden. Doch was ist Geldwäsche überhaupt, wie funktioniert sie und welchen Einfluss hat sie?

Wir funktioniert Geldwäsche?

Unter Geldwäsche versteht man Finanztransaktionen, die zum Ziel haben, die Herkunft und die Existenz von Geld aus illegalen Transaktionen zu verstecken, um es dann wieder in den regulären Kreislauf der Wirtschaft einfließen zu lassen. Die Herkunft dieses Geldes zu verschleiern ist allerdings keine leichte Aufgabe. Banken aber auch Privatpersonen haben die Pflicht, auffällige (zum Beispiel sehr große) Geldbewegungen zu melden. Der Ausdruck „Geldwäsche“ geht auf einen der bekanntesten Gangster aller Zeiten zurück. Der große US-amerikanische Mafiosi Al Capone wollte seine illegalen Einnahmen irgendwie wieder in den geregelten Wirtschaftskreislauf bringen, um in der Gesellschaft als anerkannter, wohlhabender Mann mit weißer Weste dazustehen. Also kaufte er eine größere Anzahl an Waschsalons. Er tat so, als sei sein Vermögen aus den Gewinnen dieser Salons entstanden. Dies war das erste Mal, dass Geld „gewaschen“ wurde und die Geschichte dient dazu noch der Namensgebung.

Insgesamt ist das Thema Geldwäsche hoch komplex. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, Geld reinzuwaschen und Geldflüsse zu verschleiern. Die Kriminellen werden dabei immer kreativer. Polizei und Finanzamt sind aber auch clever und schaffen es häufig, Schlupflöcher zügig zu stopfen und den Kriminellen auf die Schliche zu kommen. Eine der beliebtesten Art und Weisen, illegales Geld zu waschen, ist und bleibt allerdings der Kauf von Immobilien. Jeder Immobilienmakler weiß, dass das ein großes Problem in seiner Branche ist. Da aber viele immer wieder auch davon profitieren, wird dem Treiben selten Einhalt geboten.

Der Sparkassen-Raub

Ein spektakulärer Fall war im Nachgang des großen Berliner Sparkassen-Raubes zu beobachten. Die Polizei fasste zwar die Täter, die Beute blieb aber verschollen und tauchte lange Zeit nicht auf. Doch dann bemerkten die Beamten, dass der Bruder eines der Täter auf einmal anfing, Immobilien zu kaufen. Bis dahin war er mittellos gewesen, was den Umstand umso merkwürdiger erschienen ließ. Die Polizei reagierte und nahm sich dem Fall an. Am Ende wurde klar, dass es das Geld aus dem Raub gewesen war, dass es dem Mann möglich gemacht hatte, die Immobilien zu kaufen. Im Juli 2018 schlugen die Beamten zu und beschlagnahmten 77 Wohnungen, Häuser und Grundstücke im Wert von insgesamt rund 9 Millionen Euro. Experten behaupten allerdings, dies sei nur ein winziger Teil der Geldwäsche, die jedes Jahr in der deutschen Immobilienbranche vonstatten geht. Die NGO Transparency International veröffentlichte 2018 eine Studie, die besagt, dass 15 bis 30 Prozent aller kriminellen Vermögenswerte hierzulande in Immobilien investiert sind. Der deutsche Immobilienmarkt sei ein Platz, an dem sich Schwerkriminelle und Korrupte tummeln, die ihr Geld in Deutschland waschen wollen.

ein Artikel von
Anton Kleihues
Anton studiert Politik in Berlin und liebt es, zu schreiben. Als ZASTER-Redakteur versucht er dabei immer neue, aktuelle und relevante Themen zu behandeln. Am liebsten berichtet er über Politik und Sport.