© Waldemar Brandt / Unsplash
GLÜCKSGEFÜHLE

Wertschätzung spart Geld und Ressourcen

von Isabella Müller-Reinhardt

Ich bin gerade sehr glücklich und beseelt. Es gibt Pflaumen. Viele und überall. Und ich meine tatsächlich das Steinobst und nicht etwa unsere Politiker.

Als ich noch in München wohnte, habe ich es tatsächlich geschafft mich fast den ganzen September von Zwetschgendatschi zu ernähren. Morgens, Mittags und selbst nach 22 Uhr. Jetzt lebe ich in Norddeutschland und musste auf Pflaumenschnitte bzw. Pflaumenkuchen umsteigen. Klingt nicht nur anders, schmeckt auch anders. Zwetschgen sind keine Pflaumen, Hefeteig ist kein Mürbeteig. Egal, ich komme zum Punkt. Was ich mich nämlich jedes Jahr frage ist die Tatsache, ob ich das Gebäck vielleicht nur deswegen so toll finde, weil es eben nicht immer verfügbar ist? In unserer globalen Welt, ist das durchaus eine große Ausnahme. Wir haben uns daran gewöhnt, immer, alles und mittlerweile in Rekordtempo haben zu können. Amazon, AliExpress, aber auch kleinere Onlineshops sorgen dafür, dass wir jedes Produkt zu jeder Uhrzeit kaufen können. Und natürlich finden wir auch im Einzelhandel Dinge, die es früher in Deutschland nicht zu kaufen gab. Süßigkeiten aus USA, Sesamöl aus dem Libanon, handgemachte Pralinen aus Belgien oder aber Erdbeeren aus Marokko wenn bei uns Schnee liegt.

Aber es gibt sie, die wenigen Dinge, die es eben nicht immer gibt und sie deswegen so besonders macht.

Pflaumen 

weißer Spargel

Rhabarber

Pfifferlinge

In Deutschland isst eine Person im Schnitt 330 Kg im Jahr. Gekauft wird allerdings mehr. Im Durchschnitt gibt jeder von uns 171 Euro im Monat für Lebensmittel aus. Doch dann landen 75 Kilo Essen pro Kopf im Müll. Jedes Jahr. Doch wie können wir diese Nahrungsmittelverschwendung reduzieren? Durch Wertschätzung. Spart übrigens auch eine Menge Geld.

In den 1980er Jahren, long time ago, wohnte ich in Madrid. Wenn mein Papa beruflich nach Deutschland musste, brachte er mir jedes Mal Milka Schokolade, Apfelmus, Schwarzbrot und Haribo aus der Heimat mit. Gab es damals in Spanien alles nicht zu kaufen. Ich wusste es damals zu schätzen, jedes einzelne Gummibärchen. 

ein Artikel von
Isabella Müller-Reinhardt
Isabella Müller-Reinhardt

Die in Madrid aufgewachsene Münchnerin arbeitet seit mittlerweile mehr als zwanzig Jahren als Sportmoderatorin für verschiedene deutsche und englische Fernsehsender. Zu den Stationen Müller-Reinhardts zählen unter anderem ARD, ITV, Sport1, Sky und Arena. Zudem plaudert sie in einem Podcast über „Weiberkram“, schreibt diverse Sportkolumnen und hat mit "Mensch Trainer" im Sommer 2020 ihr erstes Buch veröffentlicht.