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Wenn der gut gemeinte Einkauf beim Drogeriemarkt nach hinten losgeht

von Moritz Weinstock

ZASTER-Kolumnistin Isabella Müller-Reinhardt hatte nur ein Ziel: Die Nivea-Aktion im Drogeriemarkt ihres Vertrauens voll ausschöpfen. Was dabei alles schief gehen kann, hat sie hier festgehalten.

Ich hatte heute ein traumatisches Shopping-Erlebnis. Mein geliebter Ehemann hat mich in den Drogeriemarkt geschickt, um Nivea-Produkte zu kaufen. Da gibt es nämlich eine Megaaktion! Für mindestens zwölf Euro Nivea-Produkte kaufen, den Kassenbon einschicken oder hochladen und zur Belohnung ein Wahnsinns-Multitool geschenkt bekommen.

„Multitool?“ Auf meine Frage wurde dann nicht näher eingegangen, aber dank Google weiß ich jetzt natürlich, dass es sich dabei um ein super praktisches Multifunktionswerkzeug handelt.

Nun gut. Gestern Abend hat mein Schatz unserem Sohn bereits von seinem neuen Taschenmesser erzählt und der freute sich natürlich wie ein Keks. Ich heute Morgen also ab in den Drogeriemarkt. Um neun Uhr. Vor Ort wurde ich aufgeklärt: Nur die „Nivea for Men“-Produkte sind Teil dieser Werbeaktion. Schaumbad für Männer gibt es nicht, Cremes oder Lotionen benutzt mein Mann nicht und auf Deo habe ich wegen des starken und ungewohnten Geruchs lieber verzichtet.

Knöllchen statt Kassenbon

In meinem Einkaufskorb landete dann also jede Menge Duschgel, Shampoo und Rasierschaum. Und damit zu Hause dann wenigstens irgendetwas davon Gefallen findet und benutzt wird, habe ich von jeder Sorte eins genommen. Das hat mir dann auch das Kopfrechnen zur Stichsumme erspart. Einfach genug einpacken, damit ich auch ja den Mindestwert erreiche. Hat geklappt. Mit einer vollen Papiertüte und knapp 20 Euro ärmer stieg ich wieder in mein Auto. Ups, Strafzettel. 25 Euro! Nur weil ich vergessen habe, die blöde Parkscheibe ins Fenster zu legen. „Nein,“ sage ich mir, „ich rege mich jetzt nicht auf, sondern denke einfach an die strahlenden Augen meines Kindes.“

Zuhause angekommen packte ich meine Tüte aus. Ich baute all die Produkte zu einer schönen Pyramide auf, fotografierte mein Kunstwerk und schickte das Bild per Whatsapp meinem Mann. Jetzt nur noch den Kassenbon auf der Nivea-Aktionsseite hochladen…

Ups, den habe ich leider an der Kasse liegen gelassen. Mist! Kein Beleg, kein Taschenmesser! Es gibt Dinge, die sind mir selbst vor meinem Mann unangenehm. Aber noch schlimmer ist die Vorstellung, in ein enttäuschtes Kindergesicht zu blicken.

Und deswegen habe ich soeben bei Amazon für 39,98 Euro den Nivea Men Multitool bestellt. Aber hey, das ist ein hochwertiges Multiwerkzeug mit 8+2 Funktionen aus 100 Prozent rostfreiem Edelstahl und dank meiner Prime-Mitgliedschaft ist es morgen da!

Lieber Gott, bitte mach, dass mein Mann diesen Text niemals liest. Danke.

P.S. Das nächste Mal kaufe ich gleich einen ganzen Werkzeugkoffer für 85 Euro!

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.