Russland ist der größte Weizenexporteur der Welt, exportiert aber kein Getreide mehr. Die Ukraine hat etwa 25 Millionen geerntetes Getreide in Lagern rumliegen, würde gerne, aber kann wegen des Krieges nicht exportieren. Das sorgt für weltweite Knappheit und treibt den Preis nach oben. Und jetzt hat auch noch Indien, zweitgrößter Weizenproduzent der Welt, die Ausfuhr des Getreides gestoppt. Eine extreme Hitzewelle bedroht nun die Ernte in Indien. Um die Nahrungssicherheit im eigenen Land nicht zu gefährden, ist ein Verkauf nicht möglich.
Wenn wir im Supermarkt vor einem leeren Regal stehen, ärgern wir uns. Aber wir können zu Alternativen greifen. Ist das Weizenmehl ausverkauft, gibt es nicht selten noch Dinkel- oder Roggenmehl zu kaufen. Wir können unsere Gewohnheiten ändern. Wir können auch einfach andere Sattmacher in den Einkaufswagen packen. Kartoffeln, Reis, Bohnen, Linsen. Wir können unseren Speiseplan ändern. Dann gibt es halt keine Pfannkuchen, sondern Reibekuchen. In Deutschland ist vielleicht ein Regal leer, aber der Supermarkt ist dennoch voll. Und genau das ist Luxus!
Und ja auch bei uns sind die Preise für Getreideprodukte gestiegen. Laut Statistischen Bundesamt kosteten Brot und Brötchen im April 2022 ganze 9,6 Prozent mehr als im April 2021. Der Preis für Weizenmehl ist im gleichen Zeitraum sogar um 21,4 Prozent (!) gestiegen. Das ist krass, aber wie müssen nicht verhungern. Denn wir sind zum Glück nicht von russischen oder ukrainischen Weizen abhängig.
Anders sieht das für Menschen in Afrika und dem Nahen Osten aus. Bis zu 50 Millionen (!!!) Menschen sind nun wegen des Krieges zusätzlich von Hunger bedroht. Ich weiß, Ägypten, Kenia, der Libanon sind weit weg, liegen auf anderen Kontinenten. Und auch die Bilder von hungernden Kindern im Jemen, einem Land, in dem seit sieben Jahren Bürgerkrieg tobt und, dass zu 90 Prozent von Lebensmittelimporten abhängig ist, sehen wir in unseren Nachrichten sehr selten.
Aber wenn beim nächsten Wocheneinkauf das Weizenmehl mal wieder vergriffen ist, bleibt locker. Wir sollten uns einfach öfter mal bewusst machen, auf welch hohem Niveau wir gerne jammern. Wir können es uns leisten zu verzichten, andere jedoch nicht.