Neuer Job?

Weißt du schon, was ein Juicer ist?

von Christoph Masurek

Während du nachts schläfst, rücken sie aus und widmen sich unbemerkt ihrem Job. Die Rede ist von den Lime Scooter Juicern. Menschen, die dafür verantwortlich sind, dass du am nächsten Morgen auf die vollen Akkus der mietbaren E-Scooter setzen kannst. Aber wie funktioniert der Job? Und noch wichtiger: Lohnt sich das?

Was haben Juicer mit E-Scootern zu tun?

Seit rund einem Monat sind die E-Scooter in Deutschland erlaubt und fluten seither die Straßen unserer Innenstädte. Mit ihnen darfst du bis zu 20 km/h schnell auf den Radwegen rasen und sie beinahe überall wieder abstellen. Morgens zur Rushhour findest du sie jedoch brav in einer Vierer-Formation aufgestellt und voll aufgeladen an Bahnhöfen und Knotenpunkten platziert. Verantwortlich dafür sind die Lime-Juicer.

Sie sammeln die Roller abends ein, laden sie auf, und verteilen sie anschließend wieder in der Stadt. Dadurch entgeht dem Anbieter nicht das lukrative Geschäft am Tag. Von Lime gibt es fürs Aufladen vier Euro pro Roller.

Auf einer App kannst du als Juicer nachsehen, wo sich die Roller gerade befinden und wie hoch ihr verbleibender Akkustand ist. Anschließend versetzt du die Geräte in einen Lademodus, damit du sie einsammeln und mit Strom versorgen kannst. Die Besonderheit: Du lädst sie zu Hause an deiner Steckdose.

Wann und wie viel du willst

Eine Ausbildung ist nicht nötig – jeder kann mitmachen und sich etwas dazu verdienen. Voraussetzungen dafür sind nur ein Gewerbeschein und ein rund einstündiges Briefing des Anbieters samt Ladekabel für die Scooter. Damit möchte Lime einem Trend auf dem Arbeitsmarkt folgen und flexible Jobs ermöglichen. Arbeite wann und so viel du willst! Klingt erst einmal verlockend, birgt aber erhebliche Einschränkungen für dich und deinen Verdienst.

Für das Verfrachten der Scooter bist nämlich nur du verantwortlich. Das heißt auch, dass du zusehen musst, wie du die fast 25 Kilo schweren Roller nach Hause zum Aufladen bringst. Eine Wohnung im vierten Stock kann da genauso hinderlich sein wie ein kleines Auto zum Transport – oder eben auch gar kein Auto!

Den Saft darfst du selber zahlen

In einer Facebook-Gruppe tauschen sich die Lime-Juicer aus Berlin über ihre Arbeit aus. Bisher sind es weniger als dreißig Mitglieder. Ein Nutzer rechnet vor, dass ein voller Ladezyklus rund 0,6 kW/h verbraucht und bei null Prozent etwa acht Stunden Ladezeit benötigt. Bei seinem Stromanbieter kostet ihn ein Roller zum vollen Aufladen so zwölf Cent. In einem Bento-Artikel schätzt ein Juicer, dass er abzüglich Steuern, Abgaben, Haftpflichtversicherung und Stromkosten 2,80 Euro pro Roller verdient.

Wie schnell du die Roller einsammelst und nach Hause bringst, hängt sowohl von dir als auch der Position der einzusammelnden Scooter ab. Ob du trotz der Abzüge noch die Höhe des gesetzlichen Stundenlohns von 9,19 Euro erreichst, solltest du also unbedingt vorher prüfen.

Grün fährt anders

Doch es müssen noch weitere Kosten berücksichtigt werden. Beispielsweise der Spritverbrauch deines Wagens. In der Gruppe berichtet ein Nutzer, dass er für das Ausliefern und gleichzeitige Einsammeln von je 10 Rollern durchschnittlich drei bis vier Stunden benötigt hätte und dabei ca. 30-40 km gefahren sei.

Ganz so flexibel und komfortabel wie sich der Job gibt, ist er also nicht: Wenn du zu spät auslieferst oder die Roller nicht komplett auflädst kann es passieren, dass dir Lime dafür weniger oder sogar kein Geld zahlt. Außerdem lässt sich bisher das Licht der Roller nicht ausschalten. Im gleichen Raum schlafen und aufladen kannst du also nur mit einer guten Schlafmaske…

ein Artikel von
Christoph Masurek
Christoph studiert Politikwissenschaften in Wien und sucht noch immer vergeblich nach der Geschäftsidee, die sein Leben sowohl erleichtert als auch bereichert.