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Finanzwissen

Was sind nachhaltige Direktinvestments? Ein Gastbeitrag von Claudia Rothe

von Zaster Redaktion

DAX minus zwölf Prozent, Dow Jones minus neun Prozent – Mit 2022 geht eines der schlechtesten Börsenjahre seit Langem zu Ende. Anleger:innen und Investor*innen suchen daher nicht ohne Grund nach neuen Investitionsmöglichkeiten, auch abseits der üblichen Aktienkäufe und mit möglichst hoher Rendite.

Doch diese ist längst nicht das einzige ausschlaggebende Kriterium. Denn beim Investieren geht es für viele Menschen nicht mehr nur um Rendite, sondern darum, eine positive soziale und ökologische Wirkung zu erzielen sowie verantwortungsbewusst und zukunftsorientiert zu handeln. Einfacher gesagt als getan, denn das Angebot ist riesig und nicht jedes Produkt, das sich nachhaltig nennt, hält, was es verspricht. Wie investiere ich nun wirklich nachhaltig bei der großen Auswahl an nachhaltigen ETFs, “grünen” Aktien, Impact Fonds oder eben nachhaltigen Direktinvestments? 

Direktinvestment – Was ist das eigentlich?  

Anders als bei Fonds-Anteilen erwerben Anleger*innen beim klassischen Direktinvestment ein konkretes Sachgut, das heißt sie werden zu (Mit-)Eigentümer*innen des Anlageobjekts. Dieses wird üblicherweise zu vertraglich vereinbarten Raten vermietet und nach Ablauf der Laufzeit von dem jeweiligen Anbieter zurückgekauft. Demnach speisen sich die Rückflüsse oftmals aus kontinuierlichen Mieteinnahmen aus dem Anlageobjekt. Bleiben diese aus, kann das erworbene Objekt selbst verwertet werden. Beispiele für Direktinvestments sind der Kauf von Rohstoffen, Immobilien oder  Windrädern.  

Eine an das Prinzip des Direktinvestments angelehnte Anlagemöglichkeit ist das ecoligo-Modell. Hier erwerben Anleger*innen kein Eigentum, sondern vergeben Darlehen, die die Projektumsetzung ermöglichen. Dadurch haften zwar die Anbieter, da kein Eigentum erworben wird, aber die Anleger*innen könnten bei der Insolvenz des Anbieters als letztes ausgezahlt werden. Trotzdem  können Anleger*innen auch bei diesem Modell von der Verwertung des Sachguts, für das ihre Darlehen genutzt wurden, profitieren. Während der Darlehenslaufzeit werden Zins- und Tilgungszahlungen geleistet und nach Abschluss des Projektes ist die Investitionssumme der Anleger*innen getilgt. 

Kurze Laufzeiten und gleichzeitig nachhaltige Projekte unterstützen – Wo ist der Haken? Obwohl direkte Investitionen schon seit Jahrzehnten am Markt etabliert sind, sind sie bis jetzt nicht die präferierte Investitionsmöglichkeit von Anleger*innen. Das liegt zum einen an der geringen Bekanntheit – Aktienkäufe sind bis heute die prominentesten Anlagemöglichkeiten – und zum anderen an den Risiken. Direktinvestment ist nämlich nicht gleich Direktinvestment, denn die Anbieter unterscheiden sich teilweise stark in Bezug auf das Risiko der Anlagen und die Transparenz gegenüber interessierten Investor*innen.

Zur Sicherheit und Prüfung können Anleger*innen auf Siegel achten. Ein Beispiel ist das Transparenzsiegel des Bundesverbands für Crowdinvesting. Es zeichnet die Investitionsplattformen aus, die sich besonders für Investor*innenschutz einsetzen. Anleger*innen sollten sich genau informieren, welche Art des Direktinvestments angeboten wird. Falls Investor*innen bei einem klassischen Direktinvestment in ein Waldstück investieren und dieses durch Waldbrände beschädigt wird, entfallen die Erträge und die Investition kann im schlimmsten Fall nicht zurückgezahlt werden. Durch eine ausgiebige Recherche können solche Risiken bewertet und gegebenenfalls reduziert werden. Bei Unklarheiten lohnt es sich, den Anbieter direkt zu kontaktieren und zu den Risikomitigierungsmaßnahmen zu befragen.   

Worauf muss ich achten?  

Der erste Schritt sollte immer eine sorgfältige Risiko- und Marktanalyse sein. Wie ist die Markt- und politische Situation im Land der Projektumsetzung? Falls das Land von Kriegen oder sonstigen Unruhen geprägt ist, empfiehlt sich keine Investition, denn das Anlageobjekt könnte beschädigt werden. Außerdem sollten sich Interessierte im Vorfeld über die Investmentfirma, also den Vermittler der Investitionsmöglichkeit sowie über die das Projekt umsetzende Firma, ihre Produkte, Berichte und Bewertungen informieren. Im gleichen Schritt sollten interessierte Anleger*innen das vorliegende Geschäfts- und Investitionsmodell verstehen: Wie werden die Rückzahlungen erwirtschaftet, wie ist die Rückzahlung bei vorherigen Projekten verlaufen und wie transparent wird das Rückzahlungsmodell kommuniziert?

Falls Unklarheiten bestehen, sollte entweder der Anbieter kontaktiert oder eine Investition ausgeschlossen werden. Zu guter Letzt: Wo steht das Projekt und gibt es bereits unterzeichnete Kundenverträge? Hierbei lässt sich das Risiko nochmals besser einschätzen. Falls das Projekt, z.B. eine Windkraftanlage, bereits gebaut und sich in Betrieb befindet, verringert sich das Risiko, denn Rückzahlungen können nicht an ausstehenden Genehmigungen oder Planungshindernissen scheitern. Sobald diese Fragen geklärt sind, steht einer Investition in nachhaltige Sachgüter nichts mehr im Wege!

Nachhaltige Direktinvestments können einen messbaren Impact schaffen und das Klima langfristig schonen. Anders als bei nachhaltigen Fonds oder ETFs ist die Wirkung der Direktinvestments messbar, beispielsweise daran, wie viel CO2 durch finanzierte Projekte vermieden wird. Wie bei jeder Investition zählt jedoch die umfassende Analyse, das Verständnis der Risiken, die Wahl des richtigen Anbieters und das Einsetzen von ausschließlich überschüssigem Kapital.  

Ein Gastbeitrag von Claudia Rothe

Als Leiterin des Fundraising-Teams von ecoligo sorgt Claudia dafür, dass die Investitionsmöglichkeiten von ecoligo in Erneuerbare-Energien-Projekte für Privatanleger*innen zum Leben erweckt werden. Mit ihrer Beteiligung an der Projektentwicklung, dem Crowdinvesting und der Investor*innenkommunikation überblickt Claudia das gesamte Spektrum des nachhaltigen Investierens, um Privatanleger*innen einen direkten Beitrag zur globalen Energiewende und einer grüneren Zukunft zu ermöglichen.  

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Zaster Redaktion
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