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GLÜCK und GELD

Was ist Glück? Und welche Rolle spielt dabei Geld?

von Pauline Brinkmann

Geld macht nicht glücklich. Diesen Spruch werden wir wohl alle kennen. Doch stimmt diese Aussage überhaupt? Die Antwort ist simpel: Jein. Experten zufolge können Menschen ab einem Einkommen von 60.000 Euro (netto) nicht glücklicher werden durch mehr Geld , als sie es zu diesem Punkt sind. Hat man weniger als 60.000 Euro (netto) im Jahr so soll dies jedoch das persönliche Glück negativ beeinflussen können.

Doch was ist überhaupt Glück? Dieser Begriff lässt sich in verschiedenste Richtungen verstehen, so beschreibt er zum einen etwas, was Ergebnis des Zusammentreffens besonders günstiger Umstände ist, ebenso wie er zum anderen eine freudige Gemütsverfassung ausdrückt.

Im Vergleich zur Sprachwissenschaft kennt die Psychologie neuerdings sogar drei Dimensionen des Glücks. Hierbei orientierte sie sich bislang an zwei Begriffen von Aristoteles, der das “hedonische Wohlergehen” und das “eudaimonische Wohlergehen” unterschied. Das letztere hängt davon ab, ob man sich an moralische Regeln hält und auf irgendeine Weise zum Wohl der Gesellschaft beiträgt.

Diese Form des Glücks erkennen wir auch in unserer heutigen Arbeitswelt, in der immer mehr Menschen jene Berufe vorziehen, die ihnen einen gewissen Sinn geben, statt jene, die gut bezahlt aber eintönig sind.

Häufig scheint es gar so, als würden jene Berufe, die besonders sinnstiftend sind, systematisch schlechter bezahlt, als die, die was die soziale Komponente angeht eher wenig beeindrucken.

Doch was es mit der nun seitens der Psychologie entdeckten dritten Dimension des Glücks ? Diese nennt sich “psychologischer Reichtum”. 

So bezeichnen es jedenfalls Shigehiro Oishi von der Universität Virginia und Erin Westgate von der Universität Florida. Dieser psychologische Reichtum besteht ihrer Definition nach aus Neugier, Spontanität, Abwechslung und interessanten Beschäftigungen. Das diesen Erkenntnissen zugrundeliegende Konzept haben sie bei Nietzsche entdeckt. 

Zur Untermauerung ihrer Analysen zitieren sie den Protagonisten seines Buches “Also sprach Zarathustra”. Dieser sagt an einer bestimmten Stelle: “Zur kleinen Tugend möchten sie mich locken und loben, zum Tiktak des kleinen Glücks möchten sie meinen Fuss überreden. Ich gehe durch dies Volk und halte die Augen offen: sie sind kleiner geworden und werden immer kleiner: das aber macht ihre Lehre von Glück und Tugend.“ Zarathustra rät zum Leben des Wanderers: “Gipfel und Abgrund, das ist jetzt in Eins beschlossen! Du gehst deinen Weg der Grösse.“

Um die Schlüsse, die sie aus ihrer Lektüre zogen, in die heutige Lebensrealität zu übertragen, führten sie eine Befragung unter amerikanischen Studenten durch, im Rahmen derer sie Fragen zu Aspekten ihres Lebens stellten. Im Ergebnis fanden sie heraus, dass die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben sich aus einer guten Kombination von Glück, Sinn und psychologischem Reichtum ergibt.

Doch kommen wir zurück zum Geld und dem Glück

Nicht nur unser Verdienst kann uns glücklich machen, sondern auch unser Ausgabeverhalten. So kam eine Studie des „Hong Kong Research Grants Council“ zu dem Ergebnis, dass Menschen, die in einer Beziehung regelmäßig Geld füreinander ausgaben, zufriedener waren.

Gleichwohl fand eine Studie der „Elmhurst University“ heraus, dass uns vor allem die Investitionen in unsere Haustiere glücklich machen. Der Studie zufolge waren eben jene Teilnehmer, die fünf Dollar für ihr Haustier ausgaben, glücklicher als die Probanden, die das Geld für sich oder einen Mitmenschen ausgaben.

Wenn wir unseren Kindern beibringen, dass Geld alleine nicht glücklich macht, denken wir dabei oft an Luxusartikel, die wir eigentlich, gar nicht brauchen. Feststeht jedoch auch: Geld schafft Möglichkeiten. Es ermöglicht uns inspirierende Erlebnisse, sei es auf Reisen um die Welt oder beim Theaterbesuch vor der Tür. Es ermöglicht eine gute Bildung und es ermöglicht schlichtweg Teilhabe am sozialen, kulturellen und sportlichen Freizeitgeschehen.

Dass Geld doch wichtig ist, merkt man in der Regel erst, wenn es nicht da ist.

ein Artikel von
Pauline Brinkmann
Pauline studiert in Potsdam und Lausanne Rechtswissenschaften. Ihr besonderes Interesse gilt jedoch nicht Mietverträgen, sondern politischen und gesellschaftlichen Prozessen.