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ZEIT IST GOLD

Was ist deine Zeit wert?

von Nils Matthiesen

Zeit ist Geld heißt es. Da ist was dran, denn offenbar haben die meisten von uns zu wenig davon. Grund genug, in die eigene Zeit zu investieren.

Kurz vor seinem Abschied als CEO bei Amazon verfasste Jeff Bezos einen Brief an die Aktionäre. Es berechnete darin die Zeit, die Amazon Prime-Kunden sparen. Demnach erledigen 28 Prozent aller Amazon-Kunden in drei Minuten oder weniger. Die Hälfte aller Einkäufe sei in weniger als 15 Minuten erledigt.  Ein typischer Einkauf in einem Ladengeschäft inklusive Anfahrt, Parken, Ware suchen, an der Kasse warten und Heimfahrt koste dagegen rund eine Stunde. Wenn man davon ausgehe, dass ein typischer Amazon-Einkauf 15 Minuten dauert und dass man sich dadurch ein paar Fahrten pro Woche in ein Geschäft verzichten kann, spare man mehr als 75 Stunden pro Jahr. Das sei sehr viel, denn schließlich sind wir alle sehr beschäftigt. 

Rechnen wir das ganze einmal in Geld um. Nehmen wir einen Stundensatz von 15 Euro an ergibt das 1.125 Euro abzüglich der Kosten für Amazon Prime (69 Euro): 1.056 Euro Ersparnis. Auf rund 200 Millionen Prime-Mitglieder weltweit ergibt das pro Jahr eine Wertschöpfung von über 211 Milliarden Euro. Warum aber kaufen so viele Leute bei Amazon ein (Marktanteil in Deutschland ca. 50 Prozent https://de.statista.com/statistik/daten/studie/831978/umfrage/anteil-von-amazon-am-gesamtumsatz-des-online-handels-in-deutschland/), schließlich sind andere Internet-Shops zum Teil viel günstiger. Wahrscheinlich liegt es daran, weil Amazon so bequem und komfortabel ist, vor allem als Prime-Kunde. Für Komfort geben Menschen gerne Geld aus. 

Schlechtes Zeitmanagement weit verbreitet

Die eigene Zeit scheint ihnen dagegen nicht so viel Wert zu sein. Viele Menschen haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie Geld für „unnötige“ Dinge oder Dienstleistungen ausgeben, die Zeit sparen. Warum sollte man schließlich für etwas bezahlen, das man selbst erledigen kann? Dabei sind viele von uns bemerkenswert schlecht darin, unsere Zeit sinnvoll einzuteilen. Insbesondere berufstätige Eltern müssen stets ein Höchstmaß an Effizienz an den Tag legen. Dabei verwischen die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben seit Corona und Home-Office immer mehr. Das macht es noch schwerer, ein gutes Gleichgewicht zu finden. 

Denn es fällt schwer, die eigene Zeit zu bewerten, wenn man nicht dafür bezahlt wird. Dabei beschwert man sich gerne darüber, dass man zu viel um die Ohren habe. Wenn man ständig beschäftigt ist, hat man das Gefühl, etwas zu erreichen, obwohl man die meiste Zeit mit sinnlosen Aufgaben vergeudet. Das Abhaken von Aufgaben auf der To-Do-Liste kann einem das Gefühl geben, etwas erreicht zu haben, aber meistens sind es die kleinen alltäglichen Probleme, die uns stressen. Und sie machen es uns schwer abzuschalten, weil man ständig Dinge im Hinterkopf hat, die es noch zu erledigen gilt. Das Problem wächst in der Regel, je älter du wirst.

Zeit für Geld tauschen

Du musst es so betrachten: Zeit ist eine Investition ist und keine Ausgabe. Wenn dich bestimmte Aufgaben stressen und keinen Spaß machen, solltest du andere für dich diese Dinge erledigen lassen. Du hasst es, den Rasen zu mähen? Andere haben kein Problem damit. Oder Reparaturen: Vielleicht kannst du es nicht oder machts es womöglich sogar schlimmer. Plane deine Zeit am besten genau wie deine Ausgaben. Lege dabei fest, was du nicht machen willst. Durch das Outsourcing hast du mehr Zeit die Dinge zu tun, die dich erfüllen oder weiterbringen. Konzentriere dich auf Dinge, die du gerne unternimmst. Untersuchungen haben ergeben, dass man umso glücklicher wird, je mehr Geld man für Erlebnisse ausgibt, anderen hilft und sich Zeit nimmt. Was auch immer du gerne machst, das Ziel lautet, mehr davon zu tun und alles andere nach Möglichkeit einzuschränken. 

Fazit

Fängst du damit an, deine Zeit zu priorisieren, wird es dir einfacher fallen, dafür zu bezahlen. Denn erst dann verstehst du, wie wertvoll sie ist.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.