Die weltweite Pandemie und die durch die Lockdowns verursachte Langeweile wurde vielerorts mit Videospielen bekämpft. So ist es nicht verwunderlich, dass Nintendo im Jahr 2020 zu den Corona-Profiteuren gehörte. Das wurde auch an der Börse honoriert: Zwischen März 2020 und Februar 2021 kletterten die Titel des japanischen Entertainment-Riesen von 282,45 bis auf 532,50 Euro (!).
Ebenfalls verkaufsfördernd für die eigene Spielekonsole Switch war die Tatsache, dass Konkurrent Sony seit Verkaufsstart im November 2020 bis heute mit Lieferproblemen bei seiner neuesten Playstation 5 zu kämpfen hat. Nun hat allerdings auch bei Nintendo der Boom ein Ende, wie die letzten Quartalszahlen zeigten. Zwischen Juli und September 2021 verkaufte das Unternehmen nur noch 3,8 Millionen Einheiten, während es im Vorjahresquartal noch knapp 6,9 Millionen waren. Auch die weltweite Halbleiterknappheit wird nun zum Problem. Eigentlich wollten die Japaner von April 2021 bis März 2022 etwa 25,5 Millionen Konsolen verticken, nun sollen es nur noch 24 Millionen werden. Umsatz und Gewinn sanken um rund 19 Prozent auf 4,7 beziehungsweise 1,3 Milliarden Euro.
Laut Nintendo hat sich die Switch bis heute (Stand November 2021) etwa 92,9 Millionen Mal verkauft und könnte im aktuellen Weihnachtsgeschäft die Wii (101,6 Millionen) als bisherigen Spitzenreiter ablösen. Sieht man die Nintendo Switch jedoch als Handheld an, dann liegt das Gerät immer noch hinter den 118,7 Millionen Einheiten des Game Boy und den 154 Millionen des DS zurück.
Derlei Rekorde interessieren die Anleger an der Börse derzeit wenig. Nach der quasi Kursverdopplung steht die Aktie derzeit bei 390,40 Euro, während das Minus auf Jahressicht 11 Prozent beträgt. Trotzdem bleibt die Stimmung unter Experten weiterhin positiv. Laut der Trade Republic-App liegt die durchschnittliche Kursprognose der 18 beobachtenden Analysten bei 502,84 Euro. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) raten zum Einstieg, 28 Prozent zum Halten und 17 Prozent zum Verkauf der Papiere.
Mit Blick auf die Spiele dürften, die bereits veröffentlichen „Metroid Dread“, „Mario Party-Superstars“ und die Remakes von „Diamond“ und „Pearl“ aus der Pokémon-Reihe das Weihnachtsgeschäft ankurbeln. Nicht ohne Grund erhöhte Nintendo seinen Ausblick für Softwareumsatz und den Betriebsgewinn für das im März endende Geschäftsjahr 2022 auf bis zu 200 Millionen Einheiten beziehungsweise 4,5 Milliarden US-Dollar (knapp 4 Milliarden Euro).
Was allerdings für deutlich mehr Kursfantasie sorgen dürfte, sind die Expansionsstrategien von Nintendo. So wurden Kooperationen mit LEGO und Puma geschlossen, um die populären Charaktere auch als Spielsets („Super Mario, „Luigi’s Mansion) oder „Animal Crossing“-Schuhe an die Käufer zu bringen. Auch im Bereich Augmented-Reality will man mit „Pikmin Bloom“ an den Mega-Erfolg von „Pokémom Go“ anknüpfen. Entwickler Niantic, der sich im Jahr 2015 von der Google-Mutter Alphabet abgespaltet hat und an dem Nintendo beteiligt ist, wurde gerade mit 9 Milliarden Dollar. (!) bewertet.
Ebenfalls interessant: Auch bei der Pokémom Company ist Nintendo Anteilhaber. Und es geht noch weiter: Gemeinsam mit Illumination Studios („Minions“, „Pets“) arbeiten die Japaner an einem animierten Super Mario-Film. Dieser soll Weihnachten 2022 die Kinokassen zum Klingeln bringen. Ein Erfolg könnte den Weg hin zu weiteren Filmen und Serien mit beliebten Videospiel-Figuren aus dem Nintendo-Universum ebnen.
Doch das reicht immer noch nicht. Gemeinsam mit Partner Universal drängt Nintendo ins Geschäft mit Freizeitparks. Gibt es bislang nur einen Themenpark in Japan sollen weitere in Hollywood, Singapur und Florida entstehen.
Mit den oben genannten Strategien könnte sich der Konzern mehr und mehr zu einer Art japanischem Walt Disney wandeln und dürfte ebenso wie der US-Konzern in Zukunft am Megatrend „Metaverse“ partizipieren.