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WAS Hältst du von...?

Was hältst Du von… Microsoft?

von Martin Barwitzki

Der einst langweilige Software-Veteran gilt wieder als modern, stark innovations- und wachstumsgetrieben. Welche Themen Du als zukünftiger Microsoft-Aktionär auf dem Schirm haben solltest, verrät dir ZASTER.

Lang lang ist es her, da trat Bill Gates im Jahr 2008 als CEO von Microsoft zurück. Bereits zuvor dachten viele Anleger, dass die Aktie ihre besten Tage gesehen hatte. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Redmond galt mit seinen Hauptprodukten, dem Betriebssystem Windows und den Office-Programmen als satt, bürokratisch und langweilig. Schlimmer noch: Der Softwaregigant verpasste entscheidende Chancen wie etwa die Explosion der Mobilfunkbranche oder den Siegeszug der sozialen Netzwerke. Entsprechend dümpelte der Aktienkurs lange Zeit seitwärts. Erst mit dem Antritt des aus Indien stammenden Satya Nadella als neuen CEO im Jahr 2014 sollte sich dies ändern. Er war es, der bereits in seiner ersten Mail die Mitarbeiter auf die Bereiche Cloud und Mobile einschwor und die Notwendigkeit von Innovationen betonte. Auch innerhalb des Unternehmens setzte er Maßstäbe. So beseitigte er beispielsweise interne Leistungsbewertungssysteme, die eine bestimmte Rate an negativen Bewertungen einforderten. Zudem rief er den Microsoft Hackathon ins Leben, um schnellere Arbeitsweisen und das bereichsfreie Arbeiten von Mitarbeitern an neuen Projekten zu fördern.

Das alles hat sich ausgezahlt: Microsoft ist wieder am Puls der Zeit und die Profite steigen. Das aktuell 163.000 Mitarbeiter zählende Unternehmen konnte vor allem dank des boomenden Cloud-Geschäfts seinen Umsatz im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2022 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 22 Prozent auf rund 45 Milliarden US-Dollar steigern. Der Nettogewinn schnellte sogar um 48 Prozent auf knapp 21 Milliarden Dollar. Im vergangenen Geschäftsjahr 2020/21, welches am 30. Juni 2021 endete, verdienten die US-Amerikaner bei einem Umsatz von 168 Milliarden rund 61 Milliarden Dollar (!).

Seitdem Nadella am Ruder ist, legte die Aktie um mehr als 600 Prozent (!) zu. Wer zum Börsengang von Microsoft im Jahr 1986 mit 1000 Dollar eingestiegen ist, besitzt heute Papiere im Wert von rund 4,6 Millionen Dollar (!). Das Unternehmen kommt derzeit auf eine Marktkapitalisierung von 2,28 Billionen Dollar und ist damit hinter Apple mit 2,61 Billionen Dollar der zweitwertvollste Technologiekonzern der Welt. Auf Jahressicht konnten die Titel um die 66 Prozent zulegen. Aktuell (Stand 14.12.21) sind sie für 291,60 Euro zu haben.    

Laut Experten hat Microsoft sein Limit damit aber noch nicht ausgereizt. Laut der Trade Republic-App liegt die durchschnittliche Kursprognose der 42 beobachtenden Analysten bei 322,64 Euro. Für die große Mehrheit von 93 Prozent bleibt die Aktie ein klarer Kandidat für einen Kauf, die restlichen 7 Prozent raten lediglich zum „Halten“.

Microsoft gilt mit seiner Azure-Plattform als führender Anbieter von Softwarelösungen in der Cloud, der hohe wiederkehrenden Umsätze generieren kann. Größter Konkurrent in dem Bereich ist Platzhirsch Amazon mit seiner Cloud-Tochter Amazon Web Services. Doch auch der chinesische Alibaba-Konzern und Alphabet mischen den Markt auf. Nach Meinung von Microsoft-Chef Nadella wird sich der Anteil der Technologieausgaben gemessen am Bruttoinlandsprodukt in den nächsten 10 Jahren verdoppeln. Vieles beschleunige sich gerade durch Covid-19 und habe zu einer explosionsartigen Vermehrung der Datenmengen in allen Tätigkeitsbereichen geführt, die weiter zunehmen werde.

So konnte beispielsweise das Video- und Chatprogramm „Teams“ während Pandemie deutlich an Popularität zulegen. So stieg die Zahl der Nutzer zwischen November 2019 und März 2021 von 20 auf 145 Millionen. Auch das im Jahr 2016 für 26 Milliarden Dollar übernommene Karriere-Netzwerk LinkedIn wächst prächtig. Auch im Unterhaltungsbereich konnte Microsoft mit seiner Spielekonsole Xbox punkten. Allerdings musste Microsoft, ähnlich wie die Konkurrenten Sony und Nintendo, aufgrund des weltweiten Mangels an Computerchips, Abstriche machen. Diese Probleme könnten der Vergangenheit angehören. Denn auch in diesem Bereich setzt Microsoft mehr und mehr auf die Cloud. Bereits jetzt bietet man Spielestreaming für PC und Konsole als Abo-Modelle für eine monatliche Gebühr an. Der Gamer der Zukunft soll ohne Hardware über Apps auf normalen Smart-TV zocken können. Neben diesem gigantischem Wachstumsmarkt setzt Microsoft auch auf das Trendthema Virtual Reality und Metaverse.

Und auch Dividenden-Liebhaber kommen bei Microsoft auf ihre Kosten. Das Unternehmen erhöhte in den letzten 18 Jahren stets seine Ausschüttung. Innerhalb der letzten 12 Monate gab es 2,03 Euro je Papier. Allerdings liegt die Dividendenrendite angesichts des recht hohen Kurses bei lediglich 0,7 Prozent und stellt daher kein Killerargument für einen Einstieg dar.

ein Artikel von
Martin Barwitzki

Martin Barwitzki ist Kolumnist bei Zaster. Der Wirtschaftsjournalist startete seine Karriere mit einem Volontariat bei der Nachrichtenagentur dpa-AFX. Danach war er lange Jahre für das Handelsblatt tätig. Zuletzt war er Redakteur beim FINANCE-Magazin.