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Was hältst du von...?

Was hältst du von… Xiaomi?

von Martin Barwitzki

Hochwertige Produkte zu kleinem Preis. Die Aldi-Strategie made in China geht für Xiaomi bislang auf. Doch wie sieht es mit der Aktie aus? Was spricht für und was gegen einen Einstieg?

Der Elektronik-Hersteller Xiaomi (ausgesprochen “Schau-mie“) ist mit seinen verschiedenen Produkten mittlerweile immer öfter in deutschen Haushalten anzutreffen. Ob Smartphone, Fernseher, Elektro-Roller, Smartwatch oder Saugroboter: Der chinesische Konzern mischt mit einer breiten Produktpalette zu günstigen Preisen in vielen Bereichen mit. Das Unternehmen wurde 2010 gegründet und besteht in der chinesischen Schrift aus zwei Zeichen die wörtlich übersetzt „klein“ und „Reis“ bedeuten. Laut Xiaomi-Gründer und CEO Lei Jun soll der Name daran erinnern, dass seine Firma klein begonnen habe. Laut buddhistischer Weisheit könne ein Reiskorn jedoch so groß und bedeutend sein wie ein Berg.

Schaut man sich die letzten veröffentlichen Zahlen an, so wird klar, dass die Philosophie aufgegangen ist und sich das Korn längst zu einem gewaltigen Berg gewandelt hat. So konnte Xiaomi im zweiten Quartal 2021 seine Umsatzerlöse im Vergleich zum Vorjahresquartal um 64 Prozent auf 88 Milliarden Renminbi (etwa 11,9 Milliarden Euro / Umrechnung Stand 27.10.21) steigern. Das operative Ergebnis verdoppelte sich im Jahresvergleich nahezu von 5,4 Milliarden Renminbi auf 10,7 Milliarden Renminbi (1,5 Milliarden Euro). Während geographisch gesehen die Hälfte der Umsätze im Heimatland China verbucht werden, machen Smartphones produktseitig mit rund 67 Prozent das Hauptgeschäft aus. Weltweit gesehen gehört Xiaomi neben Samsung und Apple mittlerweile zu den Top 3 Smartphone-Herstellern und legt bei der Gewinnung von Marktanteilen weiterhin zu.

Großartige Zahlen = Kursrakete? Weit gefehlt. Seit Anfang des Jahres 2021 haben die Titel fast 40 Prozent an Wert verloren. Aktuell ist der Anteilsschein für 2,46 Euro zu haben.

Doch woran liegt das? Hier dürften mehrere Gründe eine Rolle spielen: Zum einen sorgt aktuell immer noch die Schieflage des chinesischen Immobilienriesen Evergrande am chinesischen Aktienmarkt für Unruhe unter den Anlegern. So rutschte der Hang-Seng Index, in dem auch Xiaomi vertreten ist, seit Februar um 5.000 Zähler auf 26.000 Punkte ab.

Bereits zuvor war auch ein Abverkauf von Tech-Aktien zu beobachten. Nach dem abgesagten Börsengang von Alipay samt Zerschlagungsplänen wächst allgemein die Furcht vor dem wachsenden Einfluss der chinesischen Regierung samt neuer staatlicher Regeln in diesem Bereich.

Zu guter Letzt gab es auch negative Berichte zu Xiaomi selbst. So forderte Litauen seine Bürger auf, keine chinesischen Smartphones mehr zu nutzen. Neben Sicherheitslücken warnte die Regierung in Vilnius vor eingebauten Zensurfunktionen. Auch das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik will sich nun die Geräte genauer anschauen.

Spricht denn auch etwas für Xiaomi? Auch hier gibt’s einige Punkte:

Beim Blick in die Trade Republic-App sieht man, dass die Mehrheit der 38 Analysten, die die Aktie beobachten, weiterhin optimistisch in die Zukunft blickt. So empfehlen 84 Prozent die Titel zu kaufen, lediglich 8 Prozent raten zum Verkauf. Allerdings liegt das durchschnittliche Kursziel bei 3,63 Euro, also etwas unter dem Höchstkurs von 3,74 Euro von Anfang des Jahres.

Anders als Mitbewerber Huawei gibt es keinen Bann mehr in den USA.  

Neben der Wette auf die Weltmarktführerschaft im Smartphone-Bereich ist seit neustem eine weitere Fantasie dazugekommen: Laut Unternehmensangaben will Xiaomi ins Geschäft mit Elektroautos einsteigen und im ersten Halbjahr 2024 mit der Massenproduktion beginnen.

Auch sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass das der chinesische Konzern zunehmend als Investor auftritt, in seinem Heimatmarkt auch Internetdienstleistungen anbietet und mit seiner eigenen Software-Plattform weltweit bereits 454 Millionen Menschen erreicht.

Für langfristig orientierte Anleger könnte Xiaomi interessant bleiben.

ein Artikel von
Martin Barwitzki
Martin Barwitzki ist Kolumnist bei Zaster. Der Wirtschaftsjournalist startete seine Karriere mit einem Volontariat bei der Nachrichtenagentur dpa-AFX. Danach war er lange Jahre für das Handelsblatt tätig. Zuletzt war er Redakteur beim FINANCE-Magazin.