Hohe Suchtgefahr

Darum sind Sportwetten so gefährlich

von Nils Matthiesen

Für Viele erhalten Sportveranstaltungen erst durch Wetten richtig Würze. Es ist ein Milliardengeschäft. Aber ein riskantes.

Sport ist spannend. Im Gegensatz zu den meisten Filmen ist ungewiss, wer am Ende gewinnt. Ein Spiel kann schließlich in den letzten Minuten immer noch eine unerwartete Wendung nehmen. Und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, dass die eigene Mannschaft als Sieger vom Platz geht. Auf das Ergebnis zu wetten, macht Sport noch spannender. Und im Gegensatz zu Lotto oder Roulette, hilft dir beim Gewinnen dein unfassbares Wissen sowie dein guter Riecher. Zumindest glauben das viele. Die Wahrheit ist: Sportwetten sind trotzdem nur Glücksspiele. Noch dazu mit einem besonders hohen Suchtrisiko.

Per Klick platziert

Die Art und Weise, wie wir wetten, hat sich im Laufe der Zeit radikal verändert. Früher mussten wir zu einem Buchmacher oder in ein Wettbüro gehen, heute reichen ein paar Klicks. Mit Online-Wetten musst du zum Wetten buchstäblich nicht einmal mehr aus dem Bett steigen. Es ist fast zu einfach. Entsprechend machen immer mehr mit. Allein auf die deutsche Fußball-Bundesliga wurden im letzten Jahr Wetten in Höhe von unfassbaren 40 Milliarden Euro platziert – dabei bezieht sich diese Zahl allein auf lizenzierte Buchmacher. Was in irgendwelchen Hinterzimmern oder unter Freunden abgeht, darüber kann nur spekuliert werden. Auch im Bereich der TV-Werbung ist der Boom unübersehbar: Rund die Hälfte aller Werbeblöcke im Umfeld von Live-Übertragungen von Fußballspielen sind inzwischen von Wettanbietern besetzt.

Warum Sportwetten süchtig machen

Dabei sind Sportwetten alles andere als harmlos. Unter Experten ist unstrittig, dass Livewetten eine besonders riskante Glücksspielform darstellen. Wie etwa eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ergab, ist der „Problemspieler-Anteil“, also von Menschen mit problematischem oder pathologischem Spielverhalten, bei dieser Art von Glücksspiel besonders hoch. Bei Lotterien ist dieser Wert mit einem Prozent besonders niedrig, besonders hoch (29 Prozent) bei Automatenspielen. Gleich an zweiter Stelle stehen dann aber auch schon Live-Wetten mit einem Problemspieleranteil von 27 Prozent. Besonders folgende Punkte befeuern die Sucht:

  • Fehleinschätzung: Du meinst genau zu wissen, was ein sicherer Tipp ist. Aber bei Sportwetten entscheidet unterm Strich der Zufall.
  • Gefährliches Gemenge: Spaß am Wetten und am Sport: Eine miese Mischung, die das Suchtrisiko stark erhöht.
  • Unendliche Möglichkeiten: Du kannst nahezu immer und auf alle möglichen Dinge wetten. Dadurch steigt die Versuchung, es immer öfter zu machen.
  • Klicks statt Scheine: Eine Wette ist mit wenigen Klicks platziert – ganz ohne Bargeld. Das erhöht das Risiko den Überblick zu verlieren.

Wenn Wetten, dann mit Regeln

Nicht falsch verstehen: Alle paar Wochen mal ein paar Euro auf ein Spiel zu setzen, ist kein Beinbruch. Gefährlich wird es aber spätestens dann, wenn das Wetten zur Gewohnheit oder sogar zum Zwang wird. Denn je mehr du wettest, desto öfter wirst du verlieren und desto höher das Bedürfnis, das verlorene Geld durch weitere Wetten zurückzugewinnen. Dir muss aber klar sein: Durch Live-Wetten gewinnt vor allem nur der Anbieter. Wenn überhaupt wetten, dann nur mit folgenden Tipps:

Setze dir ein monatliches Budget für Wetten, dass du auf keinen Fall überschreitest. Nur Geld einsetzen, das du übrig hast. Nie betrunken wetten. Nie direkt wieder wetten, wenn du gerade eine andere Wette verloren hast

Tipp: Wenn Du Hilfe benötigst, besuche die Website Check-Dein-Spiel.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.