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Gender Pay Gap

Warum Kredite für Frauen teurer sind

von Nils Matthiesen

„Generation Gleichberechtigung“? – zumindest nicht bei Krediten. Frauen müssen meist mehr für Kredite zahlen, wie eine aktuelle Studie enthüllt.

Das Geschlecht spielt bei der Kreditaufnahme eine maßgebliche Rolle. Das ist das bemerkenswerte Ergebnis einer Studie des Vergleichsportals verivox.de. Für die Untersuchung wertete Verivox die Zehntausender Nutzer aus, die über die eigene Internetseite nach Kreditkonditionen von Banken suchten und dabei unter anderem ihr Geschlecht angeben mussten. Dabei kam unter anderem heraus:

  • Höhere Zinsen: Die Banken offerierten Männern häufiger Mini-Zinsen unterhalb von 3,5 Prozent, konkret lag der Anteil bei 66 Prozent. Dagegen erhielten Frauen nur in 54 Prozent der Fälle so ein Angebot.
  • Weniger Kredit: Frauen gewährten die Banken im Schnitt einen Kredit in Höhe von 13.419 Euro. Das sind immerhin 19,3 Prozent weniger als bei den Männern, denen die Banken durchschnittlich 16.645 Euro leihen würden.
  • Geringere Kreditwürdigkeit: Auch die Chance steht für Frauen geringer, dass sie überhaupt einen Kredit bekommen. 31 Prozent erhalten kein Angebot von der Bank, bei den Männern fällt diese Quote mit 25 Prozent niedriger aus.
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Doppelt ungerecht

Woran liegt’s? Es sind die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen, denn nach wie vor klafft eine deutliche Lohnlücke zwischen den Geschlechtern. Das hat auch Einfluss auf die Kreditvergabe. Denn wer einen Kredit beantragt, macht dabei Angaben zum monatlichen Nettoeinkommen. Frauen, die 2019 über Verivox einen Kredit abgeschlossen haben, verdienten im Schnitt 1.947 Euro netto – und damit 637 Euro (25 Prozent) weniger als die männlichen Kreditnehmer. „Das verfügbare Einkommen ist für Banken ein wichtiges Kriterium zur Bewertung der Kreditwürdigkeit“, so Oliver Maier von Verivox. „Wer weniger verdient, erhält schwerer eine Kreditzusage und muss öfter höhere Zinsen zahlen.“

Frauen bekommen oft aber nicht nur einen geringeren Stundenlohn, darüber hinaus arbeiten sie öfter in Teilzeit und haben – mutmaßlich durchs Kinderkriegen – häufiger unterbrochene Erwerbsbiografien. Überdies arbeiten sie öfter in Branchen mit niedrigem Lohnniveau. Ein Teil der Verdienstunterschiede erklärt sich durch solche strukturellen Unterschiede in den Beschäftigungsverhältnissen von Männern und Frauen.

Tipps für günstigere Konditionen

Trotz der ungleichen Bezahlung können auch Frauen sehr gute Kreditkonditionen bekommen. Denn jede Bank rechnet anders. Wichtig ist daher ein umfassender Anbietervergleich, wie ihn diverse Internet-Vergleichsportale anbieten. Ein weiterer guter Tipp: Wer einen Kredit gemeinsam mit einer anderen Person – am besten mit guter Bonität – beantragt, erhält ebenfalls oft günstigere Konditionen. Wer beispielsweise einen Ratenkredit zu zweit aufnimmt, zahlt im Durchschnitt 21 Prozent weniger Zinsen als Kreditnehmer, die ihr Darlehen allein aufnehmen. Denn in so einem Fall beide Kreditnehmer gemeinsam für den Kredit bürgen, sinkt das Risiko für die Bank, dass der Kredit nicht zurückgezahlt wird. Aus diesem Grund kann sie einen günstigeren Zinssatz anbieten. Dabei muss es sich nicht zwangsläufig um Ehe- oder Lebenspartner handeln. Infrage kommen Familienangehörige genau wie Freunde und Bekannte.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.