Der Feind in deinem Embario

Warum es riskant ist, sich eine Wohnung zu teilen

von Nils Matthiesen

Riesenidee: Wohnung teilen, Geld sparen, Spaß haben. So ein Schritt sollte aber gut überlegt sein, es lauern viele Fallen.

Sich eine Wohnung zu teilen ist nicht nur für Studenten interessant. Denn es hilft, jede Menge Geld zu sparen. Beispielswiese bei der Miete, den Nebenkosten, bei der Einrichtungen und beim täglichen Bedarf. Unabhängig davon können Mitbewohnern auch das eigene Leben bereichern und zu guten Freunden werden. So zumindest im Idealfall. Es kann aber auch ganz anders kommen. Durch rechtliche und menschliche Probleme können sich Mitbewohner auch als Alptraum entpuppen. Einige der Risiken des Zusammenlebens mit einem anderen Individuum liegen dabei auf der Hand, wie Lärm oder Konflikte um Aufräumen und Putzen. Andere sind dagegen nicht so offensichtlich. Bevor du dir also einen anderen Menschen in die eigenen vier Wände holst, bedenke auch folgende Risiken.

1
Neuer Mietvertrag

Wenn ein Mitbewohner mit dir zusammenzieht, benötigst du in der Regel die Erlaubnis deines Vermieters. Theoretisch könnte der Vermieter dann den Zuzug des Partners zum Anlass nehmen, die Miete zu erhöhen. Auch wenn die nicht höher als die ortsübliche Vergleichsmiete werden darf, könnte es teurer werden. Und falls der Mitbewohner wieder auszieht, bleibst du auf den höheren Kosten hängen.

2
Finanzielles Risiko: Volle Haftung

Die meisten Mietverträge enthalten eine Klausel zur gesamtschuldnerischen Haftung. Konkret bedeutet das, dass jeder Mieter die volle Haftung für die gesamte Mietzahlung und für Schäden übernimmt, die in der Wohnung entstehen. Wenn also dein Mietbewohner pleite ist oder aus anderen Gründen beschließt, seinen Mietanteil nicht mehr zu zahlen, haftest du für die gesamte Miete. Auch wenn dein Mitbewohner im Suff das Waschbecken herausreißt oder ein Loch in die Wand schlägt, musst du womöglich dafür aufkommen.

3
Konfliktrisiko: Keine Haftpflicht

Mitbewohner können auch deine Sachen zerstören oder beschädigen. Ob das mutwillig oder aus Versehen geschieht, spielt dabei finanziell eine geringere Rolle. Falls dein Mitbewohner nicht haftpflichtversichert ist, müsste er den Schaden aus eigener Tasche zahlen – ein potenzieller Konfliktherd. Mitbewohner können dich auch beklauen. Kommt zwar nicht oft vor, lässt sich aber kaum beweisen. Schließlich verlegen wir alle immer mal wieder persönliche Gegenstände.

4
Überraschung Mensch

Jeder Mensch tickt anders. Und manche Menschen entpuppen sich bei genauerem Kennenlernen als ganz anders, als der erste Eindruck vermittelt. Du könntest also mit einem Psychopathen zusammenziehen. Es könnte sich aber auch um einen manischen, depressiven oder gewalttätigen Menschen handeln. Das wirst du aber erst im Lauf der Zeit feststellen können, nicht bei ein oder zwei Kennenlern-Geschichten. Dazu kommt noch der Bekanntenkreis deines Mitbewohners. Im schlechtesten Fall kannst du den besten Freund oder die beste Freundin auf den Tod nicht leiden, die Person hängt aber die ganze Zeit bei Euch in der Wohnung ab. Noch schlimmer kann es werden, wenn dein Mitbewohner einen neuen Partner hat, und er ständig bei euch übernachtet. Im schlechtesten Fall hast du dann noch einen neuen Mitbewohner, mit dem du nie zusammenleben wolltest.

5
Enormes Streitpotenzial

Dein Mitbewohner muss aber nicht einmal ein Psycho sein, um dir gehörig auf den Nerv zu gehen. Die meisten Probleme entstehen, wenn zwei Menschen verschieden ticken. Mitbewohner streiten sich zum Beispiel ständig um die Sauberkeit. Der eine will das Geschirr sofort abwaschen, dem anderen macht es nichts aus, es über Nacht stehen zu lassen. Andere Themen sind die Sauberkeit im Bad, die auf der Couch liegenden Klamotten oder das alte Essen im Kühlschrank. Geld ist ebenfalls ein beliebter Streitpunkt: Einer möchte was reparieren lassen, der andere nicht. Oder einer lässt immer das Licht brennen, während der andere versucht, möglichst viel Strom zu sparen. Weitere Brandherde sind Gewohnheiten, Lärm und Hygiene. Die Liste ließe sich beliebig fortführen. Das Risiko ist schlicht und ergreifend groß, mit einem Menschen zusammenzuziehen, mit dem man nicht kompatibel ist oder den man einfach nicht mag. Es ist schrecklich, wenn man sich in seinem eigenen vier Wänden nicht wohlfühlt.

6
Schwierig: Mitbewohner rausschmeißen

Was passiert, wenn ihr euch überhaupt nicht versteht und das Leben zur Hölle wird? Denn einfach deinen Mitbewohner rauszuschmeißen – wenn er nicht selbst ausziehen will – ist nicht möglich. Wenn ihr beide im Mietvertrag eingetragen seid, kannst du deinen Mitbewohner auf jeden Fall nicht einfach so vor die Tür setzen. Das ist dann nur mithilfe des Vermieters möglich. Auch wenn du Hauptmieter bist, und die andere Person Untermieter, ist es alles andere als einfach, den Störenfried loszuwerden. Denn „mangelnde Sympathie“ ist kein Kündigungsgrund.

7
Auch schwierig: Selbst ausziehen

Auch wenn du selbst die Biege machen und ausziehen willst, ist das alles andere als einfach. Denn nur weil du mit deinem Mitbewohner nicht zurechtkommst, befreit dich das noch lange nicht von den Verpflichtungen durch den Mietvertrag. Sprich: Du musst dich an die Kündigungsfristen halten oder zumindest die Miete bis zum Ende der Laufzeit berappen.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.