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Buy and hold

Warum die Börse gerade vielversprechend ist

von Pauline Brinkmann

Derzeit sieht es zumindest auf den ersten Blick nicht gerade nach rosigen Zeiten an der Börse aus. Vielmehr finden sich tagtäglich Meldungen in den Schlagzeilen von Börsenexperten, die dazu raten sämtliche Aktien zu verkaufen. Vereinzelt finden sich sogar Stimmen, die gar einen Börsencrash, wie wir ihn zuletzt im Jahre 2008 erlebten, prognostizieren.

Doch wie heißt es so schön? In der Ruhe liegt die Kraft. Deswegen sollte man sich die Entscheidungen, die man angesichts der derzeitigen Trübseligkeiten an der Börse, zu treffen vermag, so oder so gut überlegen. Feststeht: Wie es weitergehen wird, kann niemand genau prognostizieren.

Was die Liechtensteiner Vermögensverwaltung „Estably“ allerdings sagen kann, ist, dass in dieser Tristesse viel Potenzial stecken könnte. Das lässt sich einer von „Estably“ veröffentlichten Grafik entnehmen, die illustriert, dass die enorm negativen Kursveränderungen in den ersten 48 Tagen dieses Jahres kein schlechtes Zeichen sein müssen, sondern vielmehr sehr vielversprechend für die Anleger sein könnten. Gemessen an den erste 48 Handelstagen, erlebten wir zwar den fünfschlechtesten Börsenstart des „S&P 500“ seit dem Jahre 1928. Dennoch folgte laut „Estably“ auf die vorangegangenen fünf schlechtesten Börsenstarts der Geschichte, ausgenommen dem Jahr 2022, eine signifikant positive Wertentwicklung von durchschnittlich 48,3 Prozent (!!) im Rest des Jahres.

Würde man auf Basis dieser Erfahrungswerte also eine positive Weiterentwicklung im Restjahr 2022 annehmen, so müssten auf unserer Agenda vielmehr günstige Nachkäufe statt krisengetriebene Verkäufe stehen.

Doch warum verkaufen wir in schlechten Zeiten überhaupt so schnell an der Börse? Verhaltensforschern zur Folge schmerzen uns finanzielle Verluste doppelt so stark, wie uns Gewinne Freude bereiten. Der sogenannten „Verlustaversion-Theorie“ ist es einem Investor demnach wichtiger, keinen Verlust zu erleiden, als Gewinn zu erwirtschaften. Hierbei vergessen wir allerdings häufig, dass unterjährige Rücksetzer an der Börse normal sind.

So fielen innerhalb der vergangenen 42 Jahre die Kurse des MSCI Europe Index unterjährig durchschnittlich um 15,4%. Dennoch schlossen die Börsenjahre in 32 der vergangenen 42 Jahren mit einer positiven Gesamtbilanz.

Wichtig ist es sich demnach seiner Anlagestrategie sicher zu sein. Setzte man in der Vergangenheiten mithin eher auf langfristige Gewinne, so sollte man sich fragen, ob es ratsam ist, angesichts einbrechender Kurse das Ruder rumzureißen und hastig zu verkaufen. Vielmehr gilt es sich zu vergegenwärtigen, ob der Wert der in Rede stehenden Aktie überhaupt noch signifikant zu sinken droht, oder ob der Tiefpunkt womöglich schon längst erreicht ist.

Doch selbstverständlich ist eine individuelle Beurteilung unverzichtbar. Stellt sich die betroffene Branche als sehr energieintensiv heraus, oder droht sie in sonstiger Weise unter Kriegsauswirkungen zu leiden, so kann hier auch ein krisengetriebener Verkauf ratsam sein.

ein Artikel von
Pauline Brinkmann
Pauline studiert in Potsdam und Lausanne Rechtswissenschaften. Ihr besonderes Interesse gilt jedoch nicht Mietverträgen, sondern politischen und gesellschaftlichen Prozessen.