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Langfristig anlegen

Warum Buy & Hold eine gute Strategie ist

von Nils Matthiesen

In wenigen Tagen steinreich sein: Kryptowährungen, CFDs und andere spekulative Anlagen machen’s möglich. Doch das ist der falsche Weg.

Unfassbare 632 Jahre und zwei Monate dauerte die Errichtung des Kölner Doms. Länger dauerte wohl nur der Bau der Chinesischen Mauer. Beide Gebäude können sich aber definitiv sehen lassen. Man könnte in diesen Fällen sagen: „Gut Ding will Weile haben“. Einige Dinge benötigen eben Zeit, bis sie richtig gut werden. Hektik und Ungeduld führen dagegen oft zu Fehlern, deren Korrektur meist noch mehr Zeit und Geld kostet. Das ist vielleicht nichts Neues für dich und wahrscheinlich weißt du bereits ebenfalls, dass solche Regeln generell für Geldanlagen und im Speziellen für die Börse gelten. In einer Gesellschaft, die auf sofortiges Befriedigen von Bedürfnissen programmiert ist, kann man aber nicht oft genug betonen, wie wichtig langfristiges Denken ist. 

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„Schnell, schnell, schnell“: Kein guter Ratgeber

Derartige Angebote gibt es immer mehr, und sie beeinflussen unser Verhalten. Wir wollen die Dinge sofort und schnell. Es bleibt keine Zeit, sondern alles soll bitte schön genau in dem Moment passieren, in dem wir es wünschen. Diese „Jetzt-Kultur“ hat sich in allen Bereichen des Lebens durchgesetzt: Sport, Lernen, Beruf und so weiter. Obwohl jeder die Fabel vom Hasen und Igel kennt, scheint sie sich kaum jemand zu Herzen zu nehmen. Beispiel Anlegerverhalten: Laut Statista wurden Aktien 2019 durchschnittlich nach 0,8 Jahren bzw. 9,6 Monaten wieder verkauft. 1980 blieben Aktien im Schnitt noch rund zehn Jahre im Depot. Sprich: War früher der Aktienkauf eher mit einem langfristigen Investitionsinteresse verbunden, so stehen heute – in Zeiten eines computergestützten und automatisierten Handels – vermehrt kurzfristige Kursveränderungen im Mittelpunkt. Zum Vergleich: Börsenlegende Warren Buffett hält Aktien im Schnitt 20 Jahre.

Gute Dinge brauchen Zeit

Sicher ist der Rückgang der Haltedauer von Aktien nicht vollständig auf die zunehmende Digitalisierung zurückzuführen. Aber es ist schon befremdlich, dass aktuell Kryptowährungen gehypt werden, hinter denen kein realer Wert steht. Es winkt eben das schnelle Geld – hop oder top. Warum jahrelang auf einige Prozent Rendite pro Jahr warten, wenn theoretisch 100 Prozent und mehr in wenigen Tagen möglich sind? Die Wahrheit ist, das gute Dinge Zeit brauchen. Richard Branson wurde nicht über Nacht zum Millionär. Madonna wurde nicht durch einen Hit zum Superstar. Messi und Ronaldo wurden nicht als die besten Fußballer der Welt geboren. Dahinter steht stets harte Arbeit und Beharrlichkeit. Stetiger Fortschritt, Tag für Tag, führt zu nachhaltigen Ergebnissen. Das trifft nicht nur auf Geldanlagen zu, sondern genauso auf Karriere, Familie, Gesundheit und alle anderen wichtigen Dinge in unserem Leben.  

Börsenlegenden setzen auf Geduld 

Sicher kennst du das Sprichwort „Was lange währt wird endlich gut“. Es bedeutet, dass sich Geduld fast immer auszahlt. Dieser Grundsatz lässt sich auch auf das Investieren übertragen. Wenn du dich für eine Geldanlage entscheidest, die zwar nicht das schnelle Geld verspricht, sich dafür aber langfristig rentiert, nennt man das „Buy-and-Hold“-Strategie. Der Ansatz beinhaltet, dass du eine Aktie oder einen Fonds langfristig über viele Jahre hältst, ganz gleich, ob es auch mal nach unten geht. Ein gutes Beispiel wäre dafür „Der Zukunftsfonds“, der genau diese Strategie verfolgt. Langfristig mit einer zufriedenstellenden Rendite.

Die Idee dahinter: Mit ausgewogenen, langfristigen und kostengünstigen Investments erziele man demnach deutlich höhere Renditen als mit risikoreichem Stock Picking oder spekulativem Market Timing. Laut Warren Buffet sind vor allem zwei Eigenschaften für den Erfolg an der Börse wichtig: Geduld und langer Atem. Bis sich eine Anlage gut entwickelt, könne es Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern. Kurzfristige Kurschwankungen gelte es zu ignorieren und stattdessen das Große und Ganze im Auge zu behalten. Das erfordere bisweilen starke Nerven – vor allem dann, wenn die Börse mal wieder in die Tiefe rauscht. „Wir brauchen nicht schlauer zu sein als der Rest; wir müssen disziplinierter sein als der Rest.”, so Buffet. Neben Warren Buffet folgen auch viele andere Börsenstars wie Benjamin Graham oder Charles D. Ellis dieser Strategie. Graham, der Autor von „The Intelligent Investor“, setzt den Kauf und Verkauf von Aktien mit einem kurzen Zeithorizont sogar mit einem Glücksspiel gleich. Echtes Investieren finde vielmehr über einen längeren Zeitraum hinweg statt.

Langfristig investieren zahlt sich aus

Konkret: Wenn du in Wertpapiere investierst, solltest du einen Anlagehorizont von 10 Jahren oder länger haben, damit dein Geld wachsen kann. 2020 hat wie kaum ein anderes Jahr gezeigt, wie volatil Aktien sind, sprich wie schnell sich ihr Wert ändern kann. Wer in Panik geriet und alle seine Aktien verkaufte, als der Markt im März einbrach, hätte die anschließende Rally verpasst. Das letzte Jahr hat auch eine weitere Regel untermauert: Immer zu schauen, ob die Märkte gerade steigen oder fallen und dann zum richtigen Zeitpunkt kaufen und verkaufen? Keine gute Idee, da schwierig bis unmöglich. Besser: Einen Sparplan einrichten. Wenn die Märkte unten sind, kaufst du mehr Anteile der Fonds oder ETFs, in die du investierst. Sind sie höher, kaufst du weniger. Das hält dich davon ab, kurzfristig emotionale Entscheidungen zu treffen.

Fazit 

„Gut Ding will Weile haben“ – dieses Sprichwort solltest du auch bei der Geldanlage beherzigen. Die „Buy and Hold“-Strategie, bei der du auf solide Investments setzt und diese über Jahre hältst, hat sich in den letzten hundert Jahren auf jeden Fall als echter Erfolgsgarant entpuppt. 

 

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ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils Matthiesen

Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.