Neue Zaster-Serie

Von Legenden lernen – George Soros

von Nils Matthiesen

Sie sind die Stars der Börse: Selfmade-Milliardäre und Hedgefonds-Manager, die mit speziellen Strategien Milliarden machten. ZASTER stellt sie dir vor und erklärt dir, was du von ihnen lernen kannst.

Erfolgreiche Geldanlage ist keine Raketenwissenschaft. Erprobte Anlagestrategien sind sogar ganz im Gegenteil oft besonders simpel. Börsen-Legenden leben vor, wie sich diese gewinnbringend umsetzen lassen. Warum solltest du auch versuchen, das Rad neu zu erfinden, wenn dir Experten erfolgreiche Wege aufzeigen?

Wenn du nur deine eigenen Ideen umsetzt und die Erkenntnisse der arrivierten Investoren ignorierst, steigt die Gefahr bekannte Fehler zu machen und dadurch viel Geld zu verlieren. Die Strategien der Meister nachzuahmen, ist dabei keine Schande. Es geht schließlich nicht darum, deren Depots 1:1 zu klonen, sondern vielmehr darum, Handlungen und Entscheidungen zu verstehen.

Beim Sport hast du schließlich sicher auch Vorbilder. Nun mag der eine lieber Messi, der andere dafür Ronaldo – jeder hat seinen Lieblingsstil. Aus diesem Grund stellt dir Zaster die wichtigsten Börsengurus in dieser Serie vor – einer der Ansätze wird dich sicher auch überzeugen.

30 Prozent Rendite pro Jahr

Das persönliche Vermögen von Georg Soros liegt laut Forbes aktuell bei 8,3 Milliarden US-Dollar, was ihn zu einem der reichsten Menschen unseres Planeten macht. Er wurde 1930 in Budapest als Sohn jüdischer Eltern geboren. Während der sowjetischen Besatzung floh Soros nach England, wo er an der London School of Economics studierte. Anschließend zog es Soros in die Vereinigten Staaten, wo er den Grundstein für sein unglaubliches Vermögen legte.

Soros genießt einen legendären Ruf als Investor und erfolgreicher Manager des Quantum-Hedgefonds, der seit 1969 unfassbare Gewinne einfährt. Er erzielte für seine Kunden einen durchschnittlichen Wertzuwachs von knapp 30 Prozent pro Jahr. Dabei halfen ihm eine enorme Risikobereitschaft und feines Gespür für Marktentwicklungen.

Reich mit dem Holzhammer

Im Gegensatz zu der bereits vorgestellten Legende Warren Buffett, der eine konservative, langfristige Strategie bevorzugte, ist Soros ein waschechter Spekulant. Er setzt hohe, einseitige Wetten auf die Schwankungen von Wechselkursen, Rohstoffpreisen, Aktien, Anleihen, Derivaten und anderen Vermögenswerten. Dabei agiert er sehr mutig, spekuliert gerne gegen den allgemeinen Trend und setzt oft alles auf eine Karte.

Sein bekanntester Coup war 1992 eine Wette auf den Fall des britischen Pfundes, das er für überbewertet hielt. Als das Pfund abstürzte, strich er innerhalb weniger Tage mehr als eine Milliarde US-Dollar Gewinn ein. Nachdem er alle seine Positionen aufgelöst hatte, summierte sich das Plus sogar auf fast zwei Milliarden US-Dollar.

Staatsfeind Nummer Eins

Einen ähnlich guten Schnitt machte er 1997, als er auf den Kollaps des thailändischen Bahts setze. Er sollte Recht behalten, was die Asienkrise auslöste und weltweit die Börsen beben ließ. Verlierer waren die Staaten und damit letztlich die Steuerzahler, die für die Verluste geradestehen mussten. Malaysias Ministerpräsident Mahatir erklärte ihn deswegen zum „Staatsfeind Nummer Eins“.

Auch die Finanzkrise von 2007 sah Soros kommen, und sackte durch geschickte Geschäfte für seinen Fonds satte Gewinne in Höhe von 2,9 Milliarden US-Dollar ein. Aktuell spekuliert Soros übrigens auf fallende US-Aktien. Er traut dem Trump-Aufschwung nicht.

Aus Fehlern lernen

Das Geheimnis seines Erfolgs ist allerdings nicht allein feines Gespür für gute Deals. Denn trotz seiner phänomenalen Erfolge lag Soros auch oft daneben. 1987 prognostizierte er zum Beispiel, dass die US-Märkte weiter steigen würden. Falsch gedacht, sein Fonds verlor während des Absturzes 300 Millionen US-Dollar.

Er musste zudem einen zwei Milliarden US-Dollar schweren Schlag während der russischen Schuldenkrise 1998 hinnehmen und verlor 1999 weitere 700 Millionen US-Dollar in Folge des Aufschwungs von Tech-Aktien, als er auf einen Rückgang wettete. Von dem Verlust überrascht, kaufte er in Erwartung eines Anstiegs massiv nach und verlor weitere drei Milliarden US-Dollar, als der Markt vollends kollabierte.

„Die Menschen sind auf dem Holzweg, wenn sie denken, ich sei unfehlbar. Denn wie jeder andere auch mache ich Fehler. Worin ich aber durchaus besser bin als die breite Masse, ist das das Erkennen meiner Fehler. Das ist der Schlüssel zu meinem Erfolg,“ so Soros.

Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen

Sein Erfolgsgeheimnis war vielmehr eine gute Strategie, dessen wichtigste Formel ist: Verluste begrenzen und Gewinne laufen lassen. Diese sogenannte Stop-Loss-Strategie unterscheidet Soros von vielen Privatanlegern, die genau andersherum agieren: Gewinne begrenzen und Verluste laufen lassen. Sprich: Viele Börsianer streichen zu schnell Gewinne ein und lassen Verluste immer größer werden. Denn wer ein Wertpapier mit Verlusten abwirft beinhaltet das Eingeständnis, sich geirrt zu haben – damit haben viele ein Problem.

Die Idee von Soros ist im Gegensatz zu Kostolanys „ruhiger Hand“ also alles andere für schwache Nerven. Riskant setzen und entweder viel gewinnen oder alles verlieren lautet die Devise. Wer sich diesen Luxus nicht leisten kann, sollte von Soros Philosophie besser Abstand nehmen.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.