Redewendungen erklärt

„Geld wie Heu“, „ohne Moos nix los“ – woher kommt’s?

von Jonas Rüffer

Die Oma hat „etwas auf der hohen Kante“, in der Kneipe ist „ohne Moos nix los“ und dieser eine Freund will sich schon wieder was bei Ihnen „pumpen“. So lauten gängige Redewendungen – aber wissen Sie auch, woher sie kommen?

Geld wie Heu

Haben Sie schon einmal versucht, die Halme eines Heuballens zu zählen? Genau! Das ist das Problem: Heu ist unfassbar schlecht zählbar. Wer also Geld wie Heu hat, weiß genau genommen gar nicht so richtig, wieviel er oder sie wirklich besitzt.

Eine andere Herleitung nimmt an, dass eine Person, die viel Heu hat, auch viel Vieh besitzt. Und wer sich viel Vieh leisten kann, ist in der Regel auch wohlhabend.

FunFact: Der Spruch kommt bereits 1767 in dem Literatur-Klassiker „Minna von Barnhelm“, von Gottfried Ephraim Lessing vor. Dort fragt das Mädchen Franziska: „So? Hat der Major Geld?“ Wachtmeister Paul Werner: „Wie Heu! Er weiß nicht, wieviel er hat. Er weiß nicht, wer ihm schuldig ist …“

Ohne Moos nix los

Ja, im Wald gibt es viel Moos. Aber nein, das Gewächs hat nichts mit dem Sprichwort zu tun, auch wenn es naheliegend scheint. Die Redensart stammt vom jiddischen „moes“, was Geld bedeutet. Ähnlich lautet im Hebräischen das Wort für Münze: „māʿōt“. In der sogenannten Gaunersprache Rotwelsch wurde daraus dann Moos.

Als Gaunersprache wird die Sprache der Bettler, Gauner, Vagabunden und fahrenden Händler bezeichnet. Sie ist eine Sprache der sozialen Randgruppen aus dem 17. Jahrhundert.

Für ’n Appel und ’n Ei

Jetzt befinden wir uns auf dem Bauernhof. Dort gab es früher eigentlich immer Äpfel und Eier, die man wiederum gut gegen kleine Dinge tauschen kann. Wenn also etwas ganz günstig ist, kostet es nur ’n Appel und ’n Ei. So einfach ist das.

Der Dialekt ist übrigens niederdeutsch, und das Sprichwort kommt aus einer Zeit, in der das Tauschgeschäft noch den Handel prägte.

Ein Heidengeld machen

Für diese Redewendung gibt es verschiedene Erklärungen. Als plausibelste gilt Folgende: Im Althochdeutschen bedeutete „Heid“ so viel wie gewaltig, sehr groß. Ein Heidengeld zu machen, heißt somit sehr viel Geld zu verdienen, regelrechte Unmengen.

Geld stinkt nicht

Hierfür müssen wir in der Geschichte weit zurückgehen, und zwar zu Titus, dem Sohn von Kaiser Vespasian (9 bis 79 n. Chr.). Als der ehrenwerte Vater eine Latrinensteuer, sprich: eine Steuer auf die Nutzung öffentlicher Toiletten einführte, stellte der Sohn den Vater zur Rede. Dieser hielt ihm daraufhin nur einige Münzen unter die Nase und fragte ihn, ob das Geld stinke. Im Lateinischen: pecunia non olet Suet. Deshalb verwenden wir den Begriff heute, um Einnahmen aus unsauberen Geschäften zu bezeichnen.

Einen Strich durch die Rechnung machen

Kleine Grundregel im Leben: In einer guten Stammkneipe kann man anschreiben. Was heute die Ausnahme ist, war früher Alltag. Der Wirt schrieb die Beträge von jedem Gast auf eine große Tafel. Am Monatsende wurde bezahlt.

Als Zeichen dafür, dass eine offene Schuld beglichen wurde, machte der Wirt einen Strich durch die Rechnung. Damit war diese als bezahlt oder ungültig vermerkt. Wenn jemand den Strich selber vornahm, blieb der arme Wirt auf den Kosten sitzen, da ihm jemand tatsächlich einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.

Wenn heute also irgendeine Person oder irgendein Ereignis Ihre Pläne durchkreuzt, dann wurde Ihnen ein Strich durch die Rechnung gemacht. Woher der Begriff Pläne durchkreuzen kommt, klären wir ein andermal.

Auf Pump kaufen

Hier ist die Bedeutung nicht so eindeutig. Es gibt zwei gängige Erklärungen.

Erstens: „Pompen“ kommt aus der oben genannten Gaunersprache Rotwelsch und bedeutet, sich etwas zu borgen. So ist es im Waldheimer Lexicon von 1726 festgehalten.

Zweitens: Wer früher Wasser brauchte, ging zum städtischen Brunnen. Wer das Wasser aber nicht bezahlen konnte, hat es auf Pump gekauft. „Pumpen“ bezieht sich hier auf das Wasserschöpfen.

In der Kreide stehen

Steht man bei jemandem in der Kreide, hat man Schulden. Da der Wirt früher die Zeche mit Kreide auf eine Tafel schrieb, stand man bei ihm also in der Kreide. Der Ausdruck kommt aus dem 15. Jahrhundert.

Der Kredithai

Haie sind in der öffentlichen Wahrnehmung gefährliche, gefräßige Raubtiere. Unseriöse Geldgeber verhalten sich oft genau so, daher kommt der Ausdruck Kredithai. Vorher gab es übrigens schon den Begriff des Kartenhais, was einen Falschspieler bezeichnete.

Ein anderes Wort für den Kredithai ist Krawattenmacher. Weil eine Krawatte oft so aussieht wie ein Strick und der Kreditgeber einen in ins Grab bringt, ist er der Krawattenmacher.

Etwas auf die hohe Kante legen

Was man heute aufs Sparbuch, Konto oder PayPal-Guthaben digital einzahlt, legte man früher in Form von Bargeld auf die hohe Kante. Denn wenn es keine Banken gibt, muss das Geld gut versteckt sein.

Am Besten, so war früher die gängige Vorstellung, versteckt man sein Geld im Bett. Aber nicht unter der Matratze, sondern im Balken vom Bettgestell am Kopfende – sofern man ein Himmelbett hat. Dann ist der Balken nämlich tatsächlich eine „hohe Kante“, und dort befand sich früher oft ein Geheimversteck.

Gut betucht sein

Dieser Ausdruck hat erstaunlicherweise nichts damit zu tun, dass Reiche bessere Kleider hatten. Obwohl der Ausdruck für Reichtum steht, kommt die Bedeutung woanders her. Im Westjiddischen heißt „betūche“ so viel wie sicher. Die Gaunersprache Rotwelsch machte daraus „betuach“, was so viel wie still, vorsichtig, oder auch zuversichtlich bedeutet. „Sicher“ lässt sich hier also als finanziell abgesichert verstehen.

ein Artikel von
Jonas Rüffer
Jonas Rüffer (Jahrgang 1991), ist seit Februar Teammitglied der Zasterredaktion. Vorher hat er seinen Master in Politik abgeschlossen. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit Servicethemen wie Kryptowährungen oder Geld- und Finanzpolitik.