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FINANZWISSEN

Von fallenden Kursen profitieren?

von Zoe Brunner

Auf dem Finanzmarkt gibt es einige Akteure, die von fallenden Kursen profitieren können. Sie praktizieren das sogenannte Shortselling bzw. Leerkäufe. Es ist ein risikoreiches Geschäft, aber dennoch sehr beliebt.

Stellt man das Prinzip des Investierens auf den Kopf, landet man bei dem Thema Leeverkäufe. Im Finanzmarkt ist diese Art des Handels alles andere als gewöhnlich. Im Normalfall ist es nämlich so, dass Anleger durch eine Depotbank oder einen Broker billige Aktien kaufen und diese entweder langfristig halten oder bei hohem Kurs verkaufen, um einen schnellen Profit zu machen. Bei Leerkäufen spricht man aber von einer gegenteiligen Intension, da die Strategie eine ganz andere ist. Die Spekulationsfähigkeit des Anlegers wird hier besonders gefragt, denn er soll auf fallende Kurse setzen. Leerkäufer versuchen bei hohem Kurs ihre Aktie zu verkaufen, um sie dann bei niedrigerem Kurs zurückzukaufen. Das besondere an der ganzen Sache: Der Anleger, der seine Basiswerte wie zum Beispiel Devisen, Wertepapier oder Commodities verkauft, ist gar nicht im Besitz davon, sondern leiht diese von einer Bank aus. In diesem Verfahren spricht man von einem „Short Sale“ oder vom „Shortselling“.  

Die Frage, die sich wahrscheinlich alle fragen: Wie kann man etwas verkaufen, das man gar nicht besitzt und warum sollte man bei niedrigem Kurs seine Aktien wieder zurückkaufen? Genau an diesem Punkt setzt die Wertpapierleihe ein. Damit das Konzept des Shortsellings funktioniert, muss man die Aktien leihen und dafür eine Gebühr bezahlen. Der Käufer ist dazu verpflichtet das Wertepapier zu einem gewissen Termin wieder zurückzugeben. Doch bevor das geschieht, kann der temporäre Besitzer die Aktie an dem Finanzmarkt verkaufen. Durch den Verkauf erhält der Anleger logischerweise Geld. Nun spekuliert und hofft er darauf, dass der Kurs der Aktie zwischenzeitlich fallen wird, da er durch einen Wiederkauf bei niedrigerem Kurs einen Gewinn macht. Die gekaufte Aktie gibt er dann nach Vereinbarung wieder an das Unternehmen zurück. Das Endziel der ganzen Sache ist: Durch die Differenz zwischen dem ursprünglichen Verkaufspreis und dem späteren Kaufpreis einen Erlös zu erreichen.  

Wenn sein Wertepapier gut läuft, verlässt er die vertragliche Zusammenarbeit mit einem Profit. Doch Leerkäufe sind eine sehr riskante Investition. Bereits zu Beginn macht der Anleger durch die Leihgebühr einen Verlust. Anschließend liegt es an dem Anleger, ob er die Börse und deren Schwankungen so gut einschätzen kann. Selbst bei gleichbleibendem Kurs kann der Anleger keine Gewinne erzielen, da es eine Gebühr gibt. Deshalb muss der Kurs wie erwartet deutlich fallen, damit das Termingeschäft profitabel wird.  Bei steigenden Kursen könnte der Anleger theoretisch einen unendlichen Verlust machen, da er die Aktie zu einem teureren Preis wieder kaufen müsste. Je länger er wartet, desto teurer kann es werden.

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Zoë ist in London aufgewachsen und besuchte dort die deutsche Schule. Aktuell arbeitet sie bei StoryMachine, studiert Journalismus und ist nebenbei als freie Journalistin tätig.