© Frankie Cordoba / Unsplash
young, broke (?) and happy

Vom Center Shock zum Aktiendepot – Teil 1

von Alicia Peters

Unsere Kolumnistin erinnert sich zurück an ihre bisherigen finanziellen „Meilensteine“ und spricht davon, wie sich ihre Perspektive zum Thema Geld seit ihrer Kindheit verändert hat.

Auf meinem Weg zur Grundschule gab es eine kleine Bäckerei. Früher habe ich dort zusammen mit meiner großen Schwester für einen Euro zehn Center Shocks gekauft. An Tagen, an denen wir unsere Zeugnisnoten bekommen haben, durften wir uns immer ein Zeugnisbrötchen kaufen (ne Schrippe mit nem großen, platt gedrückten Schokokuss in der Mitte). An den Preis für das Zeugnisbrötchen kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich erinnere mich an eins: bezahlt habe ich den ganzen Spaß nicht. Das Geld dafür war „einfach so da“.

Früh erkannten Anni (meine Schwester) und ich, dass es total cool ist, ein bisschen abzuwarten und das Geld, was Mama und Papa uns mit in die Schule gaben, zu sammeln. Mit zwei anstatt einem Euro konnten wir uns nämlich satte 20 Center Shocks kaufen und mit 5 Euro sogar schon 50 Stück! Geld bekam für uns schon als Kind einen neuen Sinn: man kann es sparen und es erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgeben, um mehr zu kaufen.

In der Jugend habe ich mein Taschengeld für andere Dinge ausgegeben: die ersten Shopping-Trips in der Hamburger Innenstadt, überteuerte Starbucks Frappuccinos, Kino- und Schwimmbadbesuche mit Freund*innen… später dann für Asti-Sekt (der war schön süß) und die ersten Partys, für die man Eintritt zahlen musste – nicht zu vergessen waren dabei Muttizettel und eine volljährige, sogenannte Aufsichtsperson. 😉 Geld wurde mir „immer wichtiger“ und meine Ausgaben wurden „immer mehr“.

Mit 16 habe ich meinen ersten Minijob angefangen und damit bekam Geld wieder eine ganz neue Bedeutung für mich: es war nicht mehr einfach da, es musste erarbeitet werden – und zwar Stunde für Stunde. Auf einmal habe ich mit anderen Augen auf Dinge geschaut, für die ich mein Geld ausgeben wollte oder es dann eben auch nicht mehr ausgeben wollte. Ein Hollister-Oberteil war nicht mehr eine hübsche Klamotte für 28 Euro, sondern eine hübsche Klamotte, für die ich dreieinhalb Stunden Brötchen verkaufen, Spülmaschine ausräumen und Kaffee kochen musste! Als ich 2014 angefangen habe zu arbeiten, lag der Mindestlohn für Minijobs nämlich bei gerade mal knapp acht Euro.

Der erste Urlaub ohne meine Familie ging mit meiner besten Freundin auf die Insel Föhr. Dies war auch der erste Urlaub, in dem ich eigens für Anreise, Unterkunft und Essen aufgekommen bin. Wieder wurden meine Ausgaben höher und mit meinem selbst erarbeiteten sowie ersparten Geld wuchs die „Unabhängigkeit“ von meinen Eltern (Unabhängigkeit in Gänsefüßchen, weil mein monatliches Taschen- und zusätzliches Urlaubsgeld trotzdem noch regelmäßig eintrudelten). Die Urlaube wurden mit der Zeit länger, die Ziele entfernter, die Reisen teurer. Wie gut, dass mit jedem Jahr auch der Mindestlohn immer ein bisschen erhöht wurde…

… Im Rahmen dieser kleinen Zeitreise sollte bis hier hin schon deutlich geworden sein, dass sich meine Perspektive auf meine persönlichen Finanzen in einzelnen Lebensabschnitten wieder und wieder verändert hat, herangereift ist. Vielleicht haben euch ein paar dieser Anekdoten an eure Kindheit und Jugend zurückerinnern lassen, vielleicht möchtet ihr mir sogar eine Mail schreiben, in der ihr mir von euren finanziellen „Meilensteinen“ und Perspektivwechseln berichtet – da würde ich mich freuen!

In meinem nächsten Artikel werde ich den Bogen von Abi 2016 bis dato spannen und ihr werdet sehen, dass meine Lebensabschnitte immer bedeutsamer und mein Verständnis von Geld immer abstrakter geworden sind. Bis dahin schwelge ich noch ein bisschen in Erinnerung an meinen alten Schulweg und den riesigen Spaß, den uns kleine, saure Kaugummis damals bereitet haben. #staytuned

Bis ganz bald!
Eure Alicia

ein Artikel von
Alicia Peters
Alicia Peters

Alicia hat sich im Rahmen ihres Studiengangs „Kultur der Metropole“ mit stadtkulturellen Veränderungen beschäftigt und sich nebenbei das nötige Wissen zum Leben im Großstadtdschungel Berlin angeeignet. In ihrer Kolumne "Young, broke (?) and happy" nimmt sie die Leser*innen mit auf ihren Weg zu finanzieller Selbstbestimmtheit und berichtet dabei von eigenen Erfolgen und Rückschlägen.