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FISKUS

Steuerhölle Deutschland?

von Pauline Brinkmann

Gerne wird Deutschland im internationalen Vergleich bei Finanzthemen als Paradebeispiel angeführt. Doch wie steht es wirklich um das Geld der Deutschen?

Bereits seit vier Jahren belegen die Deutschen lediglich Platz 18 (!) auf der Weltrangliste, was das durchschnittliche Vermögen der Bürger betrifft. Der deutsche Staat hingegen steht im internationalen Finanzvergleich sehr gut dar. Wer 1 und 1 zusammenzählt, wird schnell erkannt haben, wo hier das Problem liegt. Es nennt sich Steuern, Steuern, Steuern. Dank der fleißigen Abgaben durch die erwerbstätigen Bürger geht es dem Staat entsprechend gut.

Traurigerweise ist Deutschland im internationalen Vergleich sogar Vize-Weltmeister bei seinen Steuern und Abgaben. Lediglich Belgien schlägt uns laut dem OECD-Ranking.

Dem von der Allianz in diesem Jahr veröffentlichten „Global Wealth Report“ zufolge hat Deutschland es dank der hohen Steuern und Abgaben auch im Jahre 2022 wieder nur auf Platz 18 geschafft. Besonders erschreckend wirkt folgender Blick in die Zukunft: „Das Jahr 2022 markiert einen Wendepunkt. Der Krieg in der Ukraine hat die Erholung nach Covid-19 abgewürgt und die Welt auf den Kopf gestellt: Die Inflation grassiert, Energie und Nahrungsmittel sind knapp, und die Straffung der Geldpolitik setzt die Volkswirtschaften und Märkte unter Druck. Das Vermögen der privaten Haushalte wird den Druck spüren. Das globale Finanzvermögen wird bis 2022 um mehr als 2 % sinken, was die erste bedeutende Vernichtung von Finanzvermögen seit der globalen Finanzkrise von 2008 darstellt. Real werden die Haushalte ein Zehntel ihres Vermögens verlieren. Doch im Gegensatz zur globalen Finanzkrise, auf die eine relativ rasche Trendwende folgte, sind diesmal auch die mittelfristigen Aussichten eher düster: Bis 2025 wird ein durchschnittliches nominales Wachstum des Geldvermögens von 4,6 % erwartet, verglichen mit 10,4 % in den vergangenen drei Jahren.“ 

Besonders verwundern vermag die Tatsache, dass die Italiener, die sich nicht gerade durch ihre florierenden Wirtschaftsleistungen hervorheben, vor uns liegen, was das durchschnittliche Vermögen betrifft.

Erwartbarerweise sieht es hier, was die Staatsfinanzen betrifft, allerdings ganz anders aus. Denn betrachtet man die Staatsverschuldungen in Relation zum BIP, so ist Italien mit 150,2 Prozent deutlich stärker verschuldet als Deutschland mit „nur“ 67,2%.

Doch wie divergiert das Vermögen in absoluten Zahlen? Im Jahre 2021 hatte der Durchschnittsdeutsche ein Vermögen von 69.290 Euro. Der durchschnittliche Italiener besaß ein Vermögen von 71.820 Euro. 

Genau zehn Plätze vor uns liegen unsere holländischen Freunde. Denn bei denen ist das Gras, zumindest was den monetären Teil betrifft, tatsächlich grüner. Bereits seit Jahren laufen sie uns finanziell den Rang ab und mittlerweile ist ihr durchschnittliches Geldvermögen fast doppelt so hoch wie das unsere. Doch woran liegt es? Was die Verschuldung betrifft, so liegen sie mit 50,9 % sogar noch unter unserer Staatsverschuldung.

Ein wesentlicher Unterschied ist beispielsweise in dem Rentensystem zu finden. Hier belegen die Niederländer den zweiten Platz auf dem sogenannten Global Pension Index, wohingegen Deutschland auf Platz 17 weilt. Begründen dürfte es sich darin, dass in Deutschland ganze 75% aus dem Umlageverfahren und einer Steuerfinanzierung kommen, während es in den Niederlanden lediglich 30% sind und mehr aus Ansparverfahren, sprich der kapitalgedeckten Altersvorsorge generiert wird. Darüber hinaus sind die Niederländer mit einer Aktionärsquote von stolzen 30 Prozent im Vergleich zu den schlappen 7 Prozent in Deutschland, sowieso an den Finanzmärkten sehr bewandert.

Doch auch die riskoärmeren Anlageformen wie das Wohneigentum haben stolze 70 Prozent der Niederländer für sich entdeckt. In Deutschland besitzen wesentlich weniger Menschen Eigentum.

Feststeht: Wo Geld fehlt, ist auch der Erwerb von Eigentum schwieriger und somit verbleibt das hohe steuergemachte Insolvenzrisiko.

ein Artikel von
Pauline Brinkmann
Pauline studiert in Potsdam und Lausanne Rechtswissenschaften. Ihr besonderes Interesse gilt jedoch nicht Mietverträgen, sondern politischen und gesellschaftlichen Prozessen.