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ÜBER GELD SPRICHT MAN (NICHT)

Spielt Geld eine Rolle in Beziehungen?

von Pauline Brinkmann

Wird das Thema Geld in Gesprächen mit dem Partner häufig vermieden, so spielt es in den Köpfen der meisten Menschen dennoch eine wichtige Rolle. Doch wie wichtig ist Geld in Beziehungen heutzutage noch?

Aufschluss soll eine im Jahr 2021 von dem Online-Partnervermittlungsportal Parship durchgeführte Umfrage geben, im Rahmen derer 3.832 Parship-Mitglieder ab 18 Jahren zum Thema Geld in Beziehungen befragt wurden. 

Laut dieser gaben fast drei Viertel der befragten Frauen an, dass sie bei ihrer Partnerwahl auf das Geld des Gegenübers achten. Bedenkt man, dass im Wintersemester 2021/2022 zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik mehr Frauen als Männer an Hochschulen in Deutschland studierten, so wundert man sich, dass scheinbar einige Frauen nach wie vor nach einem „Versorger“ suchen. Doch hierfür könnte es eine Erklärung geben: Noch immer herrscht eine große Gender Pay Gap. Frauen verdienten in Deutschland im Jahre 2020 laut dem Statistischen Bundesamt im Durchschnitt ganze 18 Prozent (!) weniger als Männer. Sie erhielten im Schnitt 18,62 Euro brutto pro Stunde und damit 4,16 Euro weniger als ein Mann (22,78 Euro). Trotz politischer Awareness und Frauenquoten hat sich diese Zahl in den letzten 20 Jahren bedauerlicherweise nur minimal verringert. So wird der Mann nicht lediglich in den Köpfen der Frauen als der Hauptverdiener gesehen, sondern er ist es faktisch auf dem Papier, da er für den gleich Job besser entlohnt wird.

Nichtsdestotrotz gilt es im Hinblick darauf zu beachten, dass die jüngeren Frauen, die nun die Hörsäle erobern und im Rahmen der Parship-Befragung einen verhältnismäßig kleinen Teil ausmachten, eine neue Einstellung mitbringen. So gaben 72 Prozent (!) der unter 30-jährigen Männer und Frauen an, dass Geld für sie in einer Beziehung überhaupt keine Rolle spiele. In den höheren Altersklassen, sprich bei den 40- bis 49-Jährigen ist nur die Hälfte der Meinung, dass Geld in Partnerschaften keine Rolle spielt. Und bei den über 60-jährigen sind es nur noch knapp über ein Drittel für die Geld in einer Beziehung keinerlei Relevanz hat.

Doch wie wichtig ist das Thema Geld, sobald man sich für einen Partner entschieden hat?

Interessante Zahlen hierzu liefert eine repräsentative Umfrage, die das Forschungsinstitut YouGov im Auftrag des Fintechs WeltSparen unter 2043 Menschen aus verschiedensten Einkommens- und Bildungsschichten durchgeführt hat. Laut dieser sprechen 29 Prozent der   Deutschen erst beim Zusammenziehen über Geld, stolze 6 Prozent vertagen dies sogar bis zur Hochzeit und ganze 5 Prozent suchen ein diesbezügliches Gespräch erst wenn es um das Thema Familienplanung geht. Über die grundsätzliche Einstellung zu dem Thema scheinen sich die Menschen jedoch einig zu sein: So ist für 83 Prozent (!) der Befragten beim Thema Geld sowohl Offenheit als auch Gleichberechtigung eine wichtige Voraussetzung für eine glückliche Beziehung.

Indessen gilt dies für zwölf Prozent nach wie vor als Tabuthema, welches in einer Beziehung nicht besprochen wird. Dass dieses Thema enger in Zusammenhang mit Partnerschaften steht, als man auf den ersten Blick vermuten würde, wird außerdem an folgenden Zahlen deutlich: So soll bei jedem Zehnten eine Beziehung schon einmal an Geldfragen gescheitert sein und ein Drittel gab an sich in einer Partnerschaft schon mindestens einmal finanziell ausgenutzt gefühlt zu haben. Zugleich bedeutet eine Beziehung für die meisten Befragten auch finanzielle Fürsorge. Demnach wünschen sich 71 Prozent, dass ihr Partner im Fall der Fälle finanziell für sie und die Familie einsteht. Dennoch scheint es nicht so, als würde diese Abhängigkeit visiert werden, so ließen 86 Prozent der Frauen und 77 Prozent der Männer wissen, dass sie finanzielle Unabhängigkeit in einer Beziehung als wichtig erachten. 

Auf Nachfrage beteuerten 80 Prozent der Männer und 64 Prozent der Frauen diesen Wert in ihrer aktuellen Beziehung auch auszuleben. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass 79 Prozent der Studienteilnehmer zu dem Zeitpunkt der Befragung verheiratet waren. Auch perspektivisch wird über Geld gesprochen, so sind 76 Prozent der Deutschen der Meinung, dass für eine lange Partnerschaft auch eine gemeinsame Finanzplanung von Nöten sei. Etwa die Hälfte der Paare möchte zudem mit dem Partner auf gemeinsame Ziele hin sparen.

ein Artikel von
Pauline Brinkmann
Pauline studiert in Potsdam und Lausanne Rechtswissenschaften. Ihr besonderes Interesse gilt jedoch nicht Mietverträgen, sondern politischen und gesellschaftlichen Prozessen.