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SPAREN AN DER FALSCHEN STELLE?

Spart Homeoffice Energie? Oder doch nur Kosten für die Arbeitgeber?

von Isabella Müller-Reinhardt

Die Bundesregierung hat zum Energiesparen aufgerufen. Gas und Strom wird knapp und knapper. Eine Idee: Homeoffice. Büros müssten nicht mehr geheizt werden und auch die Lichter blieben aus. Aber spart das wirklich so viel Energie oder verlagert sich der Verbrauch nur?

Wer alleine wohnt, und morgens die Wohnung Richtung Job verlässt, dreht vermutlich die Heizung tagsüber runter. In einem kalten Homeoffice mag aber wohl kaum einer sitzen. Zuhause arbeiten bedeutet also, dass die Heizkörper den ganzen Tag über glühen aber auch, dass die Lichter zu Hause brennen. Die Tage werden kürzer und kühler. Der Computer hängt an der Steckdose, vielleicht auch noch der Scanner, das Festnetztelefon oder das gute, alte Faxgerät.

Der Energieverbrauch zu Hause würde auf jeden Fall steigen und die Kosten bleiben am Arbeitnehmer hängen. Die Firma dagegen spart natürlich im großen Stil. Es sind ja nicht nur die kleinen Schreibtischlampen, die für Mitarbeiter leuchten. Großraumbüros, Flure, Konferenzräume, Aufzüge, Tiefgaragen, Kantinen etc. Da kommt über den ganzen Arbeitstag gesehen viel zusammen. Die Firmen würden definitiv Energie sparen aber auch jede Menge Kosten.

Kommt niemand mehr zur Arbeit, braucht es auch kein Reinigungspersonal. Auch die unzähligen Kaffeetassen landen nicht mehr in der Spülmaschine der kleinen Büroküche, sondern werden zuhause gereinigt. In vielen Konzernen steht den Mitarbeitern auch Kaffee und Trinkwasser kostenlos zur Verfügung. Auch hier muss der Arbeitnehmer im Homeoffice die Kosten selber tragen. Auch was das Mittagessen angeht, dürfte es für viele Mitarbeiter zuhause teurer werden. In vielen großen Kantinen gibt es für vier bis fünf Euro eine sättigende Mahlzeit. Die günstigen Preise werden von Arbeitgebern subventioniert. Kantinen sind allerdings auch extreme Energiefresser. Bleibt die Kantine geschlossen, muss weder der Strom noch das Personal bezahlt werden. Zuhause dagegen, im Homeoffice läuft dann der Herd oder Ofen und ob da vier Euro jeden Tag zum Einkaufen und Kochen reichen, wage ich zu bezweifeln. 

Neben den Energiekosten kommt auch noch der Wasserverbrauch hinzu. Ich habe gelesen, dass gesunde Menschen am Tag bis zu acht Mal auf Toilette gehen. Acht Klospülungen und acht Mal Händewaschen kostet. Und nicht nur Wasser. In Badezimmern läuft ebenfalls die Heizung und wer setzt sich schon gerne im Dunklen auf den Pott?

Laut Experten könnte in Deutschland 5 Prozent des Energieverbrauchs durch Homeoffice eingespart werden. 

Und welche Firma spart nicht gerne? Am liebsten natürlich Kosten! Daher darf bei all den Berechnungen nicht vergessen werden, dass es am Ende nicht nur ums Energiesparen geht, sondern auch um zusätzliche Belastungen für die Arbeitnehmer. Homeoffice bedeutet für die Menschen in erster Linie, höhere Energiekosten zuhause, während die Konzerne Millionen einsparen. Daher sollten die Arbeitgeber unbedingt in die Pflicht genommen werden und sich finanziell an den Mehrausgaben beteiligen. Eine monatliche Energie-Pauschale, in Form von einer Gehaltserhöhung wäre mehr als angebracht.

Mein Fazit

Homeoffice bedeutet natürlich auch, dass die Arbeitswege wegfallen. Hier sehe ich das größte Einsparpotenzial für die Arbeitnehmer, besonders für die, die täglich auf ihr Auto angewiesen sind. Homeoffice bringt hier nicht nur finanziell, sondern auch mit Blick auf die Gaskriese nur Vorteile. Ansonsten könnte das Arbeiten von zu Hause, am Ende für viele Menschen in Deutschland verdammt teuer werden. Besonders wenn die Kosten der Firmen einfach nur auf die Mitarbeiter umgewälzt werden.

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Isabella Müller-Reinhardt
Isabella Müller-Reinhardt

Die in Madrid aufgewachsene Münchnerin arbeitet seit mittlerweile mehr als zwanzig Jahren als Sportmoderatorin für verschiedene deutsche und englische Fernsehsender. Zu den Stationen Müller-Reinhardts zählen unter anderem ARD, ITV, Sport1, Sky und Arena. Zudem plaudert sie in einem Podcast über „Weiberkram“, schreibt diverse Sportkolumnen und hat mit "Mensch Trainer" im Sommer 2020 ihr erstes Buch veröffentlicht.